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Pressemitteilung 309/2023

05.10.2023

Kreis und Freiwilligenagentur stärken Ehrenamt auf vielfältigen Wegen – Expertin Anneke Gittermann spricht im Landratsamt über neue Zielgruppen für freiwilliges Engagement

Die Ehrenamtskonferenz von Kreis und Freiwilligenagentur im Landratsamt stieß auf großes Interesse.

Marburg-Biedenkopf – Um neue Zielgruppen zu erschließen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, können Vereine und Initiativen aktiv etwas tun. So lautet das Fazit der vergangenen Ehrenamtskonferenz des Landkreises und der Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf. Auch Kreis und Freiwilligenagentur drehen an verschiedenen Stellschrauben, um das Ehrenamt in der Region zu stärken. 

Sinkende Mitgliederzahlen, mangelnde Bereitschaft zur Vorstandsarbeit oder auch umfangreiche Aufgaben, die auf wenige Schultern verteilt sind: So beschreiben viele Engagierte die Herausforderungen in ihren Vereinen und Initiativen. Doch wie lassen sich diese Herausforderungen zielgerichtet angehen? Diese Frage stand unter dem Titel „Da könnte ja jede*r kommen! Neue Zielgruppen in den Blick nehmen“ im Fokus der Veranstaltung. Wie groß das Interesse an dem Thema war, zeigte der nahezu voll besetzte Sitzungssaal im Marburger Kreishaus.

Landrat betont Wichtigkeit einer positiven Grundstimmung

Landrat Jens Womelsdorf, der selbst jahrelang ehrenamtlich aktiv war, betonte, dass es seiner Erfahrung nach bei der Suche vor allem darauf ankäme, Leute aktiv anzusprechen. Ebenso wichtig sei, dabei eine gute Grundstimmung zu vermitteln. „Wer neue Menschen für sich gewinnen möchte, braucht eine optimistische Grundausstrahlung“, betonte Womelsdorf. 

Ein Punkt, den auch Anneke Gittermann als Hauptrednerin der Veranstaltung in ihrem Vortrag aufgriff. Die Diplom-Pädagogin ist selbst ehrenamtlich aktiv und Expertin auf dem Gebiet. Sie war unter anderem 15 Jahre Geschäftsführerin des Kasseler Freiwilligenzentrums, zehn Jahre Leiterin der Fachstelle Engagementförderung der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck und ist zertifizierte Freiwilligenmanagerin.

Auch sie gab den Teilnehmenden für ihre Vereinsarbeit, beispielsweise bei Info-Veranstaltungen, mit auf den Weg, auf die Ausstrahlung des Vereins und seiner Mitglieder zu achten: Dazu gehöre, regelmäßig zu prüfen, wie die Außenwirkung auf andere sei und wie das eigene Engagement wahrgenommen werde. Denn der Mensch habe bedingt durch die Evolution häufig die Neigung, sich auf Probleme zu fokussieren. So werde aber im Engagement häufig unbeabsichtigt nach außen getragen, was nicht gut laufe und worüber sich geärgert wird. Dem stellte Gittermann das Konzept der „wertschätzenden Erkundung“ gegenüber: Das Besinnen auf das, was den eigenen Verein besonders macht, was die Mitglieder mit ihrem Engagement positiv bewirken können sowie das regelmäßige Feiern auch kleinere Erfolge zusammen.

Vielfalt als Erfolgsfaktor

Zudem warb Gittermann für mehr Vielfalt in ganz unterschiedlichen Facetten, die auch in Forschungen zu dem Thema als Erfolgsfaktor bestätigt werde: Den Blick über den eigenen Tellerrand durch das Arbeiten mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und Biografien wagen, Sensibilität für Mechanismen der Diskriminierung entwickeln, aber auch das Hinterfragen von oft unbewussten Einstellungen und Haltungen wie „Das haben wir schon immer so gemacht“. Dabei ging Gittermann auch auf die Gefahr ein, dem „Thomas-Kreislauf“ zu erliegen. 2017 habe eine Untersuchung von DAX-Vorständen ergeben, dass in diesen Vorständen der Name Thomas sogar häufiger vertreten sei als Frauen. Ein Thomas befördert also einen anderen Thomas, ein Mann befördert einen Mann. Kurzgesagt: Menschen suchen sich und fördern unbewusst Menschen, die ihnen ähnlich sind. Hier gelte es, diese gewohnten Muster zu durchbrechen. 

Wichtig sei nach Gittermann auch, Zugänge für Engagement zu erleichtern, auch indem Barrieren aufgespürt und beseitigt werden, Engagement-Angebote wenn möglich stärker an die Wünsche der Interessierten anzupassen und (bisher) unbewusste Mechanismen zu hinterfragen.

Eine Zauberformel, um neue Menschen zu aktivieren, könne es natürlich nicht geben, machten Susanne Batz vom Fachdienst für Bürgerbeteiligung und Ehrenamtsförderung des Landkreises und Doris Heineck von der Freiwilligenagentur deutlich. Zu unterschiedlich seien die jeweiligen Vereine, Initiativen und Bereiche. Die inzwischen schon zehn stattgefundenen Ehrenamtskonferenzen von Kreis und Freiwilligenagentur würden deutlich machen, wie vielfältig das Spektrum sei. Vielmehr sei das Ziel, eine Plattform für den Austausch zu bieten und so gemeinsam Lösungen zu finden. Kreis und Freiwilligenagentur seien dabei gerne für Beratung und Unterstützung ansprechbar.

Kreis und Freiwilligenagentur stärken Ehrenamt auf verschiedenen Wegen

Kreis und Freiwilligenagentur arbeiten auch über die Ehrenamtskonferenzen hinaus bei verschiedenen Projekten zusammen, um das ehrenamtliche Engagement im Kreis zu stärken und zu Austausch und Zusammenarbeit anzuregen. Darunter ein Fortbildungsprogramm für Freiwillige, die Reihe „Ehrenamtsdialoge“ sowie eine „Zukunftswerkstatt“. In dieser haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus unterschiedlichen ehrenamtlichen Bereichen unter professioneller Anleitung bereits diskutiert und erarbeitet, wie das Engagement der Zukunft in den kommenden fünf bis zehn Jahren aussehen kann. 

Unter dem Motto „Frauen im Ehrenamt – Anerkennung, Wertschätzung, Vernetzung“ bieten Kreis und Freiwilligenagentur seit dem vergangenen Jahr auch gezielt Angebote für Frauen. Darüber hinaus ist der Kreis ein Stützpunkt im Landesprojekt „Digital im Alter“ – freiwillige Lotsinnen und Lotsen unterstützen darüber Vereine und Initiative bei der Digitalisierung. 

Für Rückfragen ist Susanne Batz vom Fachdienst Bürgerbeteiligung und Ehrenamtsförderung des Landkreises telefonisch unter 06421 405-1789 oder per E-Mail an ehrenamtmarburg-biedenkopfde erreichbar. Weitere Infos gibt es auch online auf www.ehrenamt.marburg-biedenkopf.de.

Hauptrednerin Anneke Gittermann beleuchtete in ihrem Vortrag, wie sich neue Zielgruppen für das Ehrenamt gewinnen lassen.
Landrat Jens Womelsdorf betonte, dass vor allem eine positive Grundausstrahlung notwendig sei, um neue Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen.

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