Marburg-Biedenkopf – Volles Haus: Mit einer Lesung der bekannten Autorin und Moderatorin Amelie Fried ist der Landkreis Marburg-Biedenkopf in den siebten Literaturfrühling gestartet. Der Fronhausener „Güterbahnhof 1848“ war ausverkauft.
Dass die Gemeinde Fronhausen Mitveranstalter der Lesung war, war äußerst passend – die Hauptfigur in Frieds Roman ist eine Bürgermeisterkandidatin namens Claudia, wie Fronhausens Bürgermeisterin Claudia Schnabel amüsiert vermerkte.
Insgesamt acht Autorinnen und Autoren sind im Rahmen des Literaturfrühlings Marburg-Biedenkopf in verschiedenen Gemeinden im Landkreis zu Gast. Das Kulturformat veranstaltet der Kreis gemeinsam mit Städten, Gemeinden und Vereinen. „So bekommt man Literatur an Orte, an denen Lesungen sonst eher selten stattfinden“, sagte Landrat Jens Womelsdorf, der die Veranstaltungsreihe in Fronhausen eröffnete. „Die tolle Zusammenarbeit mit den Kommunen und Vereinen ist ein echter Gewinn für den Landkreis.“ Womelsdorf würdigte Amelie Fried nicht nur als Erfolgsautorin, sondern auch für ihren Einsatz für die Erinnerungskultur, beispielsweise die Verlegung von „Stolpersteinen“ zur Erinnerung an jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger. Mit diesen im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen aufmerksam gemacht werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert und vertrieben wurden.
„Wir sind froh, eine Star-Autorin wie Amelie Fried bei uns in Fronhausen zu Gast zu haben“, betonte Bürgermeisterin Claudia Schnabel und fügte augenzwinkernd hinzu, dass die Parallelen zwischen ihr und der Romanfigur sich in dem Engagement in der Kommunalpolitik und dem Vornamen erschöpfen. Denn die Roman-Claudia ist nicht nur Geschäftsführerin eines Autohauses und Kandidatin für das Amt der Bürgermeisterin, sie hat auch mit großen Problemen zu kämpfen: Ihre Tochter Anouk schließt sich einer Gruppe von Aktivistinnen und Aktivisten an, die im Kampf gegen den Klimawandel Straßen blockieren und sogar in den Hungerstreik treten. Plötzlich sieht sie sich in dem Dilemma, die Ängste ihrer Tochter um die Zukunft durchaus verstehen zu können, zugleich aber vor Sorge um die abgetauchte 18-Jährige schier den Verstand zu verlieren. Als Autohändlerin ist sie in den Augen ihrer Tochter zudem auf der falschen Seite, und dass Anouk von der Polizei wie eine Schwerkriminelle behandelt wird, steigert die Chancen im Wahlkampf nicht gerade. Hinzu kommt der Gatte, der sich ebenso gegen Claudia stellt wie deren Mutter, die den Ruf des Autohauses gefährdet sieht.
All diese Probleme verpackt Amelie Fried in eine mit leichter Hand erzählte unterhaltsame Geschichte, die Familiengeschichte, die Lebensperspektiven dreier Frauen und aktuelle politische Themen miteinander verwebt. Im Anschluss an die Lesung folgte eine intensive Diskussion über die Verhältnismäßigkeit beim Vorgehen gegen die jungen Aktivistinnen und Aktivisten, zu denen Hausdurchsuchungen im Morgengrauen und Präventivhaft gehören.
Bis zum 15. Juni folgen noch sieben weitere Lesungen – zu Gast sind Franka Bloom, Martina Bogdahn, Mario Giordano, Ute Mank, Marco Schreyl, Liv Marie Bahrow und Leah Weigand. Sie lesen in der Alten Kirche in Niederweimar, in der Stadtkirche in Kirchhain, in Rüdigheim, in der Kulturscheune Michelbach, in der Stadthalle Stadtallendorf, im Café Q in Niederdieten und in der Alten Kirche in Niedereisenhausen.
Weitere Informationen zum Literaturfrühling sowie die Broschüre gibt es online auf www.kultur-info-netz.de.