Offene IT
Naturgemäß kommt den Daten und Anwendungen bei digitalen Prozessen eine besondere Bedeutung zu. Der Kreistag des Landkreises Marburg-Biedenkopf hat beschlossen, dass der Einsatz von Open Source Software in Zukunft auch im Landkreis eine größere Rolle spielen soll.
Mit solchen Softwarelösungen kann die wirtschaftliche und politische Abhängigkeit von einzelnen Herstellern und Lizenzmodellen verringert werden. Daneben gilt es außerdem zu beachten, dass bei kommerziellen Anwendungen in der Regel nicht nachvollziehbar ist, ob und welche Daten an die Herstellerfirmen übertragen werden. Da der Quelltext kommerzieller Anwendungen häufig als Geschäftsgeheimnis gehütet wird, können sich Nutzende lediglich auf die Aussagen und Zusicherungen der Herstellerfirmen verlassen. Open Source Software hingegen ermöglicht eine tatsächliche Kontrolle der Datenverwendung und damit eine erhebliche Steigerung der sicherheitstechnischen Transparenz und Datensouveränität.
Ein sofortiger, vollständiger Verzicht auf etablierte kommerzielle, proprietäre Software ist allerdings weder möglich noch zielführend. Für viele Fachverfahren existieren noch gar keine alternativen, offenen Anwendungen. Außerdem bestehen bei vielen Fachanwendungen auch langfristige Lizenz- und Dienstleistungsverträge. Sie sind zudem auch gut in die Verwaltungspraxis integriert. Es ist daher wichtig, dass insbesondere bei der Neuvergabe oder bei wesentlichen Änderungen die Beschaffung oder Entwicklung von freier und offener Software geprüft wird, um einen zielgerichteten Wandel zu gewährleisten.
Erhebliches Potential für nachhaltige Entwicklung haben neben offener Software auch offene Daten. Sogenannte „Open Data“ unterliegen keinen Beschränkungen hinsichtlich ihrer Nutzung und Weitergabe. Solange keine Persönlichkeitsrechte berührt werden oder rechtliche/gesetzliche Regelungen dem entgegenstehen, können öffentliche Verwaltungen ihre Daten zur freien Verwendung veröffentlichen.
Damit können sie Anwendungen und Datenauswertungen von Bürger*innen, Unternehmenden oder anderen Verwaltungseinheiten unterstützen, die dadurch selbst keine Eigenmittel zur Datenerhebung einsetzen müssen.
Die Erfahrung zeigt, dass es aber insbesondere die Behörden selbst sind, die ihre veröffentlichten freien Datensätze nutzen. Offene Daten sorgen neben Transparenz also auch für eine Effizienzsteigerung innerhalb von Verwaltungen
Technologie
Im digitalen Wandel sind Prozess- und Ergebnisoffenheit wichtiger denn je, denn die Herausforderungen, Rahmenbedingungen und Technologien entwickeln sich in einer Geschwindigkeit, die es schwierig macht, Lösungsansätze zu entwickeln, die über längere Zeiträume Bestand haben. Es gilt daher, Entwicklungspfade zu vermeiden, die einseitig auf eine bestimmte Technologie fokussiert sind. Diese zu erkennen, erfordert ein gutes Netzwerk aus starken, etablierten Akteuren, einem leistungsfähigen Mittelstand und einem attraktiven Umfeld für junge und innovative Unternehmen im Verbund mit den Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie den Verwaltungen im Landkreis.
Standardisierung
In nahezu allen Verwaltungsprozessen werden seit vielen Jahren bereits computergestützte Verfahren eingesetzt. Die Daten, die dabei generiert werden, konnten zu Beginn dieser Entwicklung nur lokal genutzt und gespeichert werden. Leistungsfähige Netzwerke und zentrale Speichermöglichkeiten standen erst später in größerem Umfang zur Verfügung. Dies hat sowohl verwaltungsintern, als auch zwischen verschiedenen Verwaltungsebenen, zu isoliert voneinander betriebenen Prozessen geführt: Die einzelnen Organisationseinheiten erzeugen und verarbeiten Daten hauptsächlich für den eigenen Zuständigkeitsbereich und die Fachanwendungen sind auf die jeweiligen Bedarfe zugeschnitten.
Unterschiedliche Formate, Softwareversionen oder unklare Datenquellen verhindern dann ein effektives Zusammenarbeiten und die Mehrfachnutzung bereits vorhandener Datensätze. Dies ist einerseits grundsätzlich kein besonders ressourcenschonendes Vorgehen und hat andererseits konkrete negative Auswirkungen auf die Servicequalität, die Verwaltungen ihren Bürger*innen und Kund*innen bieten können.