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Pressemitteilung 450/2019

12.12.2019

Kreis und Stadt machen Versorgungsangebote rund um die Geburt zum Thema – Vorträge und Diskussionen bei gemeinsamer Konferenz

Nach den Fachvorträgen wurden die Teilnehmenden bei einer Gruppendiskussion auch selbst aktiv und tauschten sich zu Themen rund um die Geburt sowie über die gemeinsame Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen beteiligten Institutionen aus. Moderiert wurde die Diskussion von dem Fernsehjournalisten Jochen Schmidt.

Marburg-Biedenkopf – Der Landkreis Marburg-Biedenkopf und die Universitätsstadt Marburg haben im Rahmen ihrer gemeinsamen Initiative „Gesundheit fördern – Versorgung stärken“ eine Versorgungskonferenz zu Themen rund um die Geburt veranstaltet. Im Marburger Landratsamt standen sowohl Vorträge als auch eine Gruppendiskussion auf dem Programm.

„Die Geburt eines Kindes ist ein wundervolles, aber auch einschneidendes Ereignis“, so Landrätin Kirsten Fründt. „Es ist daher unser Anliegen, dass alle werdenden Eltern weiterhin wählen können, wo sie ihr Kind zur Welt bringen möchten und wo sie für die Zeit danach bedarfsgerechte Angebote finden. Deshalb war es das Ziel dieser Versorgungskonferenz, gemeinsam mit den Fachkräften aktuelle Handlungsbedarfe zu identifizieren und von den Erfahrungen anderer gelungener Versorgungangebote zu profitieren“, erklärte die Landrätin.

„Mit der Geburt beginnt der Start ins Leben. Erfreulicherweise steigen die Geburtenzahlen kontinuierlich. Gleichzeitig schrumpfen aber die Wahlmöglichkeiten der werdenden Eltern. Uns zeichnete bisher eine große Angebotsvielfalt aus und diese wollen wir auch weiterhin ermöglichen. Daher freuen wir uns, das Thema mit den engagierten Fachkräften vor Ort zu besprechen“, betonte auch die Marburger Stadträtin Kirsten Dinnebier.

Marion Messik, Versorgungskoordinatorin des Landkreises Marburg-Biedenkopf, gab in einem Vortrag einen Überblick über die Hebammensituation im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Im Jahr 2018 habe es im Landkreis Marburg-Biedenkopf 2.151 Geburten gegeben. Das Gesundheitsamt Marburg-Biedenkopf habe Ende 2018 eine Abfrage bei allen dort gemeldeten Hebammen organisiert, um festzustellen wieviel Arbeitszeit für die ambulante Hebammenversorgung im Landkreis zur Verfügung steht. Insgesamt seien 98 Hebammen beim Gesundheitsamt Marburg-Biedenkopf gemeldet. Die Hebammen seien – mit einer leichten Häufung in der Universitätsstadt Marburg – über den gesamten Landkreis verteilt, sodass nahezu alle Bereiche abgedeckt wären.

Dr. Birgit Wollenberg, Leiterin des Gesundheitsamtes Marburg-Biedenkopf, fasste zusammen: „Unsere Berechnungen haben gezeigt, dass die Hebammensituation in unserem Landkreis weniger angespannt ist als in anderen Regionen. Eine Herausforderung ist insbesondere, werdende Eltern ohne Hebammenbetreuung und Hebammen mit freien Kapazitäten noch schneller zusammenzubringen“.

Weitere Erkenntnisse werden von dem durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) beauftragte „Gutachten zur Situation der Hebammenhilfe“ erwartet, dessen Ergebnisse voraussichtlich Ende des Jahres zur Verfügung stehen werden.

Im Bereich der Geburtshilfe sei nach Messik deutlich geworden, dass im Marburger Standort des Universitätsklinikums Gießen-Marburg ebenfalls steigende Geburtenzahlen zu verzeichnen seien. Waren es im Jahr 2018 dort insgesamt 1.627 Geburten, habe die Zahl zum 31.Oktober 2019 schon bei 1.596 Geburten gelegen. Unklar sei derzeit noch, welche Auswirkungen die anstehende Akademisierung der Hebammen-Ausbildung für den Landkreis Marburg-Biedenkopf und die Universitätsstadt Marburg habe. Denn auf Bundesebene wurde eine Reform beschlossen, die ab dem Jahr 2020 in Kraft tritt und – mit Übergangsfristen – vorsieht, dass alle zukünftigen Hebammen ein duales Studium absolvieren. Derzeit steht jedoch noch nicht fest, wo die Hochschulstandorte in Hessen sein werden und wie die bisherigen Hebammenschulen eingebunden sind.

Eine Anregung bei der Versorgungskonferenz war außerdem, eine Kooperation mit der Hochschule Fulda anzustreben. Im Rahmen einer Modellklausel gibt es dort bereits den Studiengang „Hebammenkunde“ und auch mit der Philipps-Universität Marburg wurde schon in verschiedenen Bereichen zusammengearbeitet. „Für unsere Region ist es wichtig, auch künftig ein Ausbildungsstandort für das Hebammenwesen zu sein, um Nachwuchskräfte zu sichern und die Versorgungslage stabil halten zu können“, verdeutlichte die Landrätin.

Saskia Veit-Prang, die kommunale Frauenbeauftragte der Landeshauptstadt Wiesbaden, stellte das dortige Pilotprojekt der „Hebammen-Service-Stelle“ vor. Neben Informationen und Hebammenlisten sei eine Internetseite mit einem Intranet ein wesentlicher Baustein des Projekts. Dort könnten die Hebammen selbst eintragen, wann sie arbeiten, Urlaub haben oder eine Vertretung benötigten. So werde Zeit gespart, was sowohl die Hebammen als auch suchende Eltern entlaste. Darüber hinaus gäbe es eine Akutversorgung für Frauen, die keine Hebamme für die Wochenbettbetreuung gefunden haben. Das Projekt soll voraussichtlich auch über die Pilotphase hinaus fortgesetzt werden und lieferte viele Anregungen und Diskussionsstoff bei der Konferenz.

Um „Frühe Hilfen“ ging es im Vortrag von Petra Haas vom Gesundheitsamt der Region Kassel. Sie stellte vor, wie die Begrüßungsbesuche bei Eltern mit Kind nach der Geburt für Hilfe und Beratung unter dem Motto „Willkommen von Anfang an – Gesunde Kinder in Kassel“ organisiert sind.

Nach den Vorträgen wurden die Besucherinnen und Besucher selbst aktiv und diskutierten die verschiedenen Beiträge mit einer „Fishbowl“-Methode. Dabei diskutierte eine kleine Gruppe von Teilnehmenden im Innenkreis (im „Goldfisch-Glas“) ein Thema, während die übrigen Teilnehmenden in einem Außenkreis die Diskussion beobachteten und sich in die Gespräche einbrachten. Moderiert wurde die Diskussionsmethode von dem Fernsehjournalisten Jochen Schmidt.

„Im Nachgang der Versorgungskonferenz werden der Landkreis Marburg-Biedenkopf und die Universitätsstadt Marburg die Ergebnisse noch einmal genau betrachten, um festzustellen, welche Schlüsse wir für unsere Region ziehen können und so die Versorgung vor Ort weiter zu sichern und zu optimieren“, machten Landrätin und Stadträtin deutlich.

Weitere Ergebnisse und ein Kurzbericht werden auf der Homepage des Landkreises Marburg-Biedenkopf veröffentlicht.

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