Marburg-Biedenkopf – In Erinnerung an den 2020 verstorbenen hessischen Finanzminister hat der Landkreis Marburg-Biedenkopf die Turnhalle der Grundschule Biedenkopf in „Dr.-Thomas-Schäfer-Sporthalle“ umbenannt. Damit ist er einer Anregung der Biedenkopfer Stadtverordnetenversammlung nachgekommen, die auf diese Weise das Andenken an Dr. Thomas Schäfer bewahren will. Thomas Schäfer hatte in den 80er Jahren erfolgreich Handball in dieser Halle gespielt.
„Wäre er nicht Politiker geworden, hätte er auf jeden Fall das Zeug gehabt, in höheren Klassen Handball zu spielen“, würdigte der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow (CDU) im Rahmen einer kleinen Feierstunde die spielerischen Leistungen Schäfers. Die Feierstunde fand während eines Jugend-Handballturniers statt.
„Auch wenn der Gedanke kurios anmuten mag – aber ein Handballtorwart und ein Finanzminister haben durchaus Gemeinsamkeiten“, betonte Zachow. Beide müssten reaktionsschnell und flexibel sein, Ruhe ausstrahlen, wie ein Fels in der Brandung stehen und als Teamplayer fungieren. „All diese Werte vereinte Thomas Schäfer in seiner Person und es ist wichtig, mit dieser Halle einen Ort der Erinnerung an ihn zu schaffen“, betonte der Erste Kreisbeigeordnete Zachow.
Erinnerungen seien das einzige, was bleibe, pflichtete ihm auch Biedenkopfs Stadtverordnetenvorsteher Siegfried Engelbach bei. „Sie sind wunderschön und strahlend, aber manchmal machen sie uns auch traurig. Dann ist es umso tröstender, wenn wir an gemeinsam Erlebtes zurückdenken und dafür dankbar sind“, sagte Engelbach.
Den Blick zurück auf die sportliche Laufbahn Thomas Schäfers warf auch Uwe Plack vom Vorstand der Handballspielgemeinschaft Hinterland. Er hatte damals zehn Jahre lang zusammen mit Schäfer gespielt und erinnerte nun an manch „legendäre“ Momente sowohl auf dem Feld, als auch bei den Feiern nach den Spielen. „Auch als Thomas schon fest in der Politik verankert war, ist er uns immer treu geblieben und gehörte immer zu der Handballfamilie“, bestätigte Plack, der in der Stadtverordnetenversammlung auch die Anregung für die Umbenennung der Halle gegeben hatte.
Diesem Vorschlag seien fraktionsübergreifend alle Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung gefolgt, stellte Biedenkopfs Bürgermeister Jochen Achenbach fest. Das zeige, wie verbunden sich die Menschen in seiner alten Heimat noch mit Thomas Schäfer fühlten. „Er wurde und wird noch immer geachtet und wertgeschätzt, weil er stets zu seinen Wurzeln gestanden hat und immer Zeit für seine Freunde und seine Heimat hatte. Wir haben mit ihm unbeschreiblich viel verloren: einen Politiker, einen Sportler und einen Freund“, bekannte Achenbach.
Für einen rührenden Moment sorgte auch Schäfers Tante Sigrid Römelt, die mit einer Anekdote aus seiner Kindheit an einen Wesenszug ihres Neffen erinnerte, der schon damals ausgeprägt war. Als sie mit ihm spazieren gegangen war und die beiden sich dabei verirrt hatten, wurde er zuhause mit fürsorglicher Liebe empfangen, sie hingegen mit Vorwürfen und Schweigen. Erst seine Frage, wann sie wieder spazieren gehen würden, habe die Anspannung gelockert, erinnerte sich Römelt und betonte: „Thomas besaß schon als Kind diese Fähigkeit, angespannte Situationen durch eine Bemerkung, eine Anekdote oder einen Witz zu entkrampfen.“ Das habe ihm sicherlich auch in seiner politischen Karriere geholfen.
Die Ehre, das Schild mit dem neuen Namen neben dem Halleneingang zu enthüllen, gebührte schließlich Schäfers Kindern Greta und Gustav. Ein weiterer, größerer Schriftzug außen mit dem Namen des Politikers sowie eine Tafel mit Fotos und biografischen Informationen zu seinem sportlichen und politischen Lebensweg sollen noch angebracht werden, wie Marian Zachow mitteilte.