Marburg-Biedenkopf – Nachdem die Frühjahrswanderung der Amphibien weitgehend abgeschlossen ist, kann die nächtliche Sperrung der Straßen zwischen Marburg-Ronhausen und Weimar-Argenstein sowie zwischen den Weimarer Ortsteilen Roth und Niederwalgern aufgehoben werden. Seit Anfang Februar waren die beiden Straßen nachts gesperrt, um Kröten und Co. die gefahrlose Wanderung zu ihren Laichgewässern zu ermöglichen.
Durch die tatkräftigen Unterstützung ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer sowie durch die Bauhöfe der Gemeinde Weimar und der Stadt Marburg, die sich um den täglichen Auf- und Abbau der Straßensperrungen gekümmert haben, konnten erneut wieder viele Tieren gefahrlos die Straße überqueren.
„Das war einmal mehr eine tolle Gemeinschaftsleistung, bei der unser Fachdienst Naturschutz, die Universitätsstadt Marburg, die Gemeinde Weimar und die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer an einem Strang gezogen haben“, betonte Landrätin Kirsten Fründt, die sich insbesondere bei den Ehrenamtlichen für deren Engagement bedankte.
Leider sei die mobile Schrankenanlage zwischen Roth und Niederwalgern mehrfach von Autofahrern entfernt worden, um die gesperrte Straße doch nutzen zu können. „Dafür habe ich kein Verständnis. Eine Straßensperrung ist keine unverbindliche Empfehlung. Zudem sollte doch eigentlich jeder für eine vorübergehende Maßnahme des Naturschutzes Verständnis haben“, sagte die Landrätin. Sie ist zuversichtlich, dass der geplante Aufbau einer festen Schrankenanlage zwischen Roth und Niederwalgern für die Zeit der Amphibienwanderung, wie schon an der Verbindungsstraße zwischen Ronhausen und Argenstein, einen weiteren Beitrag zum Natur- und Artenschutz sowie zur Verkehrssicherheit leisten werde.
Wie in jedem Jahr, wenn der Winter zu Ende geht und die Temperaturen milder werden, beginnen die Amphibien mit ihrer Laichwanderung. Sobald über längere Zeit wieder Temperaturen über fünf Grad Celsius herrschen, machen sich die Tiere auf den Weg zu ihren Fortpflanzungsgewässern. Auf diesem Weg müssen sie mitunter auch Straßen überqueren. Da dies bei Kröten naturbedingt etwas länger dauern kann, sind sie dem Risiko ausgesetzt, unter die Räder zu kommen. Deshalb lässt die Naturschutzbehörde des Kreises zwei besonders stark von den Amphibien frequentierte Straßen sperren.
Der Grund für die Wanderlust vieler Amphibienarten liegt darin, dass die wechselwarmen Wirbeltiere, sobald sie ausgewachsen sind, zwar dauerhaft an Land leben könnten, aber bei der Fortpflanzung ans Wasser gebunden sind. Die Amphibien legen auf ihrem Wanderweg zum Teil Entfernungen von mehreren Kilometern zurück. Die Erdkröte beispielsweise bis zu 2.200 Meter. Nicht selten werden weite Strecken in sogar mehrtägigen Etappen absolviert. Nachdem sich die Tiere in ihren Laichgewässern fortgepflanzt haben, begeben sie sich wieder zurück in das meist weit entfernte Sommerquartier. In der Regel sind die Tiere sehr ortstreu und leben dort bis zum Herbst in einem kleinen Revier.
Auf ihrem gewohnten Wanderweg geraten die Amphibien immer häufiger in die große Gefahr, eine Straße überqueren zu müssen. Eine Erdkröte benötigt zehn bis zwanzig Minuten, um eine 15 Meter breite Straße zu überqueren. Um die hohe Zahl der Verkehrsopfer unter den Amphibien zumindest in diesen Bereichen zu verringern, haben die Gemeinde Weimar und die unteren Naturschutzbehörden des Landkreises Marburg-Biedenkopf und der Universitätsstadt Marburg beschlossen, die Gemeindestraße zwischen Ronhausen und Argenstein für den Durchgangsverkehr nachts zu sperren. Außerdem erfolgt die Sperrung der Kreisstraße 59 zwischen Niederwalgern und Roth in einer Gemeinschaftsaktion der Gemeinde Weimar, der zuständigen Behörden des Landkreises, Ehrenamtlichen vor Ort und der NABU-Ortsgruppe Fronhausen.
Entscheidend für den Beginn der Amphibienwanderung ist ein mildes Klima. Die günstigsten Bedingungen für die Wanderungen sind neben Bodentemperaturen über fünf Grad Celsius auch feuchtes und regnerisches Wetter bei einsetzender Dämmerung.