Marburg-Biedenkopf – Wie vielfältig die „Kunstlandschaft Hinterland“ ist, zeigt derzeit die gleichnamige Ausstellung im Hinterlandmuseum im kreiseigenen Schloss Biedenkopf. Dort sind die Werke 30 bereits verstorbener Künstlerinnen und Künstlern zu sehen, die allesamt im historischen Hinterland gewirkt haben, das sich über den ehemaligen Kreis Biedenkopf bis in den Battenberger Raum erstreckte.
„Ich bin von den unterschiedlichen Stilen, Motiven und Techniken beeindruckt, die in der Ausstellung zu sehen sind“, betonte Landrat Jens Womelsdorf, der selbst gebürtiger Hinterländer ist, bei der offiziellen Eröffnung. Dadurch habe die Ausstellung eine hohe Strahkraft und mache das künstlerische Können im historischen Hinterland sichtbar. Die ausgestellten Werke würden so auch einen Blick in die Vergangenheit ermöglichen. Kunst ende aber nicht einfach, sondern entwickle sich, sodass heutige Künstlerlinnen und Künstler wieder neue Wege fänden, sich den Betrachtern über ihre Bilder mitzuteilen, so Womelsdorf.
Die ursprüngliche Idee zu einer solchen Ausstellung stammt vom Vorsitzenden des Vereins „BIDKultur“, Andreas Steinhöfel. Er hatte allerdings zunächst nur daran gedacht, Biedenkopfer Kunstschaffende in einer gemeinsamen Ausstellung zu vereinen. Im Gespräch mit dem Leiter des Hinterlandmuseums, Dr. Andreas W. Vetter, stellte Steinhöfel aber fest, dass es auch seitens des Museums ähnliche Bestrebungen gab – jedoch mit Künstlerinnen und Künstlern aus dem kompletten Hinterland. Also taten sich beide zusammen und organisierten eine Ausstellung, die in dieser Form bisher einzigartig ist. „Ich bin selbst begeistert von der Fülle der Kreativität, die sich hier offenbart“, freute sich Steinhöfel bei der Eröffnung der Ausstellung. Dabei würden die Gemälde und Skulpturen nach dem Tod ihrer Schöpferinnen und Schöpfer einen wunderbaren Gegensatz zu der Schnelllebigkeit der heutigen Zeit bilden, in der kaum noch etwas lange Bestand habe, betonte er. Vetter verwies auf die Experimentierfreude der Künstlerinnen und Künstler, die aus vielen ihrer Werke spreche und sowohl in den Motiven, als auch deren stilistischer Gestaltung zum Ausdruck komme. Intensive Farbgebungen, denen Vetter eine gewisse Signalwirkung zusprach, wie etwa dem Selbstbildnis Helmut Weber von Wallaus, stünden im Kontrast zu den klassischen, durch ihren dunklen Ton eher schwermütig daherkommenden Ölgemälden eines Karl Lenz. Andere Künstler wie etwa August Eberspächer bedienten sich sogar Abfällen, um daraus neue Kunstwerke zu erschaffen, während Annemarie Gottfried wiederum Bronze und Papier neues Leben einhauchte. Und dann gebe es noch diejenigen, die sogar eine komplett neue Kunstrichtung erfunden hätten – wie Bert-Hubl mit seiner Hub-Art. Diese erlaubt es den Betrachterinnen und Betrachtern, die Gemälde so zu drehen, dass sich jeweils neue Deutungsvarianten ergeben.
Dass überhaupt eine solche Fülle an Kunstwerken zusammengekommen sei, sei auch etlichen Menschen zu verdanken, die dem Hinterlandmuseum die Gemälde und Skulpturen für die Dauer der Ausstellung als Leihgabe zur Verfügung gestellt haben, machte Vetter deutlich. „Ohne sie wäre die Auswahl sicherlich nur halb so reich“, dankte er den Verantwortlichen.
Die Sonderausstellung kann bis zum 18. Juni zu den Öffnungszeiten des Hinterlandmuseums besucht werden. Diese sind dienstags bis sonntags sowie feiertags von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 2,50 Euro und 1,30 Euro für Kinder zwischen vier und 14 Jahren. Für Rückfragen ist das Hinterlandmuseum unter der Telefonnummer 06461 924-651 oder per Mail an hinterlandmuseummarburg-biedenkopfde erreichbar.