Marburg-Biedenkopf – Kein Buch mit sieben Siegeln sondern mit Koch- und Backrezepten ist das Exponat des Monats im Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf. Das Notizbuch aus dem Jahr 1943 ist mit handgeschriebenen Rezepten von Elly Homrighausen gefüllt – und es weckt Erinnerungen an das tragische Schicksal der früheren Besitzerin. Monika Strohmann aus Biedenkopf aus Biedenkopf hat das Büchlein jetzt dem Museum gestiftet.
Elly Homrighausen wurde 1927 in Wallau an der Lahn geboren und besuchte in den Jahren 1943/44 die städtische Haushaltungs- und Gewerbeschule für Mädchen in Marburg an der Lahn. Sie starb im Alter von nur 17 Jahren im Oktober 1944 an den Folgen eines Bombenangriffes auf Wallau. Wie ihr Name und der Zusatz „Haushalt B“ auf dem Buchdeckel vermuten lassen, stellte sie wohl im Zusammenhang mit ihrer Ausbildung an der Marburger Haushaltungs- und Gewerbeschule die Rezepte zusammen.
Elly verwandte ein damals handelsübliches leeres liniertes Schreibbuch des Schreibwarenherstellers Baier und Schneider, der unter dem Markennamen „Brunnen“ auch heute noch produziert. Im hinteren Teil des Büchleins befindet sich ein alphabetisch angeordneter Registerteil, die einzelnen Seiten des Buches sind durchnummeriert.
Bei den meisten Rezepten handelt es sich um Backrezepte für Kuchen und Kleingebäck, aber auch Hauptmahlzeiten wie etwa Eintöpfe. So finden sich im Register unter dem Buchstaben „A“ die Rezepte für Albert-Keks, Apfelküchlein, Anisplätzchen, Amerikaner, Aachener Printen, Apfelbratsuppe, Äpfel im Schlafrock, Apfelschmalz, Apfelschnee, Apfelnapfkuchen ohne Fett und warme Apfelschnittchen. Die mit „W“ beginnenden Rezepte sind für Wirsingkohlrollen, Wirsing, Weinsuppe, Waschkorbbrot, Wolfszähne (Vanillestangen) oder Windbeutel.
Auffallend ist ein durchgängig akkurates und fehlerfreies Schriftbild. Nur selten wurde korrigiert und nur an einer Stelle scheint in einer anderen Handschrift eine Angabe berichtigt worden zu sein. Bleistiftzeichnungen ergänzen einige Rezepte. Hier geht es zum Beispiel um Muster für unterschiedlich gefärbte Keksteige oder um Formen für Gebäck aus einer oder mehreren Teigrollen.
Das Abschlusszeugnis der Marburger Haushaltungs- und Gewerbeschule bestätigt den erteilten Unterricht in „Kochen“ und „Nahrungsmittellehre“. Daneben stand eine Ausbildung in Handarbeit, im kaufmännischen, pflegerischen, hygienischen und gärtnerischen Bereich.
Ein Besuch der Schule diente zu damaliger Zeit nicht in erster nicht der Vorbereitung auf den Beruf einer Hauswirtschafterin. Das erlernte Wissen sollte bei der Gründung eines eigenen Hausstandes angewendet werden.
Das Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf:
Das Hinterlandmuseum startet die Museumssaison wegen des Coronavirus mit einer reduzierten Öffnungszeit: Geöffnet hat das Museum dienstags bis freitags von 14:00 bis 18:00 Uhr, sowie samstags, sonntags und an gesetzlichen Feiertagen von 10:00 bis 18:00 Uhr. Beim Besuch des Museums ist das Tragen einer selbst mitgebrachten Mund-Nase-Bedeckung für die Besucherinnen und Besucher verpflichtend. Zudem gelten die üblichen Hygiene- und Abstandsbestimmungen.
Eintrittspreise: Erwachsene: 2,50 Euro; Kinder bis 14 Jahre: 1,30 Euro; Gruppen pro Person jeweils: 2,00 Euro; Schulgruppen pro Person: 1,00 Euro. Für Inhaber der Ehrenamtscard ist der Eintritt frei.
Weitere Informationen beim Hinterlandmuseum im Landgrafenschloss in Biedenkopf; Telefon: 06461 924651, per E-Mail: Hinterlandmuseummarburg-biedenkopfde oder online unter www.marburg-biedenkopf.de.