Mit Farbstoffen aus der Natur lassen sich viele Farbtöne erzielen. Es handelt sich um nachwachsende Rohstoffe, die ohne Erdölchemie auskommen. Namen einheimischer Pflanzenarten wie Färberginster, Färberdistel, Färberreseda, Färberkamille und Färberröte weisen auf ihre Eignung als Naturfarbstoff für Wolle hin.
Drei Ausgangsfarben sind für den Färber notwendig: Gelb, Rot und Blau.
Gelbe bis braune Farbtöne
Zarte Gelbtöne werden mit einem Aufguss der Echten Kamille erreicht. Das kräftigste Gelb bewirken allerdings die Blüten der Färberkamille (Anthemis tinctoria, Bild 1). Die zwei- bis mehrjährige Pflanze aus der Familie der Korbblütler wächst zerstreut an Wegrändern und sonnigen Hängen. Getrocknete Blüten lassen sich jahrelang aufbewahren. Ebenso eignen sich Färberginster (Genista tinctoria, Bild 2), Färberdistel (Carthamus tinctorius, Bild 3), Färberreseda (Reseda luteola, Bild 4) und Färberscharte (Serratula tinctoria, Bild 5).
Die getrockneten Blüten des Mädchenauges (Coreopsis tinctoria, Bild 6) ergeben Farben von gelb bis orange. Der einjährige Korbblütler bildet vom Sommer bis zum Herbst an zarten Stängeln zweifarbige Blütenköpfchen.
Die trockenen äußeren Fruchtschalen der Küchenzwiebel (Allium cepa, Bild 7) färben gelb bis braun.
Rote Farbtöne
Die Krapp-Pflanze oder Färberröte (Rubia tinctorium, Bild 1 und 2), eine 50 bis 80 cm hohe Staude zählt zusammen mit Waldmeister und Labkraut zur Familie der Rötegewächse, liebt warmes Klima und wächst bevorzugt auf tiefgründigen, nährstoffreichen Böden. Sie enthält in ihren Wurzeln einen roten Farbstoff, der sich erst nach dem Trocknen entwickelt. Die zerkleinerten getrockneten Wurzeln lassen sich lange lagern. Krapp gehört zu den ältesten Färbepflanzen der Welt und war in der Antike und im Mittelalter der bedeutendste Lieferant für roten Farbstoff. Heute steht die Krapp-Pflanze im Verdacht, krebserregend zu sein, weil sie krebsauslösende Anthrachinonfarbstoffe enthält.
Aus getrockneten Cochenille-Schildläusen (Coccus cacti, Bild 3) wird ein wasserlöslicher Farbstoff gewonnen, der auch heute noch für Kosmetik, Getränke und Lebensmittel verwendet wird und eine Vielfalt von leuchtenden Farbtönen von Rot über Pink bis zum Violett bietet.
Blaue Farbtöne
Die klassische europäische Pflanze für den blauen Farbstoff Indigo ist der Färberwaid (Isatis tinctoria, Bilder 1 und 2). Aus den Blättern wird die farblose Vorstufe gewonnen, die an der Luft zu Indigo oxidiert.
Als Alternative ist Blauholz (Bild 3)aus dem Kernholz des immergrünen Campechebaumes (Haematoxylum campechianum) aus Mittelamerika möglich. Das Holz wird in Apotheken in geraspelter Form verkauft; die roten Späne ergeben einen dunkelblauen Farbsud. Schwarze Trachtenröcke wurden in Hessen mit Blauholz-Spänen gefärbt.
Am einfachsten lassen sich direkt färbende Säfte aus dem Haushalt, z. B. der Saft des Schwarzen Holunders (Sambucus nigra, Bild 4) verwenden. Mit Alaun und Essig erhält man blaue und lila Farbtöne. Die Lichtbeständigkeit ist allerdings gering.
Eier färben
Ungiftige Naturfarben für Textilien eignen sich auch zum Eierfärben. Um die Leuchtkraft der Farben zu erhöhen und das Aufziehen der Farbstoffe auf die Kalkschale zu fördern, kann Alaun verwendet werden. - Die Nutzung von Alaun ist jedoch umstritten, das Salz gilt heute als giftig und sollte nicht bei der Arbeit mit Kindern eingesetzt werden. Alternativ kann Essig, Pottasche oder Kaliumcarbonat verwendet werden. Nicht lebensmittelechte Farben, z. B. aus Krappwurzel und Blauholz, dürfen nicht mehr für Eier, die zum Verzehr bestimmt sind, verwendet werden.
Interessante pflanzliche Muster entstehen, wenn die Eier mit zierlichen Blättern oder Gräsern bedeckt und mit einem Nylonstrumpf oder Mull umspannt werden. Die Blätter heben sich hell von der gefärbten Eierschale ab. Papierschablonen, Gummiringe oder Obst- und Gemüsenetze ergeben ebenso dekorative Muster.
Farbe | Färbemittel | Rezept |
---|---|---|
gelb | Färberkamille Färberginster Färberdistel Färberreseda Färberscharte |
30 bis 50 g getrocknete Blüten in 1 l Wasser ca. 15 bis 30 Minuten kochen; 5 g Pottasche oder Essig zugeben; Blüten absieben. |
gelb bis braun |
Mädchenauge | 20 g getrocknete Blüten in 1 l Wasser ca. 15 bis 30 Minuten kochen, 5 g Pottasche oder Essig zugeben; Blüten absieben. |
hellbraun bis dunkelbraun |
Zwiebelschalen | 2 Hände voll in 1 l Wasser mehrere Stunden einweichen; 1 Esslöffel Essig zugeben, dann 15 Minuten kochen. |
ockerfarben | Walnuss | 20 g Walnussschalen oder -blätter in 1 l Wasser 5 Minuten kochen. |
rot bis rotbraun |
Krappwurzel (Eier nicht zum Verzehr geeignet) | 30 g zerkleinerte Wurzeln in 1 l Wasser 5 Minuten kochen. |
rosa bis pink |
Cochenille-Schildlaus | 2 g getrocknete Läuse zerreiben und in 1 l Wasser 10 Minuten kochen; mit Essig werden die Eier schwarz. |
graublau bis violett |
Holunderbeeren | 200 g eingefrorene Beeren in 1 l Wasser ca. 15 bis 30 Minuten kochen, 5 g Pottasche oder Essig zugeben, bei Kalkzugabe tiefes Blau. |
violett bis fast schwarz |
Blauholz (Eier nicht zum Verzehr geeignet) | 5 g Späne in 1 l Wasser einweichen und 30 Minuten stehen lassen; dann 10 Minuten kochen. Die roten Späne ergeben einen dunkelblauen Farbsud. |