Marburg-Biedenkopf – Nachdem der Einsatz größerer Busse bereits für eine Entlastung auf stärker frequentierten Schulbuslinien gesorgt hat, setzt der Landkreis Marburg-Biedenkopf ab kommender Woche auch zusätzliche Busse ein, um die Situation weiter zu entspannen. Zudem bemüht sich der Kreis in enger Abstimmung mit dem Staatlichen Schulamt um eine Entzerrung der Schulzeiten, um die Spitzenauslastung der Schulbusse zu verringern. Fahrplananpassungen sollen weitere Verbesserungen bringen.
„Die Buskapazitäten zu erhöhen ist leichter gesagt als getan. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle, die miteinander in Einklang gebracht werden müssen“, erläuterte der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow. Einer dieser Faktoren seien die aufeinander abgestimmten kreisweiten Fahrpläne. Hinzu kämen Bauarbeiten an zwei Bahnlinien, für die ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet sei, sowie Straßensperrungen, die mit Umleitungs- und Baustellenfahrplänen Auswirkungen auf die vorhandenen Buskapazitäten hätten. „Schließlich ist auch die Verfügbarkeit von Bussen und Fahrpersonal derzeit eine Herausforderung“, schilderte der Zachow die Situation. Busunternehmen hätten die derzeit nicht genutzten Reisebusse teilweise abgemeldet oder, wenn es Leasing-Fahrzeuge sind, an den Leasing-Geber zurückgegeben. Oft sei auch das Personal in Kurzarbeit.
Der baustellenbedingte Ausfall der Züge auf der Lahntalbahn und der Burgwaldbahn führe zudem auf der einen Seite dazu, dass die Busse besser besetzt sind. Auf der anderen Seite seien durch den erforderlichen Schienenersatzverkehr auch Fahrzeuge und Personal gebunden, so dass zusätzliche Fahrzeuge kaum geordert werden könnten, führte der Erste Kreisbeigeordnete weiter aus.
Eine besonders hohe Auslastung hat der Kreis im Einzugsgebiet des Schulstandortes Biedenkopf festgestellt. Hier werden ab kommenden Montag, 9. November 2020, die Linie MR 51-52 (Oberhörlen-Biedenkopf-Wallau-Breidenbach) mit sechs zusätzliche Fahrten sowie die Linie MR 481 (Biedenkopf-Lahntal-Marburg) mit fünf Zusatzfahrten verstärkt. Möglich wird dies durch den Einsatz von zwei zusätzlichen Reisebussen. Durch eine zusätzliche Fahrt auf der Linie 65 von Biedenkopf nach Dexbach beziehungsweise Engelbach kann eine Abfahrt nach der 4. Schulstunde an der Grundschule Biedenkopf gewährleistet werden.
Ab dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2020 wird zudem die neue Schnellbuslinie X 41 (Dillenburg-Oberdieten-Breidenbach-Wallau-Biedenkopf) im Stundentakt weitere Entlastung bringen. Gleichzeitig startet auch der Schnellbus X 37 Herborn-Gladenbach, der zwischen Weidenhausen und der Kernstadt Gladenbach auch den Schulverkehr verstärkt.
Darüber hinaus wird ab dem Fahrplanwechsel auch der Zugverkehr zwischen Marburg und Friedensdorf sowie von und nach Wetter wieder in gewohntem Umfang zur Verfügung stehen und die Beförderungskapazitäten merklich erhöhen.
Hinzukommen werden weitere kurzfristige Fahrplananpassungen, wie zum Beispiel im Einzugsbereich der Gesamtschule Ebsdorfer Grund sowie im Raum Stadtallendorf-Kirchhain-Amöneburg. Diese befinden sich in der finalen Planungsphase.
Weitere Instrumente, um die Situation weiter zu entspannen, ist das Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer. So bietet es sich für Schülerinnen und Schüler beispielsweise an, auf bestimmten Strecken, die von mehreren Linien parallel bedient werden, weniger frequentierte Fahrten zu nutzen. „Oft gibt es Alternativen, die nur wenige Minuten länger brauchen oder einen zusätzlichen Umstieg verursachen, die aber weniger ausgelastet sind“, erläuterte Zachow. Deswegen appelliert er an Schülerinnen und Schüler sowie an die Schulen, auch diese Ausweich-Optionen im Blick zu haben.
Eine Entzerrung der Situation zu den Stoßzeiten in den Schulbussen könnte zudem noch verstärkt werden, indem die Schulen unterschiedliche Schulbeginn- und Schulendzeiten nutzen. So können die Schulen das vorhandene ÖPNV-Angebot an ihren jeweiligen Standorten voll umfänglich für sich nutzen und ihre Stundenplanung daraufhin anpassen. „Diesen Aspekt erörtern wir im Moment mit dem Staatlichen Schulamt und den Schulen“, sagte Zachow. Erste Erfolge konnten hier bereits mit der Lahntalschule in Biedenkopf und der Gesamtschule Ebsdorfer Grund in Heskem erzielt werden. Die konkreten Veränderungen würden teilweise bereits jetzt schon oder zeitnah umgesetzt.
„Die Planung des ÖPNV allgemein und des Schulbusverkehrs im Besonderen ist ein sehr komplexes Unterfangen, bei dem immer mehrere Stellschrauben beachtet werden müssen. Denn eine Veränderung an einer Stelle führt zu kaskadenartigen Veränderungen an vielen anderen Stellen, etwa bei Anschlussverbindungen zu Zügen oder anderen Bussen. Das müssen wir berücksichtigen“, erklärte der Erste Kreisbeigeordnete.
Er betonte auch, dass nach Wahrnehmung des Kreises die Maskenpflicht in den Bussen oder Zügen, abgesehen von einzelnen Ausnahmen, von den Schülerinnen und Schülern gewissenhaft umgesetzt werde. „Die Schülerinnen und Schüler machen da gut mit und zeigen, dass sie den Ernst der Lage verstehen. Dafür möchten wir uns auch ausdrücklich bedanken“, unterstrich Zachow. Er machte auch deutlich, dass es derzeit keine Hinweise darauf gebe, dass die Busse ein Problempunkt bei der Infektionsübertragung seien.