Marburg-Biedenkopf – Christiane Krapp aus Neustadt, Hans-Jürgen Kind aus Dautphetal und die Dorfgemeinschaft „750 Jahre Biedenkopf-Kombach“ sind mit dem Otto-Ubbelohde-Preis ausgezeichnet worden. Damit haben sie den höchsten und mit jeweils 1.000 Euro dotierten Kulturpreis des Landkreises Marburg-Biedenkopf erhalten. Landrat Jens Womelsdorf überreichte die Auszeichnungen am Dienstagabend im Marburger Landratsamt.
Der Preis wurde in diesem Jahr schon zum 36. Mal vergeben und belegt, wie vielfältig das kulturelle Schaffen im Landkreis ist. „Die Jury hatte es wieder nicht leicht, aus den vielen qualitativ hochwertigen Bewerbungen drei Preisträger auszuwählen“, sagte Landrat Jens Womelsdorf. Insgesamt 59 Bewerbungen hatte sie sorgfältig geprüft und beurteilt. „Was in unserem kulturell sehr aktiven Landkreis geleistet wird – vieles davon ehrenamtlich – das ist für die Kreisgesellschaft sehr wichtig und identitätsstiftend“, betonte Womelsdorf.
Geehrt wurde die Neustädter Musikerin, Musiklehrerin und Regisseurin Christiane Krapp, die sich seit vielen Jahren musikalisch in und um Neustadt engagiert. Für das Jubiläum zum 750-jährigen Bestehen der Stadt hat sie das Musical „Nova Civitas – Aus der Geschichte unserer Stadt“ komponiert, bei dem sie auch die Regie übernahm. „In dem Musical wird die Geschichte Neustadts eindrucksvoll aufgearbeitet“, stellte Womelsdorf fest. Aus über 50 Mitwirkenden im Alter von acht bis 80 Jahren, die teilweise noch keine Schauspiel- oder Gesangserfahrung hatten, hat sie ein Team geformt, das eine großartige Leistung auf die Bühne brachte. Unterstützt wurden sie von einem ebenso motivierten Technik-Team. „Ich nehme diesen Preis für das ganze Team entgegen“, sagte Krapp. „Gemeinsam ist es uns gelungen, den Blick auf die Vergangenheit freizulegen.“
Mit Hans-Jürgen Kind aus Dautphetal würdigt der Landkreis Marburg-Biedenkopf einen Künstler, der mit qualitativ hochwertigen und ausgesprochen arbeitsaufwendigen Zeichnungen auf sich aufmerksam macht. „Mit absoluter Akribie setzt er jeden Punkt mit einer Zeichenfeder auf Papier oder einem elektronischen Stift auf einer Zeichenoberfläche auf einem Tablet“, erläuterte Womelsdorf. Seine naturalistischen Arbeiten befassen sich mit Ortsansichten, Landschaften, verfallenen Gebäuden, er überzeugt aber auch mit ausdrucksstarken Portraits. Früher hat er zudem fotografiert und in jüngster Zeit sind auch Gemälde und übermalte Zeichnungen dazugekommen. „Das, was ich mache, ist nicht das, was die heutige Zeit erwartet“, sagte Kind, der sich sichtlich freute, dass seine in wochenlanger Arbeit entstandenen Arbeiten mit dem Ubbelohde-Preis gewürdigt werden: „Durch diesen Preis habe ich wieder Mut gefasst, weiterzuarbeiten.“
„Sie haben die Gemeinschaft schon im Titel“, wandte sich der Landrat an die 2015 gegründete Dorfgemeinschaft „750 Jahre Biedenkopf-Kombach“. Sie erhält die hohe Auszeichnung für ihre Arbeiten zur Geschichte der früher selbstständigen Gemeinde Kombach, die heute ein Stadtteil von Biedenkopf ist. Die Veröffentlichungen in zwei Bänden auf 142 beziehungsweise 560 Seiten enthalten eine Fülle von Informationen zur Geschichte des Ortes, aber auch Geschichten in Verbindung mit Kombach. „Allein die Mühlengeschichte des Ortes wird auf rund 175 Seiten dargestellt“, erläuterte Womelsdorf, „auch das Thema Flüchtlinge und Heimatvertriebene nach 1945 spielt eine Rolle.“ Wertvoll sind auch die vielen abgebildeten Dokumente, wie etwa Talprofile für die Mühlen, Kaufverträge aus früheren Jahrhunderten, zeitgenössische Zeitungsartikel, historische Fotos, mittelalterliche Rechnungen und Jahrhunderte alte amtliche Berichte. „Diese Chronik macht die Geschichte der Gemeinde für aktuelle und nachfolgende Generationen anschaulich“, hob der Landrat hervor. „Das ist eine Riesenauszeichnung für unseren noch jungen Verein“, freute sich Norbert Fenner im Namen des Vereins. „Wir haben bei unserer Arbeit den Blick auf die Vergangenheit, aber auch auf die Zukunft gerichtet.“
Einen Blick auf Vergangenheit und Zukunft richtete auch Klaus-Peter Fett alias „s’Anna“, der den Preis im Vorjahr gewonnen hatte. Er gab unter dem Titel „Tracht: Alles hat seine Zeit“ einen kundigen und emotionalen Überblick über die Geschichte der Tracht in der Region in der Vergangenheit und im Heute. Musikalisch untermalt wurde die Verleihung durch den Chor „Männertöne“.