Marburg-Biedenkopf – Wie alle Impfzentren in Hessen schließt am 30. September auch das Impfzentrum Marburg-Biedenkopf seine Pforten. Kreis, Johanniter und DRK haben nach 234 Tagen im Betrieb eine erste positive Bilanz gezogen: Mit mehr als 187.000 Impfungen war das Impfzentrum eine tragende Säule der bundesweiten Impfkampagne für Marburg-Biedenkopf. Mobile Impfteams des Gesundheitsamtes werden nach der Schließung des Zentrums weiter im Einsatz sein, um bei Bedarf Unterstützung für weitere Sonderimpfaktionen sowie Auffrisch-Impfungen, insbesondere bei vulnerablen Gruppen, zu gewährleisten.
„Ich möchte allen Beteiligten für die erfolgreiche Bewältigung dieser historischen Aufgabe herzlich Danke sagen. Alle Akteurinnen und Akteure, vom Aufbau bis zum Betrieb, haben durch eine reibungslose Zusammenarbeit und ihren Einsatz einen bedeutenden Beitrag für den Erfolg der Impfkampagne geleistet“, betonte Landrätin Kirsten Fründt. Alle Beteiligten hätten, auch unter phasenweise schwierigen Bedingungen wie dem anfänglichen Impfstoffmangel, vielfältige Herausforderungen erfolgreich bewältigt. „Das verdient Respekt und Anerkennung, zumal es vorher keine Vergleichsmaßstäbe gab“, machte Fründt deutlich. Damit stehe am Ende eine hervorragende Teamleistung von Mitarbeitenden aus Katastrophenschutz und Gesundheitsamt des Kreises sowie DRK und Johannitern.
Eine erfolgreiche Teamleistung, die sich auch in Zahlen ausdrückt: Das Impfzentrum Marburg-Biedenkopf war vom 9. Februar 2021 bis 30. September 2021 und damit insgesamt 234 Tage in Betrieb. Bis zur Schließung wurden rund 187.000 Impfungen durch das Impfzentrum durchgeführt. Eine Zahl, zu der auch die insgesamt 13 niedrigschwelligen Sonder-Impfaktionen beigetragen haben, darunter im Marburger Cineplex-Kino, an Schulen, am Marburger Hafenfest oder in Stadtallendorf, wo auch Dolmetscherinnen und Dolmetscher unterstützten. Die höchste Tagesleistung im Impfzentrum waren 1.990 Impfungen an einem Tag. Jedoch wurden an einem anderen Tag beispielsweise nur 34 Impfungen verabreicht – dies zu einer Zeit, als der Impfstoff nach Mangelressource war.
Rund 250 Mitarbeitende, darunter ärztliches und nicht-ärztliches Personal sowie Verwaltungs-, Reinigungs- und IT-Fachkräfte, waren im Impfzentrum im Einsatz. Das benötigte Vorbereitung und Organisation: So wurden rund 6.000 Meter Strom- und Daten-Kabel verlegt, auf 3.200 Quadratmetern wurden Bodenelemente verbaut. Insgesamt 39 Abstimmungsgespräche der Gesamtleitung fanden statt. Die Kosten für das Impfzentrum bis Mitte September belaufen sich auf insgesamt rund 10,2 Millionen Euro, die vom Land erstattet werden. Die abschließenden Gesamtkosten lassen sich erst nach dem vollständigen Abbau des Zentrums beziffern. Die Universitätsstadt Marburg hat das Gelände, auf dem das Impfzentrum steht, für die gesamte Dauer kostenlos zur Verfügung gestellt, wofür die Landrätin ebenfalls ausdrücklich dankte. Mit der Messe Marburg Veranstaltungs-GmbH fand der Kreis zudem eine geeignete Partnerin für den Aufbau.
„Das war im Landkreis eine historisch noch nie dagewesene Situation und damit auch der größte Katastrophenschutzeinsatz vor Ort. Dass dieser, gerade auch wegen der guten Koordination, erfolgreich verlaufen ist, macht mich stolz“, betonte Lars Schäfer, der als Leiter des Fachbereichs Gefahrenabwehr des Kreises die Gesamtleitung des Impfzentrums innehatte.
„Das Lächeln von Menschen, die dankbar für ihre Impfung waren, war schön zu sehen und eine tolle Erfahrung“, sagte Karsten Oerder von der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Regionalverband Mittelhessen und einer der operativen Leiter. Natürlich habe es aber neben ganz viel Licht auch Schatten gegeben, beispielsweise durch Impfneid oder Impfskeptiker. Auch die sich häufiger verändernden Impfempfehlungen und der sich daraus ergebende Bedarf an Aufklärung von Impfwilligen sei eine Herausforderung gewesen, die man aber gut bewältigt habe, waren sich Karsten Order sowie Holger Tolde vom DRK Kreisverband Marburg-Gießen und ebenfalls operativer Leiter, einig.
Tolde verwies zudem auf die „Impfengel“, eine symbolischen Geste des Dankes durch eine geimpfte Person im Mai. Sie überreichte den Mitarbeitenden des Impfzentrums als Dank für ihren Einsatz handgefertigte und gestickte Schlüsselanhänger mit der Aufschrift „Impfengel“. Solche Gesten des Dankes hätten für weitere Motivation gesorgt.
Als „freundschaftlich und produktiv schaffend“ bezeichnete DRK-Kreisverbandsvorstand Christian Betz die Zusammenarbeit. „Wir kennen uns und wissen, was wir voneinander haben, und so sind wir das Projekt auch angegangen“, betonte er. Nicht ohne Stolz blicke er darauf zurück, dass das Impfzentrum so in nur 14 Tagen aufgebaut wurde. Aber die Pandemie sei noch nicht vorbei, „es ist immer noch wichtig, dass die Spritze einen Oberarm findet!“
„Mein besonderer Dank gilt allen Mitarbeitenden, die sich der für alle Beteiligten neuen Herausforderung ,Betrieb eines Corona-Impfzentrums‘ mit viel Engagement und herausragendem Einsatz gestellt haben. Die Zusammenarbeit mit allen Schnittstellen lief hochprofessionell und reibungslos. Teilweise konnte dabei auf erfahrene langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückgegriffen werden, aber auch von externer Seite sind zunächst fachfremde Personen in kürzester Zeit in ihr neues Aufgabengebiet hineingewachsen und haben zum Teil Führungsaufgaben wahrgenommen. Es macht mich stolz, solche Menschen im Team zu wissen. Nicht zu vergessen die vielen helfenden Hände, die im Hintergrund für funktionierende Strukturen sorgen – von der Einstellung des Personals bis hin zur Logistik. Ich danke allen an diesem Projekt beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich“, so Marco Schulte-Lünzum, Regionalvorstand der Johanniter in Mittelhessen.
Der Hauptanteil der zukünftigen Impfungen wird nach Vorgaben des Landes durch niedergelassene Arztpraxen übernommen. Auch Betriebsärzte, Privatärzte und Krankenhäuser werden Impfungen übernehmen.
Der Landkreis Marburg-Biedenkopf hat die Absicht, bei der Umsetzung des Mobilen Impfens weiter auf die Zusammenarbeit mit der Johanniter-Unfall-Hilfe und dem DRK Mittelhessen zu setzen, da diese sich bereits bei der Kooperation im Impfzentrum bewährt hat. Demnach sollen voraussichtlich vier mobile Impf-Teams, bestehend aus drei Personen, an sieben Tage in der Woche im Landkreis unterwegs sein. Darüber hinaus ist ab Mitte Oktober der Einsatz eines Impfbusses geplant.
Die Bemühungen aller Beteiligten sollen jetzt verstärkt noch einmal auf vulnerable Gruppen gerichtet werden. Dies betrifft insbesondere mobile Impfangebote für schwerer erreichbare Personengruppen, etwa Wohnsitzlose, Gemeinschaftsunterkünfte, Saisonarbeitende sowie gegebenenfalls Sonderimpfaktionen in Pflege- und Behinderteneinrichtungen. „Zudem können wir noch Menschen erreichen, die sich bisher noch nicht zu einer Impfung entschlossen haben oder noch nicht die Möglichkeit dazu hatten“, sagte die ärztliche Leiterin des Impfzentrums, Andrea Schroer. Die mobilen Teams in Verantwortung des Gesundheitsamtes seien somit weiterhin eine zusätzliche Säule der künftigen Impfkampagne.