Marburg-Biedenkopf – Der Landkreis Marburg-Biedenkopf als Schulträger setzt für die Ganztagsschulen auf moderne Raumkonzepte: Ein Beispiel dafür ist die Grundschule II in Stadtallendorf mit den Standorten Süd- und Waldschule. Hier hat der Kreis in den vergangenen acht Jahren fast 16 Millionen Euro in Erweiterungsbauten und in die Sanierung der Bestandsgebäude investiert. Während der Neubau an der Waldschule schon in 2017 bezogen werden konnte, ist der Erweiterungsbau an der Südschule nun in Kürze fertig.
„Das pädagogisches Raumkonzept richtet sich nach den Anforderungen der Pädagogik und den individuellen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler der Grundschulen“, sagt der Erste Kreisbeigeordnete und zuständige Schuldezernent Marian Zachow. „Lernen, Leben, Entspannung, Bewegung, Kommunikation, Orientierung, Kreativität – all das und noch mehr macht das pädagogische Raumkonzept der beiden Schulen möglich“, so Zachow weiter. Er freue sich, dass die Um- und Neubauten an der Südschule nun bald beendet sind und sich die neuen Räume wieder mit Leben füllen können.
Mit dem neuen Raumkonzept werden Süd- und Waldschule zum Lebensraum: Hier sollen neben der Wissensvermittlung unter anderem die Förderung sozialer Kompetenzen, Werteerziehung, interkulturelle Bildung, Unterstützung der Familie, Gesundheitserziehung, individuelle Förderung und Inklusion zunehmend an Bedeutung gewinnen. Der Raum unterstützt dabei Lehrende und Lernende und ist auf sie ausgerichtet und nicht andersherum. Den Satz vom „Raum als dritten Pädagogen“ prägte der italienische Pädagoge Loris Malaguzzi, der von 1920 bis 1994 lebte. Als ersten Pädagogen bezeichnete er andere Kinder, als zweiten die Pädagoginnen und Pädagogen. Beim Raumkonzept spielt nicht nur die Raumaufteilung und ‑funktion eine Rolle, sondern unter anderem die farbliche Gestaltung, die Einrichtung und welche Möglichkeiten zur Entfaltung die Kinder dort haben. Beim Raumkonzept der Südschule konnten sich auch die Schülerinnen und Schüler während eines Workshops einbringen. Diese Ergebnisse sind in die Planungen auch mit eingeflossen.
Neubau für die Südschule
Der neu entstandene Erweiterungsbau der Südschule verfügt insbesondere über Räumlichkeiten für die Ganztagsschule. Der Neubau zeichnet sich durch seinen dreigeschossigen, pavillonartigen Baukörper mit einem zentralen offenen Treppenhaus und Aufzug sowie zwei Außentreppen für den zweiten baulichen Rettungsweg aus. Im Erdgeschoss befinden sich unter anderem die Mensa, die Küche, ein Mehrzweckraum, die Garderobe und ein Eltern-Café.
Im Obergeschoss finden sich Funktionsräume und eine Bibliothek für das Lehrpersonal, Verwaltungsräume, Garderoben und ein Kopierraum. Im Untergeschoss sind unter anderem Gruppen- und Spielräume. Auch die Haustechnik befindet sich dort. Alle Funktions- und Freibereiche sind im Erdgeschoss stufen- und schwellenlos. Die unterschiedlichen Stockwerke sind außerdem über einen Aufzug erreichbar.
Erstmalig hat der Kreis sich dazu entschieden, den zweiten baulichen Rettungsweg über die umlaufenden Balkone sicherzustellen. Dies hat mehrere Vorteile: So besitzt beispielsweise jeder außenliegende Raum eine Fluchttür und damit einen Zugang zum Balkon. Außerdem spenden die Balkone Schatten und bieten so gleichzeitig Sonnenschutz.
Über drei Tonnen CO2-Ersparnis mit Photovoltaikanlage
Das Dach des Erweiterungsbaus wird für technische Anlagen wie die Lüftung und Photovoltaik genutzt. Die zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt für einen guten Luftaustausch. Die Photovoltaikanlage mit insgesamt 30 Modulen reduziert den CO2-Ausstoß um ungefähr 3,3 Tonnen pro Jahr. Die restliche Fläche des Daches wurde begrünt. Das trägt zu einem verbesserten Raumklima sowie bei Starkregen dazu bei, dass das Regenwasser verzögert in den Abwasserkanal läuft und dieser entlastet wird.
Eine Wärmepumpe versorgt das Gebäude mit Wärme. Diese wird über eine Fußbodenheizung in das Gebäude geleitet. Damit die Wärme nicht so leicht entweichen kann, wurden unter anderem die Bodenplatte, Außenwände und das Dach gedämmt und Fenster dreifach verglast. Nach der Fertigstellung des Erweiterungsbaus gibt der Kreis weitere Arbeiten am Standort in Auftrag. So sollen unter anderem im Bestandsgebäude Verwaltungsräume in Lernbereiche umgebaut werden.
Altbau der Waldschule umfassend saniert
Der Kreis erweiterte schon zwischen 2015 bis 2017 die Waldschule. Fast zeitgleich mit dem Erweiterungsbau an der Südschule hat der Kreis an der Waldschule den aus dem Jahr 1940 stammenden Altbau saniert. Dafür wurden die Klassen- und Betreuungsräume zeitweise in Klassenraumcontainer verlegt, damit es zu weniger Verzögerungen kommt. Aus Brandschutzgründen erhielt das Gebäude ein neues Treppenhaus. Das alte Treppenhaus wurde entfernt, neue Decken eingezogen und statische Baumaßnahmen im Keller sowie Dachgeschoss umgesetzt.
Das neue Treppenhaus verbindet alle Stockwerke und dient als Rettungsweg. Die weiteren Rettungswege sind über Außentüren sowie den Erweiterungsbau sichergestellt. Das Gebäude ist dank eines Aufzuges und Rampen barrierefrei. Darüber hinaus wurden die Toiletten für die Schülerinnen und Schüler erneuert.
Energetisch aufgerüstet
Auch energetisch ist das Gebäude nun auf aktuellem Stand: Die Außenwände, die Kellerdecke sowie die oberste Geschossdecke wurden gedämmt, Aluminiumfenster mit dreifach Wärmeschutzverglasung eingebaut und die alte mit Erdgas betriebene Heizungsanlage gegen eine Holzpellet-Anlage ausgetauscht. Die Klassenräume haben Einzelraumlüftungsanlagen mit einer Wärmerückgewinnung erhalten. Diese Anlage sorgen für einen guten Luftaustausch.
Draußen sollen 2024 Spielgeräte installiert werden. Außerdem will der Kreis zukünftig den Pausenhof naturnah umgestalten. Ziel ist es, möglichst viele Flächen zu entsiegeln und in Grünflächen umzuwandeln.
Die Baukosten des Erweiterungsbaus an der Südschule belaufen sich auf ungefähr 7,1 Millionen Euro. Der in 2017 bezogene Anbau an die Waldschule kostete 4,3 Millionen Euro, die Baukosten für die Sanierung des Altbaus werden ungefähr 4,4 Millionen Euro betragen. Das Land Hessen und der Bund fördern die Maßnahmen mit insgesamt 5,4 Millionen Euro aus dem Kommunalen Investitionsprogramm Schule (KIP macht Schule).
Der Kreis als Schulträger
Der Landkreis Marburg-Biedenkopf ist Schulträger für 62 Schulen mit 73 Schulstandorten: 42 Grundschulen, zwölf Weiterführende Schulen, fünf Förderschulen und zwei Berufliche Schulen. Der Kreis muss dabei den kompletten Schulbetrieb rund um den Unterricht sicherstellen. Er ist für die Gebäude, deren Unterhaltung, Sanierung und Funktionsfähigkeit, die Reinigung, die Einrichtung vom Papierkorb über Tische und Stühle bis hin zur Tafel, den Pausengong oder das Toilettenpapier zuständig. Auch die Schulhausmeister und das Personal in den Sekretariaten schickt der Kreis. Das Land Hessen stellt Lehrkräfte und Bücher.