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Pressemitteilung 025/2025

07.02.2025

Braunkehlchen freut sich über gepflegte Lebensräume – Untere Naturschutzbehörde lässt Erlen und Weiden erneut zurückschneiden

Braunkehlchenpaare wie dieses sind in Deutschland selten geworden. Deshalb unterstützt der Landkreis Marburg-Biedenkopf den Erhalt der Art.

Marburg-Biedenkopf – Ein Großteil der selten gewordenen Braunkehlchen im Landkreis Marburg-Biedenkopf kommt in Lohra-Kirchvers vor. Damit sich die Vögel dort weiter wohl und sicher fühlen, hat die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises erneut Pflege- und Schnittarbeiten beauftragt.

Das Braunkehlchen gilt auch in Hessen als eine vom Aussterben bedrohte Art und steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten in Deutschland. Es überwintert südlich der Sahara. Wenn es im April aus Afrika in den heimischen Landkreis zurückkehrt, hat es mehr als 5.000 Kilometer hinter sich gebracht und ist daher ein sogenannter Langstreckenzieher. Wie viele andere Zugvögel auch, fliegt das Braunkehlchen nachts. Tagsüber sucht es nach Nahrung oder ruht sich aus. 

„Bei uns angekommen sucht es blütenreiche Wiesen und brachliegende Flächen, um hier seine Bodennester anzulegen und zu brüten. Da es große Bäume, Hecken und Ufergehölze wegen lauernder Fressfeinde meidet, ist es auf eine konsequente Gehölzpflege in seinem Lebensraumen angewiesen“, erklärt Gabriele Spill-Ebert von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. 

Im Jahr 2020 hatte die Untere Naturschutzbehörde auf Grundlage einer Bestandskartierung ein Konzept zur Sicherung und Aufwertung der letzten Brutgebiete des Braunkehlchens im Landkreis entwickelt. Die Naturschutzbehörde arbeitete dabei mit Biologen eines beauftragten Planungsbüros, der Vogelschutzwarte Hessen, dem Fachdienst Agrarförderung/Agrarumwelt des Landkreises und örtlichen Naturschutzgruppen zusammen. Dabei kristallisierte sich der Bereich um Kirchvers als „Hotspot“, also Schwerpunkt der Verbreitung, heraus.

 

Pflegemaßnahmen zeigen Wirkung: Bestände erholen sich langsam

Seitdem erfolgen in Kirchvers im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde in den Wintermonaten regelmäßige Rückschnitte der Äste an Erlen und Weiden entlang der Vers und am Frankenbach. So wird auch verhindert, dass Raubvögel und andere Fressfeinde von hohen Bäumen aus leichter Jagd auf Jungvögel machen können, die erst nach 17 bis 19 Tagen flugfähig werden. Ortsansässige Landwirte mähen ihre Wiesen im Sommer erst dann, wenn die Jungvögel sicher fliegen können. Dort wo keine Weidezaunpfähle vorhanden sind, werden kleine Bambusstäbe gesteckt, damit die Vögel von dort aus leichter zu ihren Jagdflügen auf Insekten starten können.

„All diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass sich die Art langsam erholen kann. Die Anzahl der Brutpaare hat sich in den vergangenen Jahren stetig erhöht und lag im vergangenen Jahr bei Kirchvers bei fünf Brutpaaren. 

Aber auch andere Vogelarten wie zum Beispiel das Schwarzkehlchen, die Schafstelze, das Rebhuhn, der Bluthänfling, die Goldammer, der Sumpfrohrsänger und die Rohrammer profitieren von den Maßnahmen. Damit übernimmt der Landkreis eine besondere Verantwortung zur Erhaltung der Braunkehlchen und trägt gleichzeitig im Rahmen der Hessischen Biodiversitätsstrategie zum Erhalt der Artenvielfalt bei.

 

Blühflächen sind von großer Bedeutung

Besonders gern haben die Vögel sogenannte Blühflächen, also Flächen, in denen viele blühende Pflanzen vorkommen. „Blühflächen sind ein wichtiger Bestandteil attraktiver Braunkehlchen-Lebensräume. Hier finden die Altvögel genug Nahrung wie Schmetterlingsraupen, Larven von Fliegen und Mücken, aber auch Käfer, Würmer und Spinnen. Nicht nur für sich selbst, sondern auch die Aufzucht der Jungvögel. Außerdem können sich die Jungvögel hier gut vor Räubern verstecken“, erklärt Spill-Ebert. 

Blühflächen und die erwähnten Vereinbarungen zur späteren Mahd werden über HALM (Hessische Agarumwelt und Landschaftspflegemaßnahmen) finanziert und als freiwillige Maßnahme mit den Landwirten organisiert. 

Rund 14 Tage nachdem die Jungvögel geschlüpft sind, hüpfen sie aus dem Nest und verstecken sich im Dickicht bis die Eltern zum Füttern kommen. Wenige Tage später können sie fliegen. Bis zum Herbst müssen sie dann noch viel fressen, damit sie kräftig genug für die anstrengende Reise zurück in den Süden sind.

Das Braunkehlchen freut sich über gepflegte Lebensräume. Deshalb hat die Untere Naturschutzbehörde erneut Pflege- und Schnittarbeiten beauftragt.

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