Marburg-Biedenkopf – Die Zahl der Corona-Neuinfektionen im Landkreis Marburg-Biedenkopf ist im Vergleich zum Vortag um 32 auf 1.911 Fälle gestiegen. Aktuell werden weiter 30 Betroffene stationär im Krankenhaus behandelt. Davon benötigen neun Personen eine intensivmedizinische Betreuung. Das Gesundheitsamt betreut aktuell 829 aktive Fälle.
Die Zahl der Genesenen ist um 69 auf 1.073 Fälle gestiegen. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion beträgt weiterhin neun. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage (Inzidenz) im Landkreis Marburg-Biedenkopf liegt aktuell bei 258,1 (+ 8,1).
Nachdem der Landkreis Marburg-Biedenkopf bereits in den vergangenen Wochen nach und nach Personal aus allen Teil der Kreisverwaltung zur Unterstützung des Gesundheitsamtes herangezogen hat, erfolgte in der vergangenen Woche auch die Anforderung von Unterstützungspersonal der Bundeswehr. Derzeit laufen die organisatorischen und logistischen Vorbereitungen für den Einsatz der Streitkräfte. Die 29 Soldatinnen und Soldaten werden am Dienstag ihre Arbeit aufnehmen. Nach derzeitigem Planungsstand werden sie in der Nachverfolgung von Kontaktpersonen und in der Dokumentation eingesetzt sowie auch die Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes bei Corona-Tests unterstützen.
Parallel bereitet die Kreisverwaltung auch die Anforderung weiteren Personals aus der Marburger Stadtverwaltung vor, das Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies angeboten hat. Für dieses Angebot dankt der Kreis ausdrücklich. „Das ist ein deutliches Signal für den Zusammenhalt in der kommunalen Familie“, betonten Landrätin Kirsten Fründt und der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung und dem Inkrafttreten der landesweiten Corona-Regeln veröffentlicht der Landkreis Marburg-Biedenkopf ab sofort neben der Zahl der aktiven Fälle auch deren Verteilung auf die Städte und Gemeinden. Bei Betrachtung dieser Zahlen wird deutlich, dass die Infektionen sehr diffus über den gesamten Landkreis verteilt sind. In Kommunen mit vergleichsweise höherer Zahl an Einwohnerinnen und Einwohnern gibt es naturgemäß auch eine erhöhte Zahl positiv getesteter Personen.
„Mit diesem Schritt wollen wir einmal mehr den Ernst der Lage verdeutlichen“, sind sich Landrätin Kirsten Fründt und der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow einig. Vor dem Hintergrund der Zahlen müsse jetzt jedem klar sein, dass man dem Virus im Kreisgebiet nicht ausweichen könne. Gleichzeitig warnt der Kreis vor einer vermeintlichen Sicherheit in Kommunen mit niedrigeren Fallzahlen: „Es gibt keine sicheren Orte. Wir appellieren einmal mehr an die Vernunft der Bürgerinnen und Bürger: Halten Sie sich an die ab heute geltenden Regeln und beachten Sie nach wie vor die Hygiene-, Abstands,- und Maskenregeln“, betonen Fründt und Zachow. Sie verweisen dabei auf eine Aussage des Virologen Prof. Dr. Christian Drosten von der Virologie der Berline Charité, der wie folgt auf tagesschau.de zitiert wird: „Am besten wäre es, wir täten alle so, als wären wir infiziert und wollten andere vor Ansteckung schützen. Zugleich lasse sich der Spieß umdrehen, indem man so tue, als sei „der andere infiziert und wir wollten uns selbst schützen. Daraus ergibt sich unser Verhalten.“
„Marian Zachow hat mich in meiner Abwesenheit stets auf dem Laufenden gehalten und verantwortungsvolle und kluge Entscheidungen getroffen. Für diesen außerordentlichen Einsatz in einer schweren Zeit bin ich ihm sehr dankbar. Wir werden auch weiterhin als Team und zusammen mit dem Corona-Koordinierungsstab gemeinsam die Entscheidungen treffen“, sagte Landrätin Kirsten Fründt, die am Montag aus dem Krankenstand zurückgekehrt ist.
Die Entscheidung, die Fallzahlen in den Kommunen zunächst nicht zu veröffentlichen, sei bereits zu Beginn der Pandemie und aus guten Gründen getroffen worden. „Wir stehen nach wie vor zu dieser Entscheidung. Zu einem professionellen Krisenmanagement gehört aber auch, dass getroffene Entscheidungen regelmäßig überprüft und bei Bedarf auch angepasst werden. Dies gilt erst recht in einer sehr dynamischen Pandemie“, betonte die Landrätin.
Mit Hochdruck versucht das Gesundheitsamt außerdem, die Ursache für die Differenz bei den Inzidenz-Werten zu ergründen. Die Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) entsprechen nicht den unmittelbar hier vor Ort erhobenen Zahlen. Eine Fehlerquelle könnte im Meldeweg vom Gesundheitsamt über das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG) zum RKI liegen. „Diesen Meldeweg überprüfen wir jetzt. Sollte sich dort eine Fehlerquelle finden, werden wir nachjustieren“, erläutert Dr. Birgit Wollenberg, die Leiterin des Gesundheitsamtes.
Der Anstieg der Fallzahlen in Marburg-Biedenkopf lasse sich nicht an bestimmten Parametern festmachen. Das Infektionsgeschehen sei weiterhin sehr vielfältig und in der Fläche verteilt. „Die aktuelle Entwicklung entspricht dem klassischen Verlauf einer Pandemie“, erklärte die Amtsärztin.
Kommunales Verteilungsmuster der aktiven Corona-Fälle (= 829):
Amöneburg: 15
Angelburg: 6
Bad Endbach: 12
Biedenkopf: 35
Breidenbach: 31
Cölbe: 32
Dautphetal: 31
Ebsdorfergrund: 17
Fronhausen: 7
Gladenbach: 17
Kirchhain: 91
Lahntal: 19
Lohra: 1
Marburg: 190
Münchhausen: 14
Neustadt: 57
Rauschenberg: 7
Stadtallendorf: 174
Steffenberg: 4
Weimar: 11
Wetter: 15
Wohratal: 21
Unklar: 22 (= hier läuft aktuell noch die Zuordnung im Rahmen der Fallermittlung)