PRESSEMITTEILUNG DER UNIVERSITÄTSSTADT MARBURG
Marburg. Wie können Kommunen dazu beitragen, dass die Menschen ein besseres und gesünderes Leben haben? Wie hat sich eigentlich die Pandemie bei Menschen mit unterschiedlichen Bildungsschichten ausgewirkt? Und was kann man daraus für die Präventionsarbeit lernen? Damit haben sich rund 60 Teilnehmende bei der Präventionskonferenz des Landkreises Marburg-Biedenkopf und der Universitätsstadt Marburg beschäftigt.
Bereits zum fünften Mal haben Stadt und Kreis zur Präventionskonferenz der Initiative „Gesundheit fördern – Versorgung stärken“ eingeladen. In drei Themenblöcken ging es um den aktuellen Präventionsplan, um Gesundheit in Krisenzeiten und um Gesundheit in verschiedenen Lebensphasen. Mehr als 60 Teilnehmende aus Marburg und dem Kreis haben sich bei der Konferenz vernetzt und ausgetauscht. Ziel der Konferenz ist es, dass die verschiedenen Träger und Mitwirkenden von gesundheitsfördernden Projekten ihre Ideen austauschen und weiter konkretisieren können.
„Wir sprechen heute über Perspektiven in der Gesundheitsförderung und wie wir gemeinsam dafür sorgen können, dass Menschen in der Stadt und im gesamten Landkreis ein besseres, gesünderes und längeres Leben haben – weil wir uns gemeinsam darum kümmern, dass viele Menschen gar nicht erst krank werden“, so Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies zur Begrüßung. „Das ist die beste Medizin.“
„Es ist wichtig, dass wir altersübergreifend und in den ganzen Landkreis hinein arbeiten. Denn wir stehen vor Aufgaben, die nicht nur in der Stadt auf uns warten – sondern überall“, sagte Landrat Jens Womelsdorf. „Es ist wichtig, dass wir gute Präventionsarbeit leisten – gemeinsam mit den Akteur*innen vor Ort.“
Dabei haben Stadt und Kreis in der Zusammenarbeit schon einiges umgesetzt. „Mit den lokalen Akteur*innen erarbeiten wir kommunale Gesundheitsziele“, erklärte die Leiterin des Gesundheitsamtes, Dr. Birgit Wollenberg. Rolf Reul von der Geschäftsstelle der Initiative „Gesundheit fördern – Versorgung stärken“ beim Gesundheitsamt des Kreises und Susanne Hofmann, Fachbereichsleitung Gesunde Stadt in Marburg, stellten die Arbeit im Netzwerk vor und gaben Input zu verschiedenen Präventionsprojekten – etwa zu einem Unterstützungsangebot für Alleinerziehende in Marburg oder zu einer dezentralen Präventionskoordinatorin, die nun im Landkreis tätig ist und in Kommunen bei der Präventionsarbeit unterstützen wird. „Kernstück der Zusammenarbeit sind die drei lebensphasenbezogenen Arbeitskreise ,gesund aufwachsen‘, ,gesund bleiben‘ und ,gesund altern‘. Wir haben aber auch festgestellt, dass die Arbeitskreise sich mischen und ergänzen“, so Reul und Hofmann. Denn: „Präventionsarbeit für Eltern hat etwa auch direkte Auswirkungen auf die Prävention bei Kindern.“
Für die drei Arbeitskreise gab es bei der Konferenz auch Workshops, in denen sich die Teilnehmenden mit konkreten Projekten beschäftigt haben – da ging es um Resilienzförderung bei Jugendlichen, um Stressbewältigung für Erwachsene und um Mittagstische in der Senior*innenarbeit.
Über „Gesundheitsförderung und Prävention in Krisenzeiten“ hat Dr. Katharina Böhm, Geschäftsführerin der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung, einen Fachvortrag gehalten. „Corona hat bestehende Probleme verschärft“, erklärte sie. „Psychische Erkrankungen und Bewegungsmangel haben eine Verstärkung erlebt – und vor allem die gesundheitliche Ungleichheit hat sich verstärkt gezeigt.“ Anhand von Studien und Zahlen zeigte sie auf, dass Menschen mit niedrigerem Bildungsstatus ein höheres Risiko hatten, an einem schweren Verlauf von Covid zu erkranken. Zugleich seien auch die Folgen der Pandemie ungleich verteilt gewesen und hätten vor allem Menschen in schwierigen sozialen Lagen getroffen.
Böhm zog daraus drei Lehren: Es brauche eine kleinräumige und auf Soziallagen bezogene Gesundheitsberichterstattung. Es brauche Zugang zu den Menschen über Strukturen, die schon vor einer Pandemie bestehen müssen. Und: Der allgemeine Gesundheitszustand ist mitentscheidend für den Pandemieverlauf – „chronischen Krankheiten kann man vorbeugen“, betonte Böhm. Und gerade chronisch Kranke seien besonders anfällig für Corona. Das bedeute: „Eine gute Grundlage ist wichtig: Die Pandemie hat verdeutlicht, dass Prävention nie wichtiger war als heute.“
Die Referentin gab außerdem einen Ausblick auf die Zukunft und benannte den Klimawandel als größte Herausforderung – unter anderem durch Hitze, Starkregen, Allergien und die größere Verbreitung von Krankheitserregern. Aber auch die Inflation spiele eine wichtige Rolle, denn für Gesundheitsprävention brauche es gesunde Ernährung, Wohnraum, und soziale Teilhabe. Zum Abschluss brachte die Fachfrau noch einen Blick von außen mit nach Marburg und in den Kreis: „Sie sind Vorreiter in Hessen. Hier gibt es niemanden sonst, der in diesem Bereich so viele Projekte initiiert und auch so strukturiert verfolgt. Was Sie hier vor Ort leisten, das sucht auch bundesweit seinesgleichen.“