Marburg-Biedenkopf – Mit der Übergabe des Förderbescheids und dem symbolischen Spatenstich kann der landwirtschaftliche Betrieb von Andreas Fritz-Emmerich in Ebsdorfergrund-Leidenhofen die Umstellung hin zum Ökolandbau vorantreiben. Landrätin Kirsten Fründt übergab auf dem Eschenhof einen Förderbescheid über 180.484 Euro aus Landes- und EU-Mitteln zur Umsetzung von drei Maßnahmen.
Insgesamt möchte der Landwirt 900.000 Euro investieren. Die Fördersumme verwendet er für den Umbau und die Erweiterung des vorhandenen Schweinestalles nach den Richtlinien des Naturlandverbandes, um die Voraussetzungen für die Bio-Mastschweinehaltung zu schaffen. So entsteht Platz für 500 Schweine, deren Stall mit Stroh eingestreut ist und ausreichend Auslauf und Platz für die Tiere bietet.
Darüber hinaus plant Landwirt Andreas Fritz-Emmerich ein Hühnermobil mit Auslauf für die Legehennenhaltung. Zudem kommt in dem Betrieb ein elektronisches und kameragesteuertes Gerät für die mechanische Unkrautbekämpfung speziell für Reihenkulturen, also zum Beispiel beim Maisanbau, zum Einsatz.
„Der Landkreis Marburg-Biedenkopf wurde durch das Land als Öko-Modellregion anerkannt – umso mehr freue ich mich, dass hier konkrete Schritte umgesetzt werden, um einen vorhandenen landwirtschaftlichen Betrieb in Richtung Ökolandbau umzubauen“, betonte Landrätin Kirsten Fründt, die den Förderbescheid im Beisein von Vertretern des Hessischen Landwirtschaftsministerium, des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen und des Naturlandverbandes übergeben hat. Der Förderantrag wurde durch die Fachabteilung des Kreises fachlich begleitet und bearbeitet.
„Es ist gut, dass die Landwirte die Zeichen der Zeit erkennen und auch den Mut haben zu investieren – denn auch trotz öffentlicher Förderung ist eine Investition in dieser Größenordnung nicht ohne Risiko“, stellte die Landrätin fest. Der Familienbetrieb in Leidenhofen nehme damit auch eine wichtige Vorbildfunktion ein. Andreas Fritz-Emmerich leiste mit seinem Engagement zudem einen wichtigen Beitrag zur artgerechten Tierhaltung, ein Aspekt, der auch auf Verbraucherseite immer wichtiger werde. „Nicht das Tier muss an die Produktionsbedingungen angepasst werden, sondern die Produktionsbedingungen müssen sich an den Bedürfnissen der Tiere orientieren“, fasste die Landrätin die Grundzüge der ökologischen Schweinehaltung zusammen.
So steht Schweinen in ökologischer Haltung mehr Platz und Auslauf zur Verfügung, so dass die bewegungsaktiven und sehr neugierigen Tiere ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben. Auch sind die Liegeflächen mit Stroh eingestreut und der Anteil der Spaltböden darf 50 Prozent nicht überschreiten, was positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Tiere hat. Außerdem sind das Kupieren der Schwänze und das Abkneifen oder Abschleifen der Zähne bei Ferkeln verboten. Den Schweinen muss auch Raufutter, wie zum Beispiel Stroh, Heu oder Gras angeboten werden, was für Abwechslung im Futterangebot und eine gesunde Verdauung sorgt. Sauen müssen, mit Ausnahme der letzten Trächtigkeitsphase und während der Säugezeit außerdem in Gruppen gehalten werden, was den sozial lebenden Schweinen den Kontakt zu anderen Tieren ermöglicht. Ferkel müssen mindestens 40 Tage lang natürliche Milch von der Muttersau bekommen, da Muttermilch die beste Ernährung für jeden Säugling ist und das Säugen die Beziehung zwischen Ferkeln und Muttersauen und damit die Entwicklung der Ferkel fördert.
Der Anteil der ökologisch wirtschaftenden Betriebe im Landkreis Marburg-Biedenkopf liegt bei etwa zwölf Prozent, rund 200 Betriebe wirtschaften nach den Vorgaben des biologischen Landbaus. Die Betriebsleiter betreiben Voll- und Nebenerwerbsbetriebe mit Viehhaltung auf 4.300 Hektar Ackerland und 5.700 Hektar Grünland, auf dem Eschenhof in Leidenhofen werden 183 Hektar Ackerland und 50 Hektar Grünland bewirtschaftet. Die Betriebe werden über das Hessische Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflege entsprechend gefördert.
Der Betrieb von Andreas Fritz-Emmerich ist dem Naturlandverband für ökologischen Landbau e.V. beigetreten. Der Verband entwickelt und verbreitet ökologische Wirtschaftsweisen regional, national und weltweit und hilft den Betrieben besonders in der Vermarktung der erzeugten Produkte.