FSJ-Kultur in der Kreisverwaltung

Beginn

Im September 2020 startete mein FSJ-Kultur in der Kreisverwaltung Marburg-Biedenkopf. In den ersten Tagen war alles noch ziemlich neu und ungewohnt. Aus der Schule direkt rein ins Arbeitsleben war ein Bruch, an den musste ich mich erst mal gewöhnen. Vollzeit zu arbeiten und dementsprechend weniger zu Hause zu sein und vergleichsweise weniger Freizeit zu haben, fiel mir anfangs ziemlich schwer. Die flexible Arbeitszeiteinteilung half mir sehr dabei mich einzugewöhnen, ich konnte ein bisschen länger schlafen als in der Schulzeit und wenn ich an einem Tag früher gehen wollte, blieb ich einfach am nächsten etwas länger. Auch selbstständig eine Mittagspause zu machen, war ziemlich ungewohnt, doch auch das regelte sich schnell. 

Corona

Im November kam dann die zweite Coronawelle, die sich bis ins Frühjahr 2021 erstreckte. Die Kolleg*innen gingen vermehrt ins HomeOffice, es fanden keine Veranstaltungen statt. An sich war ziemlich wenig zu tun, also bestanden meine Aufgaben darin, Recherchen zu verschiedenen kulturellen Themen anzustellen. Ab und zu half ich auch in anderen Abteilungen aus, beispielsweise als es um die Vorbereitung des digitalen Neujahrsempfangs ging. So fand ich zwischendurch auch immer mal wieder Zeit, mich über verschiedene Studiengänge zu informieren – etwas, was ich in meiner Schulzeit und vor allem später in der Abiturphase nicht machen konnte. 

Aufgaben abseits von Corona

Natürlich war mein FSJ nicht nur geprägt von Corona. Am Anfang durfte ich sogar einen Artikel für das Jahrbuch 2021 des Landkreises schreiben. Außerdem durfte ich im Spätsommer losziehen und Bilder von Marburg für das Jahrbuch schießen. Eine sehr angenehme Aufgabe, die ich gerne annahm und die mir liegt. Neben diesen Aufgaben begleitete ich im Spätsommer und Herbst den Fachdienstleiter, Herrn Dr. Morr, auf verschiedene Außentermine: Sei es eine Bescheidübergabe für einen Verein zur finanziellen Unterstützung für den Bau eines neuen Vereinshauses oder eine Besichtigung eines Freibades aufgrund eines Förderantrages. Zwei Termine, die aus dem Bereich Sport kamen und aus politischer Sicht unheimlich interessant waren. Aus dem Bereich Kultur gab es ebenfalls auch Außentermine, beispielsweise verschiedene Treffen mit Fachleuten zu Standorten für mögliche Ankerpunkte für die Route der Arbeits- und Industriekultur. Auch interessant war der Besuch auf der Zeiteninsel (archäologisches Freilichtmuseum), hier wurde ein Bescheid übergeben. Anwesend waren viele interessante Persönlichkeiten, wie die hessische Kultusministerin Angela Dorn, der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow, die Landtagsabgeordneten Dr. Horst Falk und Dirk Bamberger, sowie der Bürgermeister von Weimar (Lahn) Peter Eidam. Zu sehen, wie so viele (hohe) Politikerinnen und Politiker auch noch nach dem offiziellen Teil Networking zu anderen Themen betrieben, war sehr spannend. Hinter die Kulissen konnte man schließlich auch nicht jeden Tag sehen.  

FSJ-Projekt

Da im Oktober schon abzusehen war, dass eine zweite Welle kommt, wurde mein FSJ-Projekt digital durchgeführt. Es bestand aus zwei Teilen – dem Kunst-Adventskalender 2020 und den digitalen Kulturwochen 2021. 

Im November fing ich mit der Planung für den Adventskalender an. Ich überlegte mir ein Konzept und erstellte die entsprechenden Bewerbungsunterlagen. Die technische Seite musste ebenfalls abgeklärt werden – Was kann so umgesetzt werden, was sollte man lieber abändern, und wenn ja, wie? – und während der Planungen schlug die zweite Coronawelle zu. Zwischen HomeOffice, Urlaub, Coronarichtlinien und darauf folgender Unterbesetzung stellten wir dieses Projekt auf die Beine. 24 Künstler*innen konnten mit Texten, Bildern und Videos in Erscheinung treten. Zum Kunst-Adventskalender erhielten wir viele positive Rückmeldungen und die Künstlerinnen und Künstler waren sehr glücklich, sich aktiv beteiligen und präsentieren zu können.

Im Januar plante ich dann den zweiten Teil meines Projektes – die digitalen Kulturwochen 2021. Der Unterschied zum Adventskalender war, dass sich nicht nur Künstlerinnen und Künstler bewerben konnten, sondern alle Kulturschaffenden aus dem Landkreis. Wieder schrieb ich Konzepte und entwarf Bewerbungsunterlagen, schrieb eine Mail an alle Kulturschaffenden und entwarf eine Pressemitteilung. Auch hier musste erneut die technische Seite abgefragt werden und so kam es, dass ich sogar einen Crashkurs in Sachen Homepagepflege erhielt, damit ich die einzelnen Beiträge selber einstellen konnte. 

Fazit

Viele Veranstaltungen mussten in meiner FSJ-Zeit abgesagt werden (z. B. Kunsttage 2020, verschiedene Vortreffen, Hessentag 2021, jegliche Ausstellungen im Foyer der Kreisverwaltung), dennoch habe ich viel gesehen und mitbekommen. Ich bekam die Chance, einen Artikel im Jahrbuch schreiben zu können, ich wirkte bei den Vorbereitungen für den Museumssonntag 2021, den Otto-Ubbelohde-Preis 2021 und die Kunsttage 2021 mit, konnte meine Projekte durchführen und vieles mehr. 

Über meine Zeit im Fachdienst Kultur und Sport werde ich nur positiv zurückblicken. Es herrscht eine so angenehme, freundliche und auch witzige Stimmung, man kann sich hier nur wohlfühlen. Dass die zweite Coronawelle genau in die Zeit meines FSJs fiel, war ärgerlich, aber kein Weltuntergang. Trotzdem hatte ich hier eine schöne und auch lehrreiche Zeit. 

Alles in allem kann ich empfehlen: Macht ein FSJ-Kultur in der Kreisverwaltung!

Lucy B., April 2021

Wie war der Einstieg ins FSJ für dich? War der Umstieg von Schule auf das Arbeiten gehen schwer?

Das FSJ Kultur bedeutete für mich nach der Schule einen nächsten Schritt in Richtung Arbeitsleben. Den Freiwilligendienst erlebte ich als Möglichkeit, schon einmal erste Erfahrungen für das Berufsleben zu sammeln.

Das FSJ insgesamt war für mich eine Orientierungsphase, in der ich Interessen entdecken und weiterentwickeln, Zahlreiches dazulernen sowie neue Kontakte schließen konnte. Es ist zwar einerseits der Sinn eines Freiwilligendienstes, dass der oder die Freiwillige seiner Einsatzstelle eine Unterstützung ist, doch vor allem soll das Freiwilligenjahr auch ein Jahr für die Freiwilligen selbst sein: dieses Gefühl wurde mir vermittelt. So wurde mir der Einstieg in das FSJ bzw. der Umstieg von Schule auf das Arbeiten von Seiten der Einsatzstelle nicht zuletzt durch Aufgaben-Stellungen, die vielfach bewusst meine Interessen adressierten, erleichtert.

Was waren deine Aufgaben (vor und während Corona)?

Das Aufgabenspektrum im Gesamten empfand ich als sehr vielfältig und abwechslungsreich. Zum einen gab es einige Aufgaben, bei denen meine eigene Kreativität gefragt war, so durfte ich bspw. für das Jahrbuch des Landkreises Marburg-Biedenkopf eigene Beiträge schreiben.

Auch bei der Vorbereitung einiger kultureller Veranstaltungen des Landkreises war ich involviert. Dazu zählten der Literaturparcours und der Literaturfrühling, die Otto-Ubbelohde-Preisverleihung und die Kunsttage. Bei weiteren durch die Kreisverwaltung ausgerichteten Veranstaltungen durfte ich als Unterstützung vor Ort helfen, beispielsweise bei der Musikveranstaltung „Hörgenuss“ im Dezember 2019, dem Neujahresempfang der Landrätin im Januar 2020 oder der Verleihung des „Kreislöwen“ im Sommer 2020.

Ab dem Beginn der Corona-Pandemie veränderten sich meine Aufgaben: Für das Jahrbuch 2021 war ich im Gebiet der Stadt Marburg unterwegs, um einige der für den Alltag unter Corona-Bedingungen typischen Situationen zu fotografieren. Ebenso half ich dabei, den „Corona-Kultur-Kanal“ des Landkreises zu gestalten. 

Außerdem war ich bei der Schaffung unseres neuen Kulturportals maßgeblich beteiligt. Zu meinen Aufgaben hierbei gehörten das Erarbeiten einer Anleitung und die Informierung der Kulturschaffenden im Landkreis, ebenso das Angebot einer telefonischen Hilfestellung für die Kulturschaffenden bei der Erstellung des eigenen Eintrags im Kulturportal.

Zudem durfte ich im November 2019 die Landrätin am „Vorlesetag“ an eine Grundschule begleiten und dieses Ereignis fotografisch dokumentieren.

Neben vielen anderen Aufgaben ergaben sich außerdem mehrere Gelegenheiten, verschiedenste Einblicke zu erlangen und unterschiedliche Ereignisse mitzuerleben, zum Beispiel in der Kulturpolitik oder in die vom Fachdienst ausgerichteten Kulturkonferenzen, aber auch in der Museumsarbeit, Gedenkstättenarbeit, (bei den) Kreistagssitzungen, Ausschusssitzungen sowie Bescheid-Übergaben im Kultur- oder Sportwesen. Daneben erhielt ich Einblicke in den vom Fachdienst verantworteten Aufbau der „Route der Arbeits- und Industriekultur“. 

Wie sah dein FSJ-Projekt aus?

Mein Projekt wurde die Vernetzung der im Landkreis aktiven Theatergruppen. Konkret ging es darum, einen Arbeitskreis der Theatergruppen zu reaktivieren. Dieser hatte sich bereits bis einige Jahre vor Beginn meines Freiwilligenjahres des Öfteren, jedoch in zunehmend unregelmäßigeren Abständen mit bis zu mehreren Jahren Pause getroffen. Ziel des Projektes: Reaktivierung des Arbeitskreises als Anstoß für einen dauerhaften Vernetzungsprozess der Theaterschaffenden im Landkreis. Einen zentralen Projektaspekt sollte daher auch die Mitgestaltung der Theaterschaffenden selbst darstellen. 

Das Projekt der Reaktivierung des Arbeitskreises beinhaltete mehrere Phasen: Zur Vorbereitung gehörte einerseits die Recherche und Listenführung darüber, welche Theatergruppen es im Landkreis gibt. Andererseits durfte ich auf Basis meiner Vorschläge einen Fragebogen erarbeiten und an die Theatergruppen versenden. Zweck des Fragebogens war es, die Interessen der Theatergruppen zu erfragen. 

In der nächsten Phase ging es um konkretere Planung und die Durchführung: Auf Basis der erhaltenen Rückmeldungen organisierten wir ein Arbeitskreistreffen für August 2020 im Hauptgebäude der Kreisverwaltung. Für das Treffen wurde eine professionelle Schauspielerin vom Hessischen Landestheater Marburg engagiert, um einen Workshop mit den Teilnehmenden zum Thema „Ein paar Basics der Schauspielkunst“ durchzuführen.

Insgesamt bedeutete dieses Projekt für mich das Sammeln erster Erfahrungen im Bereich des Veranstaltungsmanagements. Es bot mir die Möglichkeit, viel Neues dazuzulernen. Nicht zuletzt dafür bin ich dem Fachdienst Kultur und Sport dankbar, welcher mir das „FSJ Kultur“ überhaupt erst ermöglichte.