Marburg-Biedenkopf – Mit der Übergabe eines Förderbescheids in Höhe von 10.000 Euro an den Verein „Friedrich-Naumann-Haus e.V.“ in Lohra-Kirchvers hat der Landkreis Marburg-Biedenkopf den Startschuss für ein innovatives Projekt gegeben: Der Verein möchte im Ortskern von Kirchvers altengerechte und barrierefreie Wohnungen in direkter Nachbarschaft zu einer Wohngruppe von Jugendlichen errichten.
Das Geld stammt aus Mitteln des Kreises aus dem Förderprogramm „Bausteine für ein gutes Leben im Alter“.
„Im Rahmen seiner Richtlinie zur Förderung lokaler Bausteine für ein gutes Leben im Alter fördert der Landkreis dieses Projekt sehr gerne“, sagte Landrätin Kirsten Fründt bei der Übergabe des Bescheids. Mit dieser innovativen Idee sei der Verein ein Vorreiter im Landkreis. Die 10.000 Euro werden für die Entwicklung eines nachhaltigen und wirtschaftlich tragfähigen Nutzungskonzepts verwendet, weitere 5000 Euro steuert der Verein selbst bei. Der Fachdienst Altenhilfe des Kreises hat die Antragsteller unterstützt und fachspezifisch beraten. Zudem wird der Fachdienst das Projekt weiter begleiten. Anwesend bei der Übergabe des Förderbescheids war daher auch Katharina Albrecht in Vertretung des Fachdiensts.
Der Verein „Friedrich-Naumann-Haus“ ist eine gemeinnützige Einrichtung der Jugendhilfe. Der Verein ist Sozialträger und Mitglied im Diakonischen Werk Hessen und betreibt verschiedene stationäre Wohngruppen für Jugendliche und junge Erwachsene. In Kirchvers ist er für die Betreuung einer Jugendwohngruppe mit neun Kindern und Jugendlichen im Alter von zehn bis 18 Jahren verantwortlich. Direkt angrenzend an diese Wohngruppe steht auf dem dazugehörigen Gelände ein baufälliges Gebäude, das der Verein gerne abreißen und an dessen Stelle er altengerechte, barrierefreie Wohnungen bauen möchte. Die Jugendwohngruppe soll in die neuen Projektstrukturen eingefügt werden. „Wir möchten eine Verknüpfung zwischen den jungen und den älteren Menschen herstellen – den Jugendlichen fehlen oft die Großeltern, die Enkel der Älteren sind häufig nicht vor Ort“, erläuterte Einrichtungsleiter Alexander Thys. „Beide Seiten können voneinander profitieren, wenn sie Zeit miteinander verbringen“, ergänzte der Vorsitzende des Vereins, Harald Scherer. „Ohne den Förderbescheid wäre es nicht möglich gewesen, das Projekt anzugehen“, betonte er. Das Konzept solle nun bis Ende des Jahres vorliegen.
Das Wohnprojekt soll in die bestehenden Altenhilfestrukturen in Lohra integriert werden. „Die Vernetzung ist uns wichtig, beispielsweise mit dem Familien- und Seniorenbeirat Lohra“, sagte Scherer, der auch die gute Zusammenarbeit mit der Kommune heraushebt. Der Bedarf an altersgerechten kleinen Wohneinheiten in Kirchvers sei sehr hoch, betonte Bürgermeister Georg Gaul.
Um das Projekt umsetzen zu können, soll nun mit Hilfe der Agentur „Denkstrukturen“ und gemeinsam mit der Gemeinde Lohra und den örtlichen Akteuren ein Konzept erstellt und dabei ermittelt werden, welcher Bedarf überhaupt vorhanden ist. Florian Kern und Dennis Pucher von der Agentur „Denkstrukturen“ waren daher ebenfalls bei der Übergabe des Förderbescheids vor Ort.