Marburg-Biedenkopf – Förderbescheide für die Dorf- und Regionalentwicklung in einer Gesamthöhe von insgesamt rund 89.000 Euro hat Landrat Jens Womelsdorf in Cölbe, Stadtallendorf und Neustadt überreicht. Das Geld fließt in unterschiedliche Vorhaben zur Verbesserung der Lebensqualität im Landkreis Marburg-Biedenkopf und stammt aus Fördertöpfen des Landes Hessen und der Europäischen Union (EU).
„Hier wird wieder deutlich, wie vielfältig die Möglichkeiten der Dorf- und Regionalentwicklung sind. Und wie wichtig Menschen sind, die sich Gedanken machen, mit welchen Vorhaben der Landkreis noch attraktiver werden kann. Umso mehr freue ich mich, dass ich nun Förderbescheide überreichen kann, mit denen solche Vorhaben unterstützt werden“, betonte Womelsdorf. Gleichzeitig verwies der Landrat auf die wichtige Rolle des Landkreises als zuständige Fach- und Förderbehörde, die die Förderanträge unter anderem prüft, bearbeitet und den Zuschuss festlegt.
Drei Förderbescheide gehen nach Cölbe
Einen Zuschuss von circa 12.000 Euro aus Landesmitteln erhält die Gemeinde Cölbe für eine sogenannte fachliche Verfahrensbegleitung durch ein qualifiziertes Büro. Ziel der fachlichen Verfahrensbegleitung ist die Unterstützung der Gemeinde sowie projektbezogener Arbeitsgruppen bei der Umsetzung von Vorhaben für die Dorfentwicklung. Das Büro unterstützt zum Beispiel konkret bei Treffen der Arbeitsgruppen, Moderationsprozessen und um Unterlagen für Projekte zu erstellen.
Außerdem möchte die Gemeinde Cölbe für Eigentümerinnen und Eigentümer von Gebäuden ein kostenloses und unverbindliches Beratungsangebot schaffen, das bei der Umsetzung von Bauvorhaben in den Ortskernen unterstützen soll. Dafür schließt die Gemeinde einen Beratungsvertrag mit einem Fachbüro ab. Auch dafür gibt es einen Zuschuss aus Landesmitteln und zwar in Höhe von etwa 10.000 Euro. Das Fachbüro soll eine grundlegende Beratung zu privaten Bauvorhaben bieten, bei Konzepten helfen und bei Anträgen unterstützen.
Zudem steht in Cölbe die Entsiegelung der Fläche rund um das Bürgerhaus in Schönstadt an. Statt grauem Asphalt soll es hier künftig grüne Pflanzen geben. Denn die Freifläche verbindet drei wesentliche Einrichtungen der Dorfgemeinschaft, nämlich das besagte Bürgerhaus, das Feuerwehrhaus sowie den Dorfladen und wird daher im Ort als „Dorfmitte“ wahrgenommen. Die soll so klimagerechter und naturnaher werden und so auch den Aufenthalt noch angenehmer machen. Mit dem bewilligten Vorhaben startet nun die Konzept-Phase, in der die Gemeinde in Zusammenarbeit mit den Schönstädter Bürgerinnen und Bürgern Gestaltungsideen entwickeln möchte. Die Kosten für das Konzept liegen bei rund 12.000 Euro und werden im Zuge der Dorfentwicklung mit rund 6.700 Euro aus Mitteln des Landes Hessen gefördert.
LEADER-Region Marburger Land erhält Förderung für Umsetzungsstudie
Inzwischen ziehen auch junge Familie ohne Auto aufs Dorf. Die LEADER-Region Marburger Land möchte infolge einer Umsetzungsstudie ermitteln, in welchen Ortschaften ein Leihsystem für Elektroautos (CarSharing-System) oder wo ein Ausleihangebot für elektrische Fahrräder (eBikes) sinnvoll ist. Es soll ermittelt werden, wie viele Autos oder eBikes dazu benötigt werden, wo diese stehen sollen, wer die Fahrzeuge wartet und mit welchem Buchungssystem die Fahrzeuge gebucht werden können. Geplant ist, auch die Bürgerinnen und Bürger sowie Multiplikatoren wie den Ortsbeirat zu befragen und frühzeitig einzubinden. Ziel ist darüber hinaus, mit ortsansässigen Firmen Kontakt aufzunehmen, die diese Fahrzeuge vormittags nutzen könnten. Das Vorhaben wird voraussichtlich noch in diesem Jahr starten und soll bis 2025 abgeschlossen werden. Die Kosten von rund 74.000 Euro werden mit etwa 50.000 Euro aus Mitteln des Landes Hessen bezuschusst.
Neuer Selbstbedienungs-Automat für Lebensmittel in Neustadt-Momberg
In Neustadt-Momberg hat im Jahr 2022 das letzte vorhandene Geschäft für Grundnahrungsmittel seinen Betrieb eingestellt. Deshalb möchte die Stadt Neustadt mit dem Warenautomaten im Innenhof des multifunktionalen Zentrums „Alter Kindergarten Momberg“ einen Beitrag dazu leisten, diese Versorgungslücke zu schließen. Die Betreuung des Automaten übernimmt ein ortsansässiger Landwirt. Das Angebot umfasst unter anderem Eier, Milchprodukte, Wurst und Fleisch, Nudeln, Kartoffeln sowie Honig. Für die Gesamtkosten in Höhe von etwa 20.000 Euro gibt es einen Förderzuschuss in Höhe von 10.500 Euro. 80 Prozent des Fördergeldes stammt aus Mitteln der Europäischen Union, der Rest sind Landesmittel.
Der Kreis als Fach- und Förderbehörde
Bei der Förderung von Projekten zur Dorf- und Regionalentwicklung mit Bundes-, Landes- und EU-Geldern spielt neben der Unterstützung durch die jeweilige LEADER-Region auch der Landkreis als Fach- und Förderbehörde eine wichtige Rolle. Der Kreis prüft und bearbeitet die Förderanträge nach Verwaltungs-, Haushalts- und Subventionsrecht, stellt die zuwendungsfähigen Ausgaben sowie den Zuschuss fest und erstellt den Zuwendungsbescheid, der durch den Landrat überreicht wird. Darüber hinaus berät und unterstützt der Landkreis – bei LEADER-Projekten in Zusammenarbeit mit dem Regionalmanagement der jeweiligen Region – die Antragstellerinnen und Antragsteller vorab in Verfahrensfragen.
Fördergrundlage für LEADER-Projekte ist die „Richtlinie zur Förderung der ländlichen Entwicklung“, Fördergrundlage für Dorfentwicklungsprojekte die „Richtlinie des Landes Hessen zur Förderung der Dorfentwicklung und Dorfmoderation“. Die Abkürzung LEADER steht für „Liaison Entre Actions de Développement de l'Économie Rurale“ (Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft). Die Europäische Union unterstützt mit dem LEADER-Ansatz modellhafte Vorhaben im ländlichen Raum.
