Marburg-Biedenkopf – Schafhaltende aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf haben zusammen mit der Ökomodell-Region des Landkreises neue Wege für die Vermarktung von Schafwolle gefunden: Schafwollpellets. Die Pellets eignen sich als Naturdünger für den Garten ebenso wie für den Balkon und sind ab sofort im lokalen Handel erhältlich.
Der Landkreis Marburg-Biedenkopf ist mit über 14.000 Schafen einer der schafreichsten Regionen Hessens. Die Tiere leisten durch die Beweidung nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Landschaftspflege, zum Erhalt der Kulturlandschaften und der Artenvielfalt. Sie bringen auch einen nachwachsenden Rohstoff mit: Wolle.
„In den vergangenen Jahren wurde der wertvolle und nachwachsende Rohstoff Wolle nach der Schur leider zunehmend zum Abfallprodukt“, bedauert Heike Wagner, die den Fachbereich Ländlicher Raum und Verbraucherschutz beim Landkreis Marburg-Biedenkopf leitet. Zu stark hätte sich der Gebrauch von Kunstfasern durchgesetzt. Auch wegen des Wegfalls regionaler Strukturen seien viele Absatzwege und Verarbeitungsmöglichkeiten für Rohwolle weggebrochen.
Einen neuen Weg gefunden und sogleich beschritten hat nun eine Projektgruppe von Schafhaltern aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf unter Leitung der Ökomodell-Region Marburg-Biedenkopf: die Produktion und Vermarktung von Schafwollpellets, die als nährstoffreicher Naturdünger sowohl im Garten als auch auf dem Balkon genutzt werden können.
„Die Pelletierung erzielt eine nachhaltige Verwendung der Schafswolle mit vielen Vorteilen für den Boden und die Pflanzen, unterstützt unsere Schäfer im Kreis und entspricht unserer Nachhaltigkeitsstrategie“, freut sich Wagner.
Schafwolle ist reich an gebundenen Nährstoffen, die nur langsam an die Erde abgegeben werden. Die Nährstoffverfügbarkeit für die Pflanzen beträgt rund zehn Monate, so dass sich die Pellets als nachhaltiger Langzeitdünger eignen.
Dies ist das Ergebnis eines gemeinsamen Düngeversuchs der Ökomodell-Region mit dem Landesbetrieb Landwirtschaft (LLH) bei der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) TerraLumbricus in Leidenhofen und der bei der SoLaWi PeterSilie in Oberweimar, bei dem die Schafwollpelltes im Weißkohlanbau eingesetzt wurden.
Dabei zeigte sich auch, dass die Wolle nicht nur wertvolle Nährstoffe liefert, sondern zusätzlich auch als Wasserspeicher dient. Das führt nicht nur dazu, dass die Pflanze in Trockenphasen gut versorgt ist, sondern auch, dass die Wasser-Bindekapazität im Boden mehr als verdoppelt wird und Nährstoffe so bei Regen nicht so schnell ausgespült werden.
Die „Prototyp-Pellets“ hatte die Firma Köhler aus Trendelburg aus Wolle hergestellt. Diese wurde unter der Federführung von Oliver Stey, stellvertretender Vorsitzender des Kreisschäfervereins Marburg-Kirchhain- Biedenkopf bei verschiedenen schafhaltenden Betrieben aus der Region gesammelt.
Erhältlich sind die Schafwollpellets ab sofort im Marburger Gartencenter, Stephan-Niderehe-Straße 11, sowie bei der Direktvermarktung Klingelhöfer in Großseelheim, Marburger Ring 49, und beim Josera-Erbacher Großhandel Bieber in Rauchenberg-Josbach, Lischeider Straße 4. Weitere Verkaufsstellen folgen in Kürze.