Marburg-Biedenkopf – Der Landkreis Marburg-Biedenkopf setzt sich gemeinsam mit hiesigen Landwirten und Naturschützern für den Schutz von Wiesenbrütern, darunter auch den gefährdeten Kiebitzen, ein. Im Amöneburger Becken konnten wegen der guten Zusammenarbeit der Beteiligten vor kurzem bis zu sieben Kiebitzbruten von vier Brutpaaren gesichert werden.
Die Kiebitzbestände sind in den letzten Jahren stark rückläufig. Durch verstärkte landwirtschaftliche Nutzung in einigen Grünlandbereichen und den Rückgang der Weidewirtschaft muss der Wiesenbrüter immer häufiger auf Ackerstandorte, oftmals Maisäcker, ausweichen. Um zu verhindern, dass Gelege bei Feldarbeiten unbeabsichtigt zerstört werden, gründete die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Marburg-Biedenkopf die Arbeitsgemeinschaft Wiesenbrüter. Gemeinsam mit hiesigen Landwirten sowie haupt- und ehrenamtlichen Naturschützern des NABU und der Vogelschutzwarte widmet man sich hier gemeinsam unter anderem dem Schutz des gefährdeten Vogels.
Von den Naturschützern erhalten die Sachbearbeiter und Gebietsbetreuer der Kreisverwaltung wertvolle Hinweise, in welchen Bereichen schützenswerte Arten vorkommen und können so gezielt Landwirte ansprechen um gemeinsame Lösungen zu entwickeln. So beispielsweise in Amöneburg. Hier stellte ein Landwirt einen Teil seiner Ackerfläche zur Verfügung, die traditionell sehr häufig von Kiebitzen als Brutplatz angenommen wurde. Auf dieser Fläche verzichtet er auf die landwirtschaftliche Bestellung und erhält dafür eine Ausgleichszahlung. Dafür baut nun ein anderer Landwirt für ihn Mais an, den dieser für die Fütterung seiner Milchviehherde benötigt. Zudem wurde das Gelände zum Schutz gegen Füchse und andere Raubtiere mit einem Elektro-Zaun gesichert. Gemeinsam konnte so ein sicherer Raum zur Brut geschaffen werden. In anderen Regionen wurden zudem kleinere Gewässer angelegt, um den jungen Küken optimale Futterbedingungen zu schaffen. Daneben helfen oft auch sehr einfache Maßnahmen: so sollten beispielsweise Hundehalter ihre Tiere während der Brut- und Setzzeiten an einer Leine halten, um die Gelege der Wiesenbrüter zu schützen.
Finanziert werden die Maßnahmen aus Mitteln des Natura 2000 Gebietsbudget sowie dem Hessischen Agrarumwelt- und Landschaftspflegeprogramm (HALM). Im Landkreis Marburg-Biedenkopf ist die Bereitschaft der Landwirte über diese Programme einen Beitrag zum Schutz der Kulturlandschaft zu leisten sehr hoch, obwohl für sie damit oftmals Erschwernisse bei der Landwirtschaft einhergehen. Etwa 600 Hektar HALM-Blühflächen und rund 8.000 ha HALM-Grünlandextensivierung werden derzeit von Landwirten umgesetzt. Das entspricht fast der Hälfte des gesamten Grünlandes im Landkreis.
Seitens der Kreisverwaltung bringen die Untere Naturschutzbehörde und der Fachdienst Agrarförderung und Agrarumwelt ihre Expertise sein. Eine Expertise des Landkreises, die das Regierungspräsidium Gießen im Zuge der Biodiversitätsstrategie für „beispielhaft“ hält und die sehr gute Zusammenarbeit betont.