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Pressemitteilung 226/2023

28.07.2023

Als Biedenkopf bei Preußen war – Bescheinigung über den Erwerb einer Grabstätte ist Exponat des Monats im Hinterlandmuseum / Seltenes Schriftstück aus der „Königlich Preußischen Stadt“

Marburg-Biedenkopf – Das Exponat des Monats August im Hinterlandmuseum im Schloss Biedenkopf ist eine Bescheinigung über den Erwerb einer Familiengrabstätte. Diese hatte die Stadt Biedenkopf am 21. Juni 1918 ausgestellt. Zur Verfügung gestellt hat es Professor Dr. Helmut Burger aus Biedenkopf, das Exponat befand sich im Familienbesitz. 

„Frau Johann Ludwig Platt Witwe hierselbst“ hat die Familiengrabstätte für 50 Mark erworben. Das Grab befand sich auf dem 1894 angelegten Friedhof an der Mushecke. Sechs Tage nach dem Ausstellungsdatum bestätigte der Stadtrechner von Biedenkopf den Zahlungseingang. Bemerkenswert an dem gezeigten Dokument ist das Dienstsiegel: Der Stempelabdruck zeigt das Wappen der Stadt Biedenkopf mit der Stadtmauer und drei Türmen sowie einem schreitenden Löwen. Die Umschrift lautet: „Königreich Preussen / Stadt Biedenkopf“. 

Biedenkopf, wie auch das Gebiet des späteren Hinterlandes, hatte seit dem 13. Jahrhundert zu verschiedenen hessischen Landgrafschaften gehört, zuletzt zum Großherzogtum Hessen(‑Darmstadt). Im Krieg von 1866 zwischen dem Königreich Preußen und dem Kaisertum Österreich stand Hessen auf der Seite des Verlierers. Es konnte zwar als Staat bestehen blieben, musste aber einige Gebiete wie das Hinterland an das siegreiche Preußen abtreten. Am 4. Februar 1867 verlas der preußische Zivilkommissar auf dem Marktplatz in Biedenkopf das offizielle „Besitzergreifungspatent“ und versprach: „Wir werden aus dem hessischen Hinterland ein preußisches Vorderland machen!“ 

Durch den staatlichen Wechsel wurde ein neues Stadtsiegel notwendig. Die Bescheinigung vom Juni 1918 dürfte eines der letzten Dokumente gewesen sein, die mit diesem Siegel gestempelt wurden. Denn als Folge des Ersten Weltkriegs und der Novemberrevolution 1918 wurde das Königreich in den „Freistaat Preußen“ umgewandelt. Dieser bestand de facto nur bis 1933 und wurde 1947 auch formalrechtlich aufgelöst. 

Die Bescheinigung ist ab dem 1. August während der Öffnungszeiten des Hinterlandmuseums, dienstags bis sonntags sowie feiertags jeweils von 10 bis 18 Uhr, zu sehen. Der Eintritt kostet für Erwachsene 2,50 Euro, für Kinder bis 14 Jahre 1,30 Euro.

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