Marburg-Biedenkopf – Im August zeigt das Hinterlandmuseum das älteste Besucherbuch der „Burg Biedenkopf“ als Exponat des Monats. Stempel mit der Umschrift „Heimat-Museum Biedenkopf“ belegen, dass sich das Buch ursprünglich schon im hiesigen Museum befand, wohin es nun aus einem Nachlass zurückgefunden hat.
Dass sich die 100 Seiten des „Fremdenbuchs für Burg Biedenkopf“ zwischen dem 30. Juli 1901 und dem 9. September 1905 vollständig füllten, lässt auf einen regen Besuch schließen. Überwiegend haben sich die Besucherinnen und Besucher mit Namen, Herkunft und Datum verewigt, daneben finden sich aber auch vereinzelt Sprüche, Gedichte und Zeichnungen.
Durch Einträge wie „Wir sitzen in diesem Schlosse allein und schreiben unsern Namen ins Buch hinein!“ wird erstmals klar, dass das Schloss schon vor der Eröffnung des Museums 1908 öffentlich zugänglich war. Dass der Schlosshof in den Sommermonaten wohl bewirtschaftet war, legt unter anderem folgender Spruch nahe: „Herrlich ist dies Fleckchen Erde / Frei von jeglicher Beschwerde / Doch wer mühsam kam bis hier / Dürstet sehr nach gutem Bier.“
Neben einigen Personen aus Biedenkopf und wenigen aus dem übrigen Hinterland stammte der Großteil der regionalen Besucherschaft aus Marburg. Darunter waren Burschenschaften, Schulen, ein Mädchenpensionat mit Schülerinnen aus ganz Europa, ein „Schwimmclub“ und ein Gesangverein. Auch die Teilnehmer eines Verbandstages der nassauischen Handwerksgenossenschaften besuchten das Schloss. Die meisten Besucher kamen jedoch aus dem Rhein-Main-Gebiet, etwa aus Frankfurt und vor allem aus Ruhrgebietsstädten wie Barmen, Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen und Recklinghausen.
Internationales Publikum aus St. Petersburg, aus England, Schottland, Wales oder Batavia (dem heutigen Jakarta) macht die damalige Bedeutung des „Fremdenverkehrs“ in Biedenkopf deutlich, der seit den 1880er Jahren gezielt gefördert wurde. So rühmt ein Eintrag: „O, Biedenkopf du Feine, die Stadt am Lahnesstrand. Am Neckar und am Rheine ist keine so bekannt“. Gäste kamen zudem aus Nord-Amerika – zumeist Auswanderer wie „Carl Conrad Plitt und Barbara Plitt seine Gattin aus Baltimore State Mariland Amerika. Nach 40-jährigem Aufenthalt kehrt nach der Heimat zurück nach der Stelle, wo er als Knabe auf diesem Schloß öfter verweilte.
Das Besucherbuch ist im August während der Öffnungszeiten des Hinterlandmuseums zu sehen, dienstags bis sonntags jeweils von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 2,50 Euro, für Kinder bis 14 Jahre 1,30 Euro.