Marburg-Biedenkopf – Den Denkmalschutzpreis des Landkreises Marburg-Biedenkopf haben in diesem Jahr die Dorfgemeinschaft Rauischholzhausen e. V., die Familie Grün aus Fronhausen-Bellnhausen und die Familien Schneider und Bodenbender aus Lohra erhalten. Landrat Jens Womelsdorf zeichnete die Gewinnenden in der Alten Schule in Ebsdorfergrund-Rauischholzhausen aus.
„Denkmalschutz und -pflege sind wichtig, um die Geschichte der Architektur unseres Landkreises zu erhalten“, sagte Womelsdorf. „Mit dieser Auszeichnung wollen wir die engagierten Besitzerinnen und Besitzer honorieren und zeigen, dass es sich lohnt, die Denkmäler zu erhalten“, so Womelsdorf. Denkmäler seien Teil der Kultur und regionalen Identität. Das Erscheinungsbild des Landkreises sei außerdem von Denkmälern in Stadt und Dorf geprägt. „Ohne das unermüdliche Engagement und die Einsatzbereitschaft der Ausgezeichneten wäre dieses Bild, das ein Gefühl von Heimat und Verbundenheit vermittelt, längst Geschichte“, ergänzte er.
Mit dem Denkmalschutzpreis werden jährlich Eigentümerinnen und Eigentümer von denkmalgeschützten Objekten für ihre besondere Leistung zum Erhalt der Vielfalt historischer Bauwerke im Landkreis ausgezeichnet. Dabei schlägt der Denkmalbeirat des Kreises dem Kreisausschuss jedes Jahr drei auszeichnungswürdige Objekte vor. Der Kreisausschuss trifft dann die endgültige Entscheidung. Neben einer Urkunde und einer Plakette für die Hauswand erhalten die Ausgezeichneten jeweils 1.000 Euro.
Die Dorfgemeinschaft Rauischholzhausen e.V. hat in mühe- und liebevoller Kleinarbeit die „Alte Schule“ mit neuem Leben gefüllt. Die Sanierung trägt außerdem zur Erhaltung des alten Ortsbildes von Rauischholzhausen bei. Denn die „Alte Schule“ liegt in markanter Position innerhalb des alten Ortskernes von Rauischholzhausen und damit in direkter Nachbarschaft zu Schloss und Schlosspark. Der Verein hat nicht nur einen schönen und geschichtsträchtigen Veranstaltungs- sowie ein Begegnungsort für die Rauischholzhäuser Bürgerschaft geschaffen, sondern dabei auch den Charakter des Gebäudes bewahrt.
Das „Henshäuschen“ von Mattias und Christina Grün in der Straße „Am Berg“ in Bellnhausen ist eines der wenigen noch erhaltenen Hirtenhäuser im Landkreis und war sogar bis in die fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts bewohnt. Familie Grün zeigt beispielhaft, wie auch in einem kleinen Denkmal neuer Lebensraum mit hohem Freizeitwert und hoher Attraktivität entstehen kann. Die fach- und denkmalgerechte Restaurierung des Gebäudes bewahrt auch für die Zukunft einen Blick in die Lebensweise der Vergangenheit. Das „Henshäuschen“ ist eines der kleinen, unscheinbaren Kulturdenkmäler im Kreis, das gerade aufgrund seiner Einzigartigkeit und besonderen Geschichte im Ortsbild von hoher Bedeutung ist.
Die Eigentümergemeinschaft bestehend aus den Familien Schneider und Bodenbender hat 2010 „Lachse Hof“ in Lohra erworben. Die Familien machten Stück für Stück das originale und historisch gewachsene Erscheinungsbild des Wohnhauses wieder sichtbar. Anschließend bauten sie die historische Scheune aufwändig zum zweiten Wohnhaus um. Das hohe Maß an jahrelangem Engagement und Eigenleistung spiegelt die positive Einstellung zum Denkmalschutz ebenso wider, wie das genaue Augenmerk auf den Erhalt vieler historischer Details. Das Denkmal überzeugt insbesondere mit Materialtreue und einer Wohnnutzung, die dem Charakter des Gebäudes gänzlich entspricht. Denn Hofanlagen wie diese werden seit Jahrhunderten von Mehrgenerationen geführt und erhalten. Von den freigelegten Balkenstrukturen bis hin zur Erkennbarkeit der alten Scheunentore in der Fensterkonstruktion, die Eigentümergemeinschaft zeigt viel Leidenschaft für ihr neues „altes“ Zuhause.