Marburg-Biedenkopf – Anlässlich des bundesweiten Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar lädt der Landkreis Marburg-Biedenkopf gemeinsam mit dem Arbeitskreis Landsynagoge Roth und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Marburg zu einer Gedenkstunde in die Synagoge in Weimar-Roth (Lahnstraße 27) ein. Die Veranstaltung beginnt um 19:00 Uhr.
Am 27. Januar 2023 jährt sich zum 78. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee im Januar 1945. Das Datum der Befreiung markiert seit 1996 den bundesweiten gesetzlich verankerten Gedenktag.
„Die kruden Vorwände der Nationalsozialisten zur Vernichtung von Millionen von Menschen waren zahlreich. Juden, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen, Homosexuelle, politisch Andersdenkende, osteuropäische Staatsangehörige als vermeintliche ‚Untermenschen‘ waren die bekanntesten Gruppen von Menschen, die in den Vernichtungslagern und Tötungsanlagen der Nazis ermordet wurden. Heute gedenken wir aller Opfer des Holocaust“, betonte Landrat Jens Womelsdorf.
Dieses Mal in der Landsynagoge Roth, im kommenden Jahr an anderer Stelle. „In unserem Landkreis stehen leider zahlreiche Orte in Verbindung mit den Verbrechen des sogenannten Dritten Reiches. Ich möchte in den kommenden Jahren anlässlich des Gedenktages auch an anderer Stelle zur Erinnerung an die Opfer einladen“, erläuterte Womelsdorf. Sowohl der Erhalt der Landsynagoge Roth, als auch der Gedenkstätte KZ-Außenlager Münchmühle würden durch den Landkreis unterstützt. „Damit übernehmen wir als Kreis auch Verantwortung dafür, dass solche Orte als Orte der Erinnerung für zukünftige Generationen erhalten bleiben“, sagte Womelsdorf.
„Wer die Augen vor der Vergangenheit verschließt, wird blind für die Gegenwart“, zitierte Sebastian Sack vom Vorstand der Marburger Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit den ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. „Gerade in diesem Geiste wollen wir der Opfer der Schoah gemeinsam gedenken und Verantwortung übernehmen in Gegenwart und Zukunft für eine Gesellschaft, in der Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung im wahrsten Sinne keinen Platz haben“, sagte Sack.
Dr. Annegret Wenz-Haubfleisch vom Arbeitskreis Landsynagoge Roth erinnerte an einen Ausspruch vom Mitglied der jüdischen Gemeinde in Roth, Herbert Roth, der 1938 als Jugendlicher in die USA auswanderte. „Er hat uns mit auf den Weg gegeben: ‚Lasst uns unsere Kinder lehren, niemals stumm oder gleichgültig zu bleiben, wenn Hass und Diskriminierung gelehrt, gerechtfertigt oder unterstützt werden von irgendeiner Organisation und besonders von einer Regierung‘. Uns als Arbeitskreis ist dieses Zitat zur Maxime geworden für unsere Gedenk- und besonders für unsere Bildungsarbeit“, sagte Wenz-Haubfleisch.
Bei der Gedenkveranstaltung tragen Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Weimar-Niederwalgern Berichte von jüdischen Zeitzeugen aus Roth, Fronhausen und Neustadt vor. Katharina Fendel und Selma Bonney-Raven begleiten die Veranstaltung mit Querflöte und Violine musikalisch. Außerdem halten Landrat Jens Womelsdorf und Probst im Ruhestand Helmut Wöllenstein von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Marburg Redebeiträge.