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Pressemitteilung 603/2022

13.10.2022

Neuer Job mit 450 Pferdestärken – Vom Einzelhandel in den Lkw: Beratungsangebot der Frauenakademie verhilft Katharina Nacke zum Traumjob

Mit 450 PS auf den Straßen unterwegs: Katharina Nacke (am Steuer) kann mithilfe der Frauenakademie ihren Traumjob als Lkw-Fahrerin ausüben. Darüber freuten sich auch Uwe Kreiter (v.r.), Fachdienstleister Arbeitgeber Personalservice des Kreisjobcenters, der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow, die Mitarbeitenden der Spedition Kautetzky Sebastian Kautetzky und Christian Michalak und die Fallmanagerin Sandra Liebermann.

Marburg-Biedenkopf – Der Traum: ein Laster und viel bewegen. Seit langer Zeit hegte die 33-jährige Katharina Nacke schon den Wunsch, beruflich Lastwagen zu fahren. Mithilfe der Frauenakademie des Landkreises Marburg-Biedenkopf konnte sie im Sommer ihren Traum verwirklichen.

Nacke hat bis Mitte der 2010er Jahre eigentlich im Einzelhandel gearbeitet. Nach einer Arbeitspause aus familiären Gründen und Elternzeit wollte sie wieder ins Arbeitsleben einsteigen. Dabei half ihr die Frauenakademie des KreisJobCenters (KJC). In der Beratung äußerte sie den Wunsch, Lkw-Fahrerin zu werden. „Ich wollte schon immer Lastwagen fahren. Meine Eltern fanden den Job aber zu gefährlich. Daher bin ich Einzelhandelskauffrau geworden“, so Nacke.

Nackes Beraterin bei der Frauenakademie, die Fallmanagerin Sandra Liebermann, erinnert sich: „Frau Nacke war die Initiatorin, sie wollte selbst Lkw fahren. Dabei stellte sich natürlich die Frage: Kind, Familie und Lastwagen fahren – passt das überhaupt zusammen?“ Doch Katharina Nacke und ihre Beraterin waren sich einig, es zu versuchen. So startete sie ihre neue Karriere als Lkw-Fahrerin bei der Spedition Kautetzky in Stadtallendorf. Der Kontakt zwischen dem KJC und der Spedition besteht schon seit mehreren Jahren. Daher war es naheliegend, dass Nacke sich bei dieser Firma bewerben sollte – mit Erfolg: „Das Unternehmen konnte sich vorstellen, Katharina Nacke unter Berücksichtigung ihrer familiären Situation einzustellen. Es fehlte nur noch die entsprechende Fahrerlaubnis“, so Liebermann. Hier half das KJC.

In Deutschland werden Lkw-Fahrende gesucht: Laut dem Statistischen Bundesamt arbeiteten im Jahr 2021 rund 480.000 Menschen als Berufskraftfahrende. Der Anteil von Frauen beträgt dabei nur drei Prozent. Außerdem ist ein großer Teil der Beschäftigten, rund 35 Prozent, bereits älter als 55 Jahre und wird in absehbarer Zeit nicht mehr arbeiten. Der Fachkräftemangel belastet die Transportbranche und gefährdet Lieferketten, unter anderem im Einzelhandel.

Das KJC versucht daher, in Zusammenarbeit mit regionalen und zertifizierten Fahrschulen dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und fördert die Weiterbildung von Personen, die für die Tätigkeit als Bus- oder Lkw-Fahrerin beziehungsweise -Fahrer geeignet sind.

Ende November 2021 erhielt Katharina Nacke einen Bildungsgutschein, mit dem sie ihren Lkw-Führerschein machen konnte. Mit dem Bildungsgutschein werden die Kosten für Weiterbildungen von arbeitssuchenden Personen übernommen. Im Frühsommer 2022 hat sie dann die notwendigen Prüfungen bestanden. Seit dem kann sie am Steuer eines tonnenschweren Sattelzuges mit 450 PS unter der Haube der Zugmaschine sitzen.

„Frau Nacke hat von Anfang an einen guten Eindruck gemacht“, so Sebastian Kautetzky von der Speditionsfirma. Auch ihre familiäre Situation schreckte ihn nicht ab: „Bei dem Fachkräftemangel müssen wir als Arbeitgeber anpassungsfähig sein. Wir versuchen es allen gerecht zu machen, damit sie Familie und Job unter einen Hut kriegen“, so Kautetzky weiter.

Das zeigt sich auch im Unternehmen. Die Disposition, also die Abteilung, die sich um die termin- und bedarfsgerechte Koordinierung von Personal und Lkws kümmert, versucht Rücksicht auf die Fahrenden zu nehmen, damit sie ihren familiären Verpflichtungen nachgehen können.

Aber wie ist es für eine Frau, in einem von Männern dominierten Beruf zu arbeiten? „Ich habe bisher keine negativen Erfahrungen gemacht und riesige Hilfsbereitschaft unter den Kolleginnen und Kollegen erlebt, egal, von welchem Unternehmen sie kommen“, erzählt Nacke.

Auch der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow zeigt sich begeistert: „Dieser Fall soll insbesondere Frauen Mut machen, nach einer Pause – beispielsweise wegen der familiären Situation – wieder ins Berufsleben einzusteigen. Das Beispiel zeigt, dass mit Willen und Engagement von Arbeitnehmenden und Arbeitgeber die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch dort möglich ist, wo man es auf den ersten Blick nicht vermutet“. Er betonte auch, dass der Fachkräftemangel nur bekämpft werden könne, indem nicht mehr zwischen typischen Männer- und Frauenberufen unterschieden werde.

Frauenpower in der Fahrerkabine: Katharina Nacke (l.) und ihre Fallmanagerin Sandra Liebermann.

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