Marburg-Biedenkopf – Nachdem in der Vergangenheit der Landkreis Marburg-Biedenkopf und das Robert Koch-Institut (RKI) Corona-Inzidenzwerte veröffentlicht haben, die sich zum Teil deutlich voneinander unterschieden, hat der Kreis die Prozesse und Meldewege innerhalb seiner Zuständigkeit intensiv kontrolliert. „Wir haben bei der Prüfung unserer Abläufe keine schwerwiegenden Fehler oder systematischen Fehlerquellen entdeckt“, stellte Landrätin Kirsten Fründt fest.
Die anfängliche Vermutung, dass vereinzelt die Fallzahlen ganzer Tage vom Gesundheitsamt doppelt weiter gemeldet worden sein könnten, habe sich nicht bestätigt. Allerdings seien in den vergangenen drei Wochen rund 30 einzelne Fälle doppelt erfasst oder doppelt gemeldet worden, also pro Tag ein bis zwei Fälle. „Dies erklärt jedoch nicht die zum Teil deutliche Diskrepanz zu den Werten des RKI“, sagte die Landrätin.
Eine mögliche Erklärung dieser Diskrepanz ist nach Einschätzung des Gesundheitsamtes eine zeitliche Verschiebung, die dem Meldeweg über das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt für das Gesundheitswesen (HLPUG) an das RKI geschuldet ist. Dies hat das RKI zwischenzeitlich ebenfalls bestätigt und verweist auf Meldeverzüge oder technische Schwierigkeiten. Gegenüber den Medien hat das RKI zudem bestätigt, dass die Zahlen des Kreises entscheidend seien, da der Kreis die Zahlen direkt vor Ort erhebe.
„Trotz aller Sorgfalt sind Fehler leider nicht gänzlich vermeidbar, da auch im Gesundheitsamt Menschen arbeiten, die Fehler machen, und die insbesondere in den zurückliegenden Wochen durch schnell steigende Fallzahlen einer sehr hohen Belastung ausgesetzt waren. Professionalität bedeutet eben auch, anzuerkennen, dass Fehler passieren können, wie die doppelte Meldung einzelner Fälle. Wichtig ist, dass wir Fehlerquellen erkennen und beheben und wir aus diesen Fehlern lernen“, sagte Landrätin Kirsten Fründt. Unabhängig davon prüfe das Gesundheitsamt laufend die eigenen Abläufe.
Das Gesundheitsamt weist in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass die Betrachtung der Inzidenzwerte hilfreich sei, um einen mittel- und langfristigen Verlauf zu beobachten. Für das unmittelbare, kurzfristige Geschehen vor Ort hingegen sei es wichtig, das aktuelle Infektionsgeschehen genau zu betrachten, um bei Bedarf schnell und lokal begrenzt eingreifen zu können. Ob es also beispielsweise in Einrichtungen wie Alten-Pflegeheimen, Schulen oder Unternehmen lokal begrenzte Ausbrüche gibt, die gezielt eingegrenzt werden können.