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Pressemitteilung 541/2022

09.09.2022

Kreis gibt Tipps für den naturfreundlichen Hausgarten – Naturnahe Gärten für mehr Artenvielfalt waren Thema bei Info-Veranstaltung

Marburg-Biedenkopf – Wie gestalte ich meinen Hausgarten naturfreundlich? Das hat der Landkreis Marburg-Biedenkopf bei einer Info-Veranstaltung thematisiert. Dabei stellten die Biologin Dr. Indra Starke-Ottich und der Vogelkundler Dr. Klaus Richarz Möglichkeiten für naturnahe Gärten für Tiere und Insekten vor.

Was gibt es zu beachten, wenn ich meinen Hausgarten naturnah gestalten will? Als wichtiger Beitrag für mehr Biodiversität, also biologische Vielfalt, gilt ein möglichst breites und langes Angebot an blühenden Nahrungspflanzen für Insekten im Jahresverlauf. Dies kann durch einen Mix aus unterschiedlichen Pflanzenarten und Blütentypen erreicht werden. Hierbei sollte zumindest ein größerer Teil der Blüten ungefüllt sein. Bei ungefüllten Blüten sind die Blütenblätter rund um die gut sichtbaren Staubblätter angeordnet. Gefüllte Blüten haben im Zentrum der Blüte zusätzlich ineinander verschachtelte Blütenblätter. Die Staubgefäße sind meist verkümmert oder von Blütenblättern verdeckt, wodurch sie weniger Nahrung für Insekten bieten. Nicht heimische Arten wie der Sommer- oder Schmetterlingsflieder sind für Falter eine gute Nahrungsquelle.

Für einen geringeren Pflegeaufwand können Stauden und bodendeckende Pflanzen dichter eingepflanzt werden. Unkraut kann so schwerer wachsen.

Trockenmauern, also ohne Mörtel aufgeschichtete Steinmauern, bieten in ihren Zwischenräumen Pflanzen und kleinen Tieren wie Insekten und Eidechsen Platz. Auch Steingärten bieten einer Vielzahl an Pflanzen und Tieren wie Insekten, Amphibien, Reptilien und Kleinsäugern einen idealen (Zufluchts-)Ort. Diese Gärten bilden mit ihren Steinen die trockenen Lebensbedingungen von Gebirgsregionen nach. Steingärten sind nicht mit Schottergärten zu verwechseln. Letztere sind großflächig mit Schotter oder Kies bedeckt. Sie sind in der Regel mit einer Folie unter dem Steinmaterial ausgestattet. Bei Schottergärten werden meist gezielt einzelne Pflanzen gesetzt, der restliche Bereich soll dagegen völlig ohne Bewuchs bleiben.

Auch Kräutergärten können mit ihrer Vielzahl an lange blühenden Würzkräutern beispielsweise auch mit einer Steinfassung Rückzugsräume und Nahrung für die heimische Tierwelt bieten. Viele dieser Bewohner helfen mit, das biologische Gleichgewicht im Garten zu erhalten und unerwünschte Gäste wie beispielsweise Schnecken fernzuhalten.

Auch die Fugen zwischen Pflastersteinen oder Gehwegplatten können mit ein wenig Hilfe durch geeignete Einsaat oder Pflanzung von Kräutern einen Lebensraum bieten. Hier bieten sich verschiedene Thymian-Arten und andere niedrig wachsende Pflanzen wie der Mauerpfeffer an. Sie kommen mit den nährstoffarmen, trockenen Verhältnissen gut zurecht und hindern das Unkraut am Wachsen.

Auch Funktionsgebäude wie Geräteschuppen und Gartenhütten lassen sich in einen naturnahen Garten integrieren. Die Wände können als Schattenspender oder als Rankhilfe dienen. Rankhilfe bezeichnet eine Konstruktion, die es Kletterpflanzen ermöglicht, in die Breite oder Höhe zu wachsen. Die Gebäude bieten auch Platz für das Aufhängen von Vogel- oder Insekten-Nisthilfen.

Bei den Nisthilfen gibt es einiges zu beachten: Es gibt unterschiedliche Formen an Kästen, die für Fledermäuse, Hummeln, Schmetterlinge und Vögel Raum zum Aufzucht ihrer Jungen, als Rückzugsort und bei manchen Arten auch als Schutzraum im Winter dienen.

In Gärten, die häufiger von Katzen besucht werden, sollten Vogelnisthilfen, die das Hineingreifen von Tieren verhindern, angebracht werden. Da beispielsweise Haussperlinge gerne in größerer Gemeinschaft brüten, können mehrere Koloniebrüter-Nistkästen oder auch ein größerer selbstgebauter Kasten vielen Vögeln Nisträume bieten.

Gelegentlich finden sich auch andere Bewohner in den Nistkästen: Für die sehr friedfertigen, nützlichen und geschützten Hornissen wird ein einfacher Vogelkasten schnell zu klein. Handwerklich geschickte Menschen können für diese einen doppelt so großen Kasten bauen, der im nächsten Jahr Raum für das wachsende Volk bietet.

Neben richtig platzierten Insektenhotels sind in manchen Bereichen des Gartens stehengelassene Stängel von abgeblühten beziehungsweise abgestorbenen Pflanzen sehr nützlich. Denn verschiedene Insektenarten legen in ihren Hohlräumen Eier ab. Die neuen Lebewesen schlüpfen dann im Folgejahr.

Ein kleiner Teich im Garten kann die Tierwelt erfrischen. Aber auch kleine Wasserstellen wie Vogeltränken und flache Schalen oder eine große Wanne mit Wasserpflanzen sind dafür geeignet.

Bei Fragen können Interessierte sich an die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises per E-Mail an BWNmarburg-biedenkopfde wenden.

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