Das Museum
Bereits 1908 wurde im Schloss Biedenkopf ein Regionalmuseum eröffnet, das als Hinterlandmuseum auf heute 1.000 qm Ausstellungsfläche Hinterländer Kulturgeschichte aus den letzten 900 Jahren bietet. Die Dauerausstellung erstreckt sich über mehrere Stockwerke des Palasgebäudes und veranschaulicht themenbezogen Objekte aus der Kulturgeschichte des Hinterlandes. Zudem werden alljährlich 2–3 Sonderausstellungen präsentiert. Gleich am Eingang zum Museum, in der Halle, steht ein sogenanntes Pochwerk. Anhand dieses Objektes sollen dem Besucher die Arbeitsweisen und Methoden historischer Forschung vorgestellt werden. Daneben bieten eine barocke Handdruckspritze und eine als "Räderschlitten" gebaute Postkutsche einen Einblick in die Feuerbekämpfung und in das historische Reisen im Hinterland.
In der ehemaligen Küche, ein Raum, der noch vom Vorgängerbau des Palas erhalten ist, zeugen zahlreiche Fundstücke von den Freilegungsarbeiten auf dem Burggelände. Reiche Eisenerzvorkommen in der Region führten zur Gründung zahlreicher Eisenhütten. Beispielhaft für diese Zeit wird die "Ludwigshütte" in der Abteilung Eisenindustrie dargestellt. Schautafeln, Originalobjekte aus Gusseisen und ein Diorama beschreiben historische Prozesse der Eisenerzgewinnung.
Im ersten Obergeschoss befindet sich der Festsaal, der das besondere Ambiente für die Sonderausstellungen und die alljährlichen Kulturveranstaltungen bietet. Der wirtschaftliche Wert des Waldes für die Region sowie die Verwendbarkeit von Holz als Brennmaterial und Werkstoff für zahlreiche Handwerke wird im Grenzgangsraum ausführlich erläutert. Der Grenzgang ist ein in seiner Bedeutung weit über das Hinterland hinausreichendes Volksfest, das in der Stadt Biedenkopf alle sieben Jahre begangen wird. Im Obergeschoss stellt der Bereich Kleider machen Leute bzw. Leute machen Kleider die Spannweite der Textilhandwerke vor: Schuh- und Hutmacher-, Tuchweber-, Blaudrucker- und Strumpfwirkerexponate bezeugen die Arbeits- und Alltagswelt vergangener Jahrhunderte. Unter den vielfältigen sowie teilweise gänzlich unbekannten und sehr seltenen Geräten der Abteilung ist ein Strumpfwirkerstuhl, geschaffen um 1800, besonders hervorzuheben. Durch seine außergewöhnlich detailfreudige Machart ist er ein besonders reizvollen Zeugnis jener Jahre.
Andere Aspekte der Dauerausstellung veranschaulichen Tradition und Entwicklung der Tracht. In szenischen Darstellungen verbinden 14 lebensgroße Figurinen die Vielfalt der Hinterländer Trachten mit der Alltags- und Wohnkultur dieser Region. Spannend ist auch die Begegnung auf der Dachempore: Exponate der Schreiner, Zimmerleute, Glaser, Maurer, Weißbinder, Schlosser, Schmiede und Seiler betonen sozialhistorische Aspekte des Handwerks sowie die Veränderungen der alten Handwerkstätigkeiten bis weit in das 20. Jahrhundert.
Raume und Abteilungen
Erdgeschoss
- Burggeschichte
- Feuer- und Brandschutz
- Post und Reisen
- Eisenindustrie
Obergeschoss
- Historischer Abort-Erker
- Festsaal für Sonderausstellungen und Veranstaltungen
- Grenzgangsraum
Dachgeschoss
- Moderne Einflüsse auf die Tracht
- Trachten-, Alltags- und Wohnkultur
- Textilhandwerke
- Hinterländer Trachten im Dachgeschoss
Dachempore
- Bauhandwerke
Das Schloss
Geschichte vom Schloss Biedenkopf
Das Schloss Biedenkopf steht auf der Südspitze eines etwa einen Kilometer langen Bergrückens, fast 100 Meter oberhalb der Altstadt.
Der Name Biedenkopf taucht erstmals im Jahr 1196 bei der Bezeichnung eines „Hartmut von Biedenkopf" auf, der eine Urkunde des Erzbischofs von Köln bezeugt. 1232 wird die Ansiedlung als „villa", Dorf und im Jahr 1254 als „oppidum", Stadt bezeichnet.
Die ehemalige Burg oberhalb von Biedenkopf gehörte den Edelfreien von Hohenfels, die ihren Stammsitz auf Burg Hohenfels hatten und die Rechte am Gericht in Dautphe in der Grafschaft Battenberg besaßen. Im Jahr 1226 wird ein Ritter Gumpert von Biedenkopf erwähnt, dessen Tod ein Jahr später vermeldet wird, wobei man ihn da als Herrn von Hohenfels bezeichnet. Der bis heute erhaltene Bergfried wird auf vor 1175 datiert und ist Teil einer unter den Hohenfelsern erbauten Burganlage.
Die Landgrafen von Thüringen hatten zu Beginn des 13. Jahrhunderts die Gerichtsbarkeit der Herren von Hohenfels gewaltsam an sich gezogen. Zwischen 1231 und 1234 verwaltete Konrad, der jüngere Bruder von Landgraf Heinrich Raspe, die Grafschaft Hessen. Er kann als Gründer der Stadt Biedenkopf gesehen werden. Vermutlich hat Konrad die kleinere Burg der Hohenfelser erweitert, wovon die Reste einer Ringmauer heute noch erhalten sind.
Nach dem Tod des letzten Thüringer Landgrafen erhob Sophie von Brabant, die Tochter Landgraf Ludwig IV. und der Hl. Elisabeth, 1248 Ansprüche auf die Besitzungen der Landgrafen in Hessen.
Die Brüder Konrad, Gumpert und Ekkehard von Hohenfels, die Söhne jenes 1226 als Gumpert von Biedenkopf bezeichneten Herren, gaben der Landgräfin 1249 ihre Burg Hohenfels zu Lehen. Burg Biedenkopf wird dabei nicht mehr erwähnt, da sie wohl schon vorher von Konrad in Verbindung mit der Stadtgründung übernommen wurde. Als „oppidum" wurde Biedenkopf erstmals 1254 bezeichnet, als Sophie die Stadt und Burg Biedenkopf dem Herzog Albrecht von Braunschweig als Mitgift für ihre Tochter Elisabeth verpfändet. Aus dieser urkundlichen Ersterwähnung leitet die Stadt Biedenkopf ihr Alter ab und beging im Jahr 2004 ihre 750-Jahrfeier. Aus der Chronik des Wigand Gerstenberg von Frankenberg ist zu erfahren, dass Landgraf Otto die Burg Biedenkopf etwa im Zeitraum von 1293–97 von der nördlichen Hälfte des Berges nach Süden verlegt haben soll. Möglicherweise wurde aber ein Wohnturm im südlichen Burggelände schon unter Konrad neu errichtet.
Nach 1311 vererbte Otto seinen Besitz an Landgraf Heinrich II., der einer Sage nach als „Eiserner Heinrich“ durch das Gemäuer geistern soll.
1446 legten Landgraf Ludwig I. und Philipp von Katzenelnbogen für die Hochzeit ihrer Kinder Heinrich III. und Anna fest, dass Burg Biedenkopf aus dem Besitz der Landgrafen als Witwensitz an Anna übergehen soll. Als Bauherr des Palas von Schloss Biedenkopf kann daher Heinrich III. von Hessen gesehen werden. Ob Anna, die 1494 in Marburg starb, jemals in Biedenkopf gewohnt hat, bleibt offen, auch wenn der Neubau des Palas 1455 und Umbaumaßnahmen der Jahre 1480–83 darauf hindeuten, eine standesgemäße Unterbringung für die Landgräfin zu ermöglichen.
Das Schloss stand schon bald leer und wurde ab 1579 als herrschaftlicher Fruchtspeicher genutzt.
Ab 1843 wurden unter dem Kreisbaumeister Georg Friedrich Sonnemann, der die Zinnenbekrönung auf dem Bergfried entworfen hat, Sanierungsarbeiten am Schloss vorgenommen. Im Jahr 1866 übernahm Preußen die Region.
Seit 1908 beherbergt das Schloss ein Museum.
Nach einer umfassenden und ausgezeichneten Sanierung konnte das Hinterlandmuseum im Schloss 1993 neu eröffnet werden.
Bauhistorischer Rundgang
Ausgrabungen in den 1930er Jahren legten Mauerreste und ein Burgtor am Nordhang des Berges frei, die damals wieder aufgebaut wurden. Die größte Ausdehnung der Burganlage von ca. 200 x 80 m mit Wällen und Zwinger lässt sich heute noch erahnen. Der noch bestehende Teil der Burg an der Südspitze des Berges erstreckt sich noch über etwa 65 x 35 m. Ein Großteil der westlichen Mauer mit drei Türmen, vermutlich aus dem 13. Jahrhundert, ist noch zu sehen.
Der Bergfried ist einer der ältesten Teile der Burganlage und wurde ab der Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet. Er ist 21 m hoch und hat bei einem Durchmesser von 7 m eine Mauerstärke von 1,9 m. Der Eingang, die Rundbogenöffnung im mittleren Mauerabschnitt ist ursprünglich nur über eine Leiter oder Holztreppe erreichbar gewesen. Später wurde der Bergfried auch als Wachturm und Gefängnis genutzt.
Das innere Burgtor wird auf etwa 1360–70 datiert. Eine Ringmauer mit Ecktürmchen schließt sich an und bezieht den Bergfried mit ein.
Das Wohngebäude, der Palas ist 32 m lang und 12 m breit und besteht unter Verwendung älterer Bauteile im nördlichen Bauteil aus Grauwacke-Bruchsteinen. Das Dach war ursprünglich mit 6 Türmchen verziert, von denen zwei an den südlichen Ecken des Baus und vier weitere an den Traufseiten versetzt angeordnet waren.
Der Zugang zum ab 1455 erbauten Palas erfolgt über ein schlichtes Eingangsportal mit Hohlkehle. Das Gebäude gliedert sich klar in drei Zonen im Erd- und Obergeschoss und einen großen offenen Dachbereich. Von einer Eingangshalle gehen zwei kleinere Räume nach Norden und Süden ab. Über der Halle befindet sich ein Saal, von dem aus sich zwei weitere Räume erschließen.
Ein gefastes Portal in der nördlichen Querwand der Eingangshalle ist vermutlich das ehemalige Eingangsportal zum Vorgängerbau aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. In der ehemaligen Burgküche im Erdgeschoss zeugen Wandschränke, eine Längsbalkendecke, der Schornstein eines Kamins, ein Ausgussstein sowie ein jetzt in der Innenwand liegendes zugesetztes Fenster von der Bausubstanz des Vorgängerbaus zeugen.
Die kleineren Räume waren zu Wohnzwecken angelegt, wie Heizvorrichtungen, Sitzbänke und Wandschränke belegen. Im Obergeschoss gibt es zwei Abort-Erker an der Nord- und Ostwand.
Der große Saal über der Eingangshalle fungierte als Fest- und Empfangssaal. Er wird heute genutzt für Veranstaltungen des Museums, wie Vorträge, Theateraufführungen und Sonderausstellungen. Der älteste noch vorhandene Kamin im Palas mit Rauchfang und Wangesäulen ist zusammen mit dem Schornstein in der Quermauer Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet worden.
Das 10 Meter hohe Dachwerk des Palas wurde als Kehlbalken-Sparrendach errichtet. Für die Konstruktion wurden 2690 laufende Meter Holz aus ca. 150 Eichenstämmen verbaut, deren maximale Länge 12 Meter beträgt.
Kontakt
Adresse
Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf
Zum Landgrafenschloss 1
35216 Biedenkopf
Träger: Landkreis Marburg-Biedenkopf, Eigenbetrieb Jugend- und Kulturförderung
Kontakt
- 06461 924651
- 06461 924653
- Hinterlandmuseummarburg-biedenkopfde
Zeiten
Öffnungszeiten Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf:
Die Ausstellungen und der Bergfried können vom 1. April bis 15. November dienstags bis sonntags von 10:00 bis 18:00 Uhr besichtigt werden. Am Oster- und Pfingstmontag ist das Museum geöffnet. Außerdem kann das Hinterlandmuseum nach telefonischer Voranmeldung in der Regel auch während der Winterpause vom 16. November bis 31. März von Gruppen ab 10 Personen besichtigt werden.