Marburg-Biedenkopf – Im Zusammenhang mit der vermuteten Häufung von Krebserkrankungen in Dautphetal-Mornshausen sind die Untersuchungen vorerst abgeschlossen. Das Ergebnis: Insgesamt zeigt sich sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen keine Erhöhung der Krebsfälle im Vergleich zum Erwartungswert.
Anfang März 2018 wurde dem Gesundheitsamt des Landkreises Marburg-Biedenkopf durch die Gemeinde Dautphetal eine vermutete Häufung von Krebsfällen bei Kindern und Erwachsenen im Ortsteil Mornshausen gemeldet. Das Gesundheitsamt leitete daraufhin eine Verdachtsabklärung ein, gemäß der Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI).
„Um das Vorliegen einer Fallhäufung einzuschätzen, wurde im ersten Schritt die beobachtete Anzahl an Erkrankungen der Fallzahl gegenüber gestellt, die statistisch zu erwarten wäre“, erläuterte Dr. Cäcilia Zöller, Ärztin im Fachdienst Gesundheitsaufsicht und Infektionsschutz des Gesundheitsamtes, bei der Vorstellung der Ergebnisse am Mittwoch. „Zunächst wurde eine Fallliste der beobachteten Fälle erstellt. Die benötigten Informationen wurden mit dem jeweils zuständigen Krebsregister abgesprochen. Für Kinder ist dies das bundesweit zuständige Deutsche Kinderkrebsregister in Mainz, für Erwachsene das landesweit zuständige Hessische Krebsregister am Hessischen Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG) in Dillenburg und Frankfurt“, ergänzte Amtsärztin Dr. Birgit Wollenberg.
„Für die Erfassung der Informationen bei den Erwachsenenfällen verteilten Einwohnerinnen und Einwohnern aus Mornshausen einen mit dem Gesundheitsamt abgestimmten Fragebogen“ beschrieb Dr. Zöller weiter. Um eine bestmögliche Vollzähligkeit zu erreichen, wurde zudem eine Nacherfassung durchgeführt.
Als Vergleichsdaten für die Auswertung der Krebsfälle bei Kindern dienen die Daten des Deutschen Kinderkrebsregisters. Das Kinderkrebsregister verfügt über Daten bis auf Gemeindeebene.
Für die Auswertungen der Krebsfälle bei Erwachsenen wurden die Daten der durch das Robert-Koch-Institut in Berlin erstellten Schätzung der Erkrankungszahlen für ganz Deutschland als Vergleichsmaßstab herangezogen.
Zusätzlich wurden von Beginn an lokale Umweltfaktoren genauer betrachtet. Im September 2018 erfolgte ein Ortstermin zur Besichtigung einer ehemaligen Deponie östlich von Mornshausen durch das Regierungspräsidium Gießen. Hierbei fanden sich keine Auffälligkeiten wie etwa Sickerwasseraustritte oder sonstige Emissionen. Eine Recherche zu weiteren Altflächen, zum Beispiel stillgelegten Betriebsstätten, erbrachte keine Hinweise auf den Umgang mit potentiell krebserzeugenden Stoffen.
Die Fall-Auswertungen erfolgten durch das jeweilige Krebsregister. Insgesamt zeigte sich bei den beobachteten Fällen weder bei Kindern noch bei Erwachsenen eine Erhöhung im Vergleich zur erwarteten Erkrankungszahl.
Die Ergebnisse wurden mit den jeweils zuständigen Krebsregistern und dem Regierungspräsidium Gießen, Abteilung Umwelt, diskutiert.
„Zusammengefasst hat sich der Verdacht einer vermuteten Häufung von Krebserkrankungen in Mornshausen nicht bestätigt. Eine Veranlassung für weitere Untersuchungen ist derzeit nicht gegeben“, sagte Dr. Wollenberg. Eine Fortführung der Erfassung von beobachteten Krebs-Fällen durch die Bürgerinnen und Bürger sei nicht mehr notwendig, da diese mittlerweile automatisch an das Krebsregister gemeldet würden, erläuterte die Amtsärztin. Gleichwohl würden die Nachforschungen selbstverständlich wieder aufgenommen, wenn neue belastbare Erkenntnisse auftauchen.
„Das Gesundheitsamt bedankt sich ausdrücklich bei den beteiligten Bürgerinnen und Bürgern von Mornshausen für ihr Engagement und die gute Zusammenarbeit, die jederzeit konstruktiv und sachlich war“, betonte Dr. Wollenberg.