Marburg. Damit alle Schüler*innen auch an dem digitalen Unterricht teilnehmen können, der derzeit notwendig ist, verleihen die Universitätsstadt Marburg und der Landkreis Marburg-Biedenkopf als Schulträger iPads an diejenigen Schüler*innen, die keine Computer oder Tablet-PCs zuhause haben. „Niemand darf vom Lernen ausgeschlossen werden“, betonten Stadträtin Kirsten Dinnebier und der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow.
Durch die Corona-Krise und die damit verbundenen Schulschließungen findet Unterricht momentan digital statt: Die Lehrer*innen nutzen Mails, Chats, Videokonferenzen und andere digitale Möglichkeiten, um mit ihren Klassen weiter zu arbeiten. Sie schicken den Klassen Aufgaben, die Schüler*innen bearbeiten diese, recherchieren im Internet und senden die Ergebnisse zurück, damit die Lehrer*innen korrigieren und eine Rückmeldung geben können. Das setzt aber voraus, dass alle Schüler*innen zu Hause auch Computer, Laptop oder Tablet-PC zur Verfügung haben, um mitarbeiten zu können.
„Es haben nicht alle Schüler*innen in der Universitätsstadt Marburg und im Landkreis Marburg-Bidenkopf die Möglichkeit, Aufgaben am Computer oder am Tablet zu bearbeiten. Vom Lernprozess während der Schulschließungen werden sie damit weitgehend ausgeschlossen. Das darf im Sinne der Bildungsgerechtigkeit nicht passieren!“, sagt Marburgs Schuldezernentin Stadträtin Kirsten Dinnebier. „Wir müssen ein gleichberechtigtes Lernen aller Schüler*innen ermöglichen. Deswegen haben Stadt und Kreis gemeinsam ein Modell entwickelt, um Kinder und Jugendliche während der Schulschließungen mit Tablet-Computern auszustatten“, erklärt der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow, Schuldezernent des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Die Medienzentren in Marburg und Kirchhain leihen Schüler*innen ohne eigene digitale Arbeitsmöglichkeit in den nächsten Wochen ein iPad aus. Dafür stehen derzeit 300 iPads zur Verfügung.
Und so funktioniert es: Sowohl Schulen und Lehrkräfte, als auch Schüler*innen und Eltern werden kurzfristig von der Stadt und dem Landkreis über den geplanten Ablauf informiert. Lehrer*innen, die in den letzten Wochen feststellen mussten, dass Schüler*innen durch fehlende digitale Endgeräte dem Unterricht nicht folgen konnten, können ab dem 20. April einen Antrag für die jeweiligen Schüler*innen stellen. Die Medienzentren vereinbaren dann einen Abholtermin mit den Eltern. Die kostenlose Ausleihe der Geräte findet dann unter strenger Berücksichtigung der Hygienevorschriften im jeweils zuständigen Medienzentrum statt. Die Lehrer*innen begleiten das Kind pädagogisch, um einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Gerät zu ermöglichen. Bei technischen Fragen stehen die Medienzentren für fernmündlichen Beratungen zur Verfügung. Mit Ablauf der Schulschließungen endet die Leihe und die Geräte werden wieder an die Schulträger zurückgegeben. Für Einzelfälle, in denen ein solches Tablet auch nach Wiederbeginn des Schulbetriebs benötigt wird – zum Beispiel für weitergehende Unterrichtsprojekte oder Ähnliches – können passgenaue Lösungen im Rahmen der Möglichkeiten gefunden werden.
„Während der Corona-Krise sind die Menschen bereits an vielen Stellen noch enger zusammengerückt, halten Abstand, nehmen Rücksicht, helfen ihren Nachbar*innen beim Einkauf. Wir dürfen aber auch die jungen Menschen nicht vergessen, die für das Leben, für ihre Zukunft lernen – und die nicht abgehängt werden dürfen, nur weil sie keinen Computer oder kein Tablet haben“, so Dinnebier. „Wir haben eine gute Lösung gefunden, wie wir an dieser Stelle zu mehr Chancengleichheit und mehr Bildungsgerechtigkeit beitragen und die Schulen im digitalen Unterricht unterstützen können.“ Zachow ergänzt: „Wir wissen auch, dass diese Maßnahme nur der sprichwörtliche ,Tropfen auf den heißen Stein‘ ist. Wenn wir Digitalisierung an den Schulen wirklich ernst meinen, ist ein digitales Endgerät für die Schule und zu Hause heute genauso wichtig wie Füller und Schulranzen.“ Dafür müsse aber auch in Zukunft sichergestellt werden, dass gerade auch die Schüler*innen ein solches Gerät nutzen können, für deren Eltern die finanziellen Möglichkeiten begrenzt seien. „Das können Kommunen nicht leisten - hier sind die Bundesregierung und die Landesregierung gefordert. Wir fordern daher schon seit langem, dass die Anschaffung oder Leihe von digitalen Endgeräten zum Beispiel auch aus dem bundesweiten Bildungs- und Teilhabepaket ermöglicht wird“, so Dinnebier und Zachow.