Auch wenn der eine oder andere Körperschmuck durchaus optische Reize haben und schön aussehen kann – nicht vergessen werden darf, dass Piercing, Ohrlochstechen und Tätowierungen mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden sind.
Alles klar!
Diese Seite informiert umfassend über die gesundheitlichen Gefahren dieser Eingriffe. Sie soll darüber hinaus helfen, Risiken rechtzeitig und gezielt zu erkennen und Gefahren nach Möglichkeit zu vermeiden, wenn Piercing, Ohrlochstechen oder Tätowierung dennoch durchgeführt werden sollen.
Was kann beim Piercen, Tätowieren und Ohrlochstechen passieren?
Durch den Eingriff kann es zu Blutungen, Wundinfektionen, zur Übertragung von Bakterien und Viren, zur Blutvergiftung und zu allergischen Reaktionen kommen. In den für die Tätowierung benutzten Farben können außerdem schädliche oder auch giftige Stoffe enthalten sein.
Warum kann es beim Piercen, Tätowieren und Ohrlochstechen zu Infektionen kommen?
Bei den Eingriffen wird die Haut und das darunter liegende Gewebe verletzt und dadurch eine mögliche Eintrittspforte für allerlei Krankheitserreger geschaffen. Eine erhöhte Gefährdung besteht insbesondere, wenn grundsätzliche Voraussetzungen der Hygiene nicht beachtet werden. Durch den Einsatz nicht oder unzureichend sterilisierter Instrumente kann es zur Übertragung von Viren (z. B. Hepatitis B oder C, HIV (AIDS)) kommen. Außerdem können von der Haut, der Hand des Piercers/des Tätowierers oder über die verwendeten Instrumente Bakterien in die Wunde gelangen und nachfolgend zu einer Entzündung oder gar einer – möglicherweise lebensbedrohlichen – Blutvergiftung führen.
Vor allem bei Nabel- und Intim-Piercings gibt es oft Komplikationen, da hier die natürliche Besiedlung der Haut mit Bakterien besonders ausgeprägt ist. Ist das Gewebe – wie im Falle des Ohrknorpels – außerdem noch schlecht durchblutet, drohen zusätzliche Gefahren, da die Infektabwehr des Körpers, aber auch Antibiotika diese Bereiche nicht oder nur schlecht erreichen. Das Gewebe (hier der Ohrknorpel) kann absterben und entstellende Narben können die Folge sein. Besonders wichtig ist, dass die in oder unter die Haut eingebrachten Materialien steril, also frei von Krankheitserregern (Bakterien, Viren) sind. Nicht sicher sterile Materialien können zum Ausgangspunkt einer Infektion werden.
Das gilt auch und in ganz besonderer Weise für den neuen Piercing-Hit, den sogenannten Hautanker (Dermal Anchor), einer dauerhaft unter die Haut eingebrachten Platte mit Innengewinde, in die ein Schmuckkopf aufgeschraubt werden kann. Problematisch ist, dass Piercing-Schmuck häufig gar nicht sterilisiert wird, weil er die erforderlichen hohen Temperaturen des Sterilisierungsvorganges nicht überstehen würde.
Allergien durch Piercing und Tattoo?
Piercingschmuck enthält häufig Nickel. Etwa 15 bis 20 Prozent der Frauen und 4 Prozent der Männer in Deutschland reagieren allergisch auf Nickel – eine entzündliche Veränderung der Haut (Ekzem) kann die Folge sein. Allergien nach Tätowierung sind zwar selten, wenn sie jedoch auftreten, verlaufen sie häufig schwerwiegend. Da es sich um eine sog. allergische Spätreaktion handelt, treten Symptome (Ekzem, Blasen, Juckreiz, Schwellung, Knötchenflechte) erst 48 bis 72 Stunden nach erneutem Kontakt zu dem auslösenden Stoff auf.
Gesundheitsschäden durch Tätowierfarben?
Seit dem 1. Mai 2009 regelt die sogenannte Tätowiermittel- Verordnung, dass in bunten Farben besonders gefährliche Bestandteile nicht mehr enthalten sein dürfen. Hierzu zählen beispielsweise die Azofarbstoffe, die in Kosmetika wegen der möglichen Krebsgefahr längst verboten sind.
Zwei Drittel aller Tattoos werden aber mit schwarzer Farbe durchgeführt. Für diese Farben, die typischerweise giftige, möglicherweise krebserregende Bestandteile enthalten, sind in der Verordnung keine Stoffverbote festgelegt. Viele andere Farbbestandteile sind nicht einmal auf eine mögliche Gesundheitsgefährdung untersucht.
Und was noch?
Eine mögliche Verletzung der Harnröhre beim Intim- Piercing (Harnröhrenriss) ist ebenso unschön wie eine erhöhte Sonnenempfindlichkeit der Haut als mögliche Folge von Tattoos. Zwar können Tattoos theoretisch mittels Laserbehandlung wieder entfernt werden – welche gesundheitlichen Langzeitschäden damit verbunden sind, ist bisher nicht untersucht.
Was ist erforderlich, um mögliche Gesundheitsrisiken zu vermindern?
Der Verzicht auf Piercings an besonders sensiblen Stellen (Nabel, Intimbereich, Ohr) kann helfen, gefährliche und/ oder lästige Komplikationen zu vermeiden. Chronisch Kranke, Immungeschwächte und Diabetiker sollten sich wegen des erhöhten Infektionsrisikos grundsätzlich nicht derartigen Eingriffen unterziehen – gute Studios achten hierauf!
Grundsätzlich gilt, dass die Haut rund um die Eingriffsstelle großflächig gesäubert und ordentlich desinfiziert werden muss. Dabei ist auf eine hinreichende Einwirkzeit des Desinfektionsmittels zu achten. Ebenso ist hygienisch einwandfreies Arbeiten absolute Pflichtaufgabe.
Hierzu gehört die Reinigung und gründliche Desinfektion der Hände vor dem Eingriff, das Tragen von (in der Regel sterilen) Einmal-Handschuhen während des gesamten Arbeitsganges sowie die Verwendung einwandfrei aufbereiteter Instrumente bzw. steriler Einweg-Instrumente. Wiederverwendbare Instrumente müssen vor jeder erneuten Anwendung gereinigt, desinfiziert und ggf. auch sterilisiert werden. Ausnahmslos sterilisiert werden müssen Instrumente, die Haut- oder Schleimhaut durchdringen und alle Gegenstände, die in oder unter der Haut oder Schleimhaut angebracht werden.
Ohrlöcher sollten ausschließlich ins Ohrläppchen (nicht in den Knorpel) gestochen werden und dabei steriles Einweg- Instrumentarium und sterile Ohrstecker verwendet werden. Entsprechende Ohrlochstechsysteme sind auf dem Markt verfügbar. Wichtig zu wissen ist, dass weder Piercer noch Tätowierer ein anerkannter Ausbildungsberuf ist!