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Bioenergiedörfer im Landkreis Marburg-Biedenkopf

Bei den Bioenergiedörfern gehört der Landkreis Marburg-Biedenkopf zu den deutschen Spitzenreitern: 13 Dörfer decken ihren Energiebedarf weitgehend aus erneuerbaren Energien. Der Großteil der Haushalte ist an ein gemeinsames Biowärmenetz angeschlossen, das von einer Genossenschaft betrieben wird. Dabei ist das gemeinschaftliche Eigentum zentral, weil es zu einer starken Identifikation und einer besonderen Verantwortung der Beteiligten führt.

Fermenter Bioenergieanlage. Hier wird die Biomasse zu Biogas vergoren

Bioenergiedörfer im Landkreis Marburg-Biedenkopf

Mit Oberrosphe startete das erste Bioenergiedorf im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Es war zugleich das zweite Bioenergiedorf in Hessen. Seitdem haben die Ortschaften in der Region unterschiedliche Herangehensweisen gewählt, um ihre Energieversorgung zu gewährleisten. Während einige auf die Abwärme von Biogasanlagen setzen, nutzen andere Holzhackschnitzel oder Wärme aus der Holzabfall-Verbrennung. Diese Vielfalt zeigt, dass es keine Einheitslösung gibt, sondern jeder Ort individuell wählen sollte.

Übersicht Bio-Energiedörfer im Landkreis

Neben Oberrosphe gehören Unterrosphe, Schwabendorf, Josbach, Erksdorf, Großseelheim, Mardorf, Erfurtshausen, Fronhausen und Heskem-Mölln zu den Bioenergiedörfern. Dazu gibt es mit Rauschenberg sogar eine Bioenergiestadt. Zuletzt wurden Kirchhain-Kleinseelheim und Neustadt-Mengsberg zu Bioenergiedörfern.

Und die Beispiele machen weiter Schule: Für weitere fünf Dörfer bestehen Planungen, die zum Teil bereits in Machbarkeitsstudien vertieft wurden. Der Landkreis hat zuletzt die Bioenergiegenossenschaft Bracht mit Genossenschaftsanteilen in Höhe von 6.000 Euro zur Versorgung der örtlichen Grundschule unterstützt und eine Informations- und Vernetzungsveranstaltung zum Thema Fördermittel für erneuerbare Nahwärmeversorgung organisiert. Hierbei kamen zahlreiche Menschen aus anderen Bioenergiedörfern und Interessierte zusammen, um sich zu vernetzen.

Ein solches Vernetzungs-Projekt ist die thermische Verwertung von im Landkreis anfallendem Heckenschnitt, der in Zusammenarbeit mit den Bioenergiegenossenschaften bearbeitet wird. Damit wird der Landkreis bei seiner Energieversorgung noch ein wenig autarker. Zudem wird die regionale Wertschöpfung gesteigert.

Der Weg zum Bioenergiedorf ist jedoch nicht immer einfach und mitunter von Hindernissen und Herausforderungen geprägt. Zunächst gilt es, genügend Teilnehmerinnen und Teilnehmer für das gemeinsame Wärmenetz zu gewinnen, damit sich die Investition lohnt. Eine entscheidende Rolle spielen die Aktiven aus dem Dorf, die von der Kommunalverwaltung unterstützt werden sollten. Schwierigkeiten können auch beim Bau des Wärmenetzes auftreten, etwa durch unvorhergesehene Gegebenheiten im Untergrund. Diese können jedoch durch eine enge Zusammenarbeit der bautragenden Genossenschaft mit der Kommune gelöst werden.

Ist dieser Weg gemeistert, steht einer klimaschonenden und nachhaltigen Energieversorgung in Bürgerhand nichts mehr im Wege. Besonders hervorzuheben ist dabei der positive Effekt auf die Dorfgemeinschaften. Durch das gemeinschaftliche Projekt wird das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt und die Dörfer werden auch für Zugezogene attraktiver. Im Laufe der Zeit überträgt sich der Unternehmungsgeist auch auf andere Bereiche, wie beispielsweise Projekte zum Wohnen im Alter oder zu gemeinsam genutzten Elektro-Fahrzeugen.

Das Modell der Bioenergiedörfer steht beispielhaft für das Gemeinwohl und bietet auch künftigen Generationen eine Perspektive. Die Ortschaften zeigen eindrucksvoll, wie sie die Gemeinschaft stärken und zugleich einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten – eine dezentrale, nachhaltige und bürgernahe Energieversorgung. In Zukunft könnten diese Erfahrungen und Erkenntnisse auch auf andere Regionen in Deutschland und im Ausland übertragen werden.


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