Verleihung Jurypreis
Verleihung des Jurypreises der Kunsttage durch den Landkreis Marburg-Biedenkopf am 11. September 2016 an Ursula Eske
Das war keine leichte Aufgabe für die Jury! Die rund 150 Arbeiten von 95 Künstlerinnen und Künstler dahingehend zu prüfen, welche der Arbeiten sowohl qualitativ als auch in der Umsetzung des Mottos Entfernungen am meisten überzeugen konnte.
Dafür haben wir uns Zeit genommen! Die Jury – bestehend aus - Waltraud Mechsner-Spangenberg, Conny Pietzsch, Karin Stichnothe-Botschafter, Hans Schohl, Bernd Brust, Dr. Christoph Otterbeck und mir hat sich aus der Vielzahl guter Arbeiten aus den unterschiedlichsten Genres ein Kunstwerk ausgewählt!
Es gab witzige Arbeiten, ernste Arbeiten, Arbeiten, die das Thema im Sinne räumlicher Entfernungen aufgriffen, oder im Sinne sozialer Entfernung. Es gab auch Arbeiten die „etwas Entfernen“ wörtlich genommen haben, das Thema Flucht wurde öfters aufgegriffen und nicht selten die Weite. Also standen mannigfache Zugänge zur Auswahl.
Die Jury hat sich für eine Arbeit entschieden, die man nicht unbedingt bei einer Ausstellung wie der unseren vermuten würde.
Es handelt sich um die Arbeit einer Künstlerin / eines Künstlers aus MR-BID,
… aus Marburg
… einer Künstlerin
… mit einer Installation
Der Landkreis Marburg-Biedenkopf verleiht den mit 1.000 Euro dotierten Jurypreis der Kunsttage Marburg-Biedenkopf 2016 an die Marburger Künstlerin Ursula Eske, die mit der Installation „Kaffeefeld“ die Jury überzeugen konnte.
Herzlichen Glückwunsch Frau Eske!
Zur Begründung der Jury:
Das Kunstwerk „Kaffeefeld“ von Ursula Eske stellt eine außergewöhnliche und hochgradig überzeugende Bearbeitung des Themas „Entfernungen“ auf der Höhe der Zeit dar.
Die Bodenplastik lädt zu Gedanken und Gefühlen über Distanzen, Quantitäten und Qualitäten unserer heutigen Zeit ein.
Die auf den ersten Blick erfassbare formale Strenge des Quadrats als Bodenplastik führt bald zu einer genaueren Wahrnehmung der sanften Erhebungen und Absenkungen des dunklen Feldes.
Das Kunstwerk erlaubt durch seine Gestalt und auch den sanften Duft mannigfache Assoziationen: Es kann als samtig-weiches und fließendes Relief einer hügeligen Landschaft verstanden werden.
Das Kaffeefeld enthält mehrfache Bezüge zu radikalen Aussagen in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts, ohne sich darin zu erschöpfen: zum „Schwarzen Quadrat“ von Kasimir Malewitsch aus dem Jahr 1915, zur „minimal art“ und zur Materialästhetik der sogenannten „arte povera“.
Die künstlerische Ressource bestand aus alltäglichem Abfall: Zum Gestaltungsmittel wurde das, was beim Kochen des Kaffees normalerweise als wertlos zurückbleibt, aus der Maschine entfernt und dann entsorgt wird. Die Kaffeebohnen aber wuchsen in weit entfernten Ländern und wurden durch die Wirtschaftskreisläufe als Genussmittel zu uns in den Landkreis gebracht.
Es gibt zudem eine Geruchskomponente, das heißt Geruchserinnerungen der Besucher werden heraufbeschwört, diese „durchtränken“ die Betrachter und ergänzen so den rein visuellen Aspekt.
Während es den Kaffee früher nur im Kolonialwarenladen gab, ist er heute als preiswertes, alltägliches Genussmittel bei uns in unterschiedlichsten Formen omnipräsent.
Auch heute hat der Kaffeeanbau noch teils ausbeuterischen Charakter, womit im Kunstwerk auch die Dritte-Welt-Problematik deutlich wird.
Die Jury ist sehr davon angetan, dass diese Bearbeitung des Themas „Entfernungen“ auf ungewöhnliche Weise erfolgte, nämlich nicht abbildend oder illustrierend. Der Besucher wird vielmehr gefordert, seine Kenntnisse und Assoziationen zum „Feld“ Kaffee selbst einzubringen. Es entsteht ein Denk-Raum.
Fazit:
Ursula Eske als Marburger Künstlerin, die über Jahre hinweg skulptural in eigenem Atelier und Ausstellungsraum in Zwischenhausen sowie in Radenhausen am Fuße Amöneburgs arbeitet, hat mit dieser Bodenplastik die räumlich entfernte Welt des Kaffeeanbaus, der Ernte und der Röstung, der Weiterverarbeitung, des Handels auf den Weltmärkten - auch des geförderten fair trade - auf den "Boden der Kunsttage" geholt. Und das, ausgestellt an einem Ort, wo man den Kaffee früher ebenfalls im Sortiment finden konnte.
Herzlichen Glückwunsch zu dieser außergewöhnlichen Arbeit!
Dr. Markus Morr für die Jury
Verleihung Publikumspreis
Publikumspreis der Kunsttage des Landkreises Marburg-Biedenkopf 2016
Besucherbuch der Kunsttage
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