Marburg-Biedenkopf – Das Exponat des Monats im Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf ist eine Mineralwasserflasche aus durchsichtigem Pressglas aus den Jahren 1920/21. Eine Umschrift auf der Flasche lautet: „MINERALWASSERANSTALT VON EMIL HACKER BIEDENKOPF“. Die Flasche wurde an den Schlossverein Biedenkopf gestiftet.
Zusammen mit der Flasche wird – als zeitweise Leihgabe aus Privatbesitz – ein passender Tragekorb aus Zinkblech präsentiert. Er bietet Platz für 25 Flaschen. An einer der Außenseiten des Korbes steht „E. HACKER/BIEDENKOPF“.
Über die Geschichte dieses Betriebes, der sich von der Mineralwasserfabrikation zur Süßmosterei entwickelte, hat Hans-Günther Möntnich (Biedenkopf) recherchiert: Bierbrauer und Gastwirt Georg Hacker – geboren 1842 als Sohn des Maurers Balthasar Hacker zu Oberschwarzach in Mittelfranken – heiratete 1871 in Biedenkopf Lina Auguste Muth, Tochter des Schneidermeisters Theis Muth. Drei Söhne gingen aus dieser Ehe hervor. Heinrich (1872 bis 1946), Adolf (1872 bis 1876) und Georg Emil (1874 bis 1921).
Neben der Gastwirtschaft und der Landwirtschaft erweiterte Georg Hacker sein Betätigungsfeld mit der Herstellung von Mineralwasser und Limonaden. Zudem hatte er die Alleinvertretung des „Römerbrunnens“ (Mineralquelle in Grund-Schwalheim bei Echzell in der Wetterau). Im Oktober 1920 übergab er die Gaststätte an seinen Sohn Emil. Georg Hacker starb im Januar 1921 und schon im Juni 1921 auch Emil Hacker im Alter von 46 Jahren. Seine Witwe Anna Katharina Daube, die er 1898 geheiratet hatte, kündigte im Hinterländer Anzeiger an, dass sie die Mineralwasserherstellung fortsetzen werde. Drei Monate nachdem sie ihren Mann zu Grabe getragen hatte, fiel das Ökonomiegebäude einem Feuer zum Opfer. Die zur Mineralwasserfabrikation nötigen Maschinen konnten gerettet werden.
Nach ihrem Tod 1940 übernahm Emil Georg Höhn den Betrieb, da die Hacker-Ehe kinderlos geblieben war. Der Nachfolger aber wurde Opfer des Zweiten Weltkrieges. So musste seine Witwe Lina Höhn, geborene Bertram, die Verantwortung übernehmen.
Bereits 1938 war mit der Süßmosterei begonnen worden. Dem Adressbuch 1955 ist zu entnehmen: „Höhn, Lina Wwe. Mineralwassergroßhandlung“. 1959 wurde die Gaststätte umgebaut. Sohn Herbert Höhn (1935 bis 1997), weithin als „Mostbär“ bekannt, führte nun die Geschäfte.
Der Kelterei „Mostbär“ wurde 1988 erlaubt, wegen ihrer umweltfreundlich hergestellten Säfte den blauen Umweltengel und das Gütesiegel des Deutschen Bundes für Vogelschutz im Firmenzeichen zu führen. Es wurden ausschließlich Mehrwegflaschen eingesetzt. „Plastik kommt nicht in Frage“ war die Devise des gelernten Mosters Herbert Höhn.
Aus Tante Hackers Gastwirtschaft war die Gaststätte „Mostbär“ geworden. Spezielle Säfte und Apfelwein aus Steinkrügen wurden nun angeboten.
Die Unternehmensgeschichte endete 1995 mit dem Abriss des Anwesens.
Das Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf:
Die wechselnden Exponate des Monats können während der Dauerausstellung im Hinterlandmuseum im kreiseigenen Schloss Biedenkopf bis zum 15. November 2019 dienstags bis sonntags zwischen 10:00 und 18:00 Uhr besucht werden.
Weitere Informationen sind beim Hinterlandmuseum unter der Telefonnummer 06461 924651, per E-Mail an Hinterlandmuseummarburg-biedenkopfde oder online unter www.marburg-biedenkopf.de erhältlich.
Eintrittspreise: Erwachsene: 2,50 Euro; Kinder bis 14 Jahre: 1,30 Euro; Gruppen pro Person jeweils: 2,00 Euro; Schulgruppen pro Person: 1,00 Euro. Für Inhaber der Ehrenamtscard ist der Eintritt frei.
Kontakt
Kreisausschuss Marburg-Biedenkopf, Fachdienst Presse- und Medienarbeit, Im Lichtenholz 60, 35043 Marburg, E-Mail: pressestellemarburg-biedenkopfde. Tel.: 06421 405-1350, Fax.: 06421 405-921350. www.facebook.com/landkreis.marburg.biedenkopf (Öffnet in einem neuen Tab), alle Pressemitteilungen unter www.marburg-biedenkopf.de. Pressesprecher: Stephan Schienbein.