Marburg-Biedenkopf – Der Otto-Ubbelohde-Preis, die höchste Kulturauszeichnung des Landkreises Marburg-Biedenkopf, geht in diesem Jahr an die Fotografin Anna Scheidemann aus Marburg, den vielseitig begabten Trachtenspezialisten Klaus-Peter Fett, besser bekannt als „s’Anna“ aus Wollmar, und den Verein „Amöneburg 13Hundert e.V.“. Dies hat der Kreisausschuss beschlossen. Der Otto-Ubbelohde-Preis des Landkreises Marburg-Biedenkopf ist mit jeweils 1.000 Euro pro Preisträger dotiert und wird im Oktober feierlich verliehen.
„In diesem Jahr hat sich die Jurysitzung zur Vergabe des diesjährigen Otto-Ubbelohde-Preises Corona bedingt weiter ins Jahr verschoben. Das ändert aber nichts daran, dass dieser Preis etwas ganz Besonderes ist“, betonte Landrätin Kirsten Fründt. Die Jury habe mit 64 Bewerbungen wieder vor der anspruchsvollen Aufgabe gestanden, aus der Vielzahl hervorragender Bewerbungen nur eine Frau, einen Mann und einen Verein für die Auszeichnung auszuwählen. „Das war keine leichte Wahl, weil so viele Leistungen im Kulturbereich in unserem Landkreis so beeindruckend sind“, unterstrich die Landrätin.
Informationen zu den Preisträgerinnen und dem Preisträger:
Anna Scheidemann, Fotografin aus Marburg:
Seit sechs Jahren lebt und wirkt die Fotografin Anna Scheidemann in Marburg. Darüber hinaus arbeitet sie auch bei internationalen Projekten mit. Viele ihrer Fotoarbeiten wurden im Verlag „Vogue“ publiziert. Sie kommt aus der Ukraine, wo das Tragen von Tracht weit verbreitet ist. Im September 2019 stellte sie im Rahmen einer Ausstellung im Marburger Landratsamt eine ungewöhnliche Fotokunstausstellung aus: Es ging um das Thema Kleidung in drei unterschiedlichen Ausprägungen. Fast im Portraitstil alter Meister sind viele Fotos entstanden, die Trachtträgerinnen im klassischen Sinn zeigen. Genauso aber auch Bilder, die auch tätowierte und gepiercte Frauen zeigen, die Tracht tragen und damit besonders auffällig sind. Schließlich zeigte sie Fotos von modischer Kleidung, die mit Trachtelementen ergänzt wurden.
Ihre Arbeiten regen zum Nachdenken an und zeigen, wir breit das Thema Kleidung aufgestellt ist, aber auch, dass das Tragen scheinbar traditioneller Kleidung im Zusammenspiel mit Piercings und Tätowierungen ganz neu erlebt werden kann. Wichtig ist ihr auch die Frage, wohin sich Tracht und Kleidung entwickeln. Insgesamt hat sie sich auf Portraitfotos spezialisiert und kombiniert Personen und Materialien in ungewohnten Perspektiven.
In Anerkennung ihres fotografischen Schaffens zeichnet der Landkreis Marburg-Biedenkopf Anna Scheidemann aus Marburg mit dem Otto-Ubbelohde-Preis 2021 aus.
Klaus-Peter Fett, Münchhausen:
Mit Klaus-Peter Fett, besser bekannt als „s’Anna“, würdigt der Landkreis einen Menschen, der sich seit Jahrzehnten im Bereich der Heimatpflege engagiert. Er war mehr als 20 Jahre Vorsitzender der Trachtengruppe Wollmar und ist Vorsitzender des Grenzgangvereins Wollmar. Besonders für die Jugendarbeit engagiert er sich sehr. Außerdem bringt er sich ebenfalls seit vielen Jahren bei der Hessischen Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege, in der Volkskunstgilde, der Mundartgilde und der Tanzleitergilde auf Vorstandsebenen ehrenamtlich ein. In der Rolle als „Tante Anna“ bzw. als „s’Anna“ ist er durch seine Auftritte einem großen Publikum bekannt. Er vertritt gerne und oft zusammen mit seinem Verein aus Wollmar den Landkreis Marburg-Biedenkopf auf vielfältigen Veranstaltungen. Dazu zählen etwa das Europäische Folklore-Festival, Hessentage, Grenzgang- und Jubiläumsfeste, Landeskindertrachtentreffen, Trachtenfeste- und Umzüge, Landesgartenschauen, Tagungen oder etwa vhs-Veranstaltungen. Dabei begeistert er durch sein großes Fachwissen, aber auch durch sein Comedy-Talent, seine witzigen Moderationen sowie in unzähligen Vorträgen und Sketchen.
In Anerkennung seines jahrzehntelangen Einsatzes für die Heimatpflege zeichnet der Landkreis Marburg-Biedenkopf Klaus-Peter Fett aus Wollmar mit dem Otto-Ubbelohde-Preis 2021 aus.
Amöneburg 13Hundert e.V.:
Der im Juni 2018 gegründete, gemeinnützige Verein will Alteingesessene sowie Neubürgerinnen und Neubürger zusammenbringen und ein Bewusstsein schaffen für die Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit Amöneburgs. Der Verein „Amöneburg 13Hundert e.V.“ gestaltet nicht nur das Jubiläumsjahr mit vielen Veranstaltungen. Er hat sich auch zum Ziel gesetzt, Geschichtsbewusstsein, Kultur, Heimat, Natur und Nachhaltigkeit in Amöneburg zu fördern. Zu den Zielen gehört auch das Zusammenwachsen des Ortes und seiner Bürgerinnen und Bürger unter dem Motto „Entdecke wo du lebst und mit wem du lebst“. In diesem Zusammenhang wurde auch eine 270 Seiten starke Veröffentlichung mit dem Titel „1300 Jahre Amöneburg – Dem Himmel so nah“ erstellt, die die Jury mit ihrer modernen und informativen Herangehensweise und mit vielen Fotos überzeugte. Im Zusammenhang mit einer Vielzahl an Veranstaltungen, die der Verein organisiert, wie etwa das gelungene Projekt „Amöneburger Häuser erzählen“, bei dem die Geschichte von unter Denkmalschutz stehenden Häusern erzählt und vermittelt werden (teilweise auf Platt), zeigt der Verein, dass man sich auch modern und zeitgemäß einem solchen Jubiläum nähern kann, und dass auch trotz Corona-Pandemie. Gleichzeitig wird damit aber auch das Interesse an der Heimatgeschichte gefördert. Neben Gebäuden in der Kernstadt und in den Stadtteilen sollen perspektivisch auch besondere Sehenswürdigkeiten zu dieser Aktion hinzugefügt werden.
Der Landkreis Marburg-Biedenkopf zeichnet den Verein „Amöneburg13Hundert e.V.“ für sein modernes und vielseitiges Engagement im Zusammenhang mit dem 1.300-jährigen Bestehen der Ersterwähnung Amöneburgs mit dem Otto-Ubbelohde-Preis 2021 aus.