Viele Laien-Defibrillatoren (AED = Automatisierter Externer Defibrillator) sind installiert – nun geht es verstärkt darum, die Bevölkerung fit zu machen in Sachen Wiederbelebung. Darum bildete Fronhausen den Auftakt für die Breitenausbildung der Bevölkerung im Rahmen des Projekts „Herzsicherer Landkreis Marburg-Biedenkopf“ der Björn Steiger Stiftung. „Uns ist es besonders wichtig, dass die Bevölkerung nicht nur die Standorte der AED-Geräte kennt. Darüber hinaus soll sich auch jeder Einwohner zutrauen, die Geräte im Notfall zu benutzen“, sagte Michael Müller, Manager des Projekts „Herzsicher“ der Björn Steiger Stiftung.
Im Landkreis stehen aktuell schon mehr als 50 Laien-Defibrillatoren, die seit Projektstart im Sommer 2018 installiert wurden. Somit wird die Region in Zusammenarbeit mit allen Projektpartnern Stück für Stück herzsicher. „Das Projekt ist ein wichtiger Baustein der medizinischen Notfallversorgung im Kreis und wir stärken damit das wichtigste Glied der Rettungskette“, stellte Landrätin Kirsten Fründt fest. „Die Augenzeugen eines medizinischen Notfalls schaffen die Voraussetzungen für die professionelle Hilfe durch Notarzt und Rettungsdienst. Durch das Alarmieren der Retter über Notruf 112 und Erste-Hilfe-Maßnahmen wie Wiederbelebung sowie den Einsatz der AED werde das Zeitfenster für die medizinische Hilfe weiter geöffnet“, betonte die Landrätin. Das vergrößere die Überlebenschance für Betroffene und schaffe Sicherheit für die Menschen in der Region.
Während der ersten öffentlichen und kostenfreien Schulung im Bürgerhaus Fronhausen erhielten die 40 Anwesenden eine Einweisung durch Thomas Kriebel vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), Kreisverband Marburg-Gießen. Im Landkreis übernehmen die Schulungen vor Ort die beiden DRK-Kreisverbände Biedenkopf und Marburg-Gießen. Anschließend an die theoretischen Erläuterungen konnten die Schulungsteilnehmer in Fronhausen ihr Wissen praktisch an Übungspuppen anwenden. „Nachdem ich bereits nach der Installation des Geräts im Rathaus eine Einweisung erhalten habe bin ich überzeugt, dass jeder Mensch einen AED problemlos nutzen und somit Leben retten kann. Nichts ist schlimmer als hilflos daneben zu stehen, wenn jemand Hilfe benötigt. Deshalb ist es wichtig, die Chance der Breitenausbildung zu nutzen und somit die Angst vor der Ersten Hilfe zu verlieren“, betonte Fronhausens Bürgermeisterin Claudia Schnabel.
Rund 100.000 Menschen sterben in Deutschland pro Jahr am Herztod. Dabei haben Betroffene eine realistische Überlebenschance, wenn Ersthelfer sofort nach Eintritt des Herzstillstands mit einer Herzdruckmassage beginnen und schnellstmöglich einen Laien-Defibrillator zum Einsatz bringen. Zusammen mit der Herzdruckmassage sorgt ein solches Gerät dafür, dass ein aus dem Takt geratenes Herz wieder in den richtigen Rhythmus kommt. Viele trauen sich jedoch nicht zu, ein AED-Gerät zu benutzen und haben Hemmungen, wenn im Notfall Erste Hilfe geleistet werden muss. Daher bietet die Björn Steiger Stiftung Schulungen wie in Fronhausen für die Bevölkerung an. Nach der Auftaktveranstaltung in Fronhausen sind weitere Schulungstermine geplant, so am 2. Mai in Bad Endbach und am 9. Mai in Stadtallendorf.
Die Björn Steiger Stiftung kämpft seit Jahren gegen den Herztod. Im Rahmen ihrer 2013 gestarteten Initiative „Herzsicher“ stattet sie aktuell ganze Landkreise und Städte mit Laien-Defibrillatoren aus und schult die Bevölkerung in Sachen Wiederbelebung. Seit 2001, als der Kampf gegen den Herztod begann, konnte die Björn Steiger Stiftung bereits rund 26.000 Laien-Defibrillatoren in Verkehr bringen.
Björn Steiger Stiftung
Auf dem Heimweg vom Schwimmbad wurde der achtjährige Björn Steiger von einem Auto erfasst. Es dauerte fast eine Stunde bis der Krankenwagen eintraf. Björn starb am 3. Mai 1969 nicht an seinen Verletzungen, er starb am Schock. Seine Eltern Ute und Siegfried Steiger gründeten daraufhin am 7. Juli 1969 die Björn Steiger Stiftung als gemeinnützige Organisation mit dem Ziel die deutsche Notfallhilfe zu verbessern. Meilensteine dieses Engagements sind z. B. die Einführung des bundesweit einheitlichen und kostenfreien Notrufs 110/112, der Aufbau der Notruftelefonnetze an deutschen Straßen, die Einführung des Sprechfunks im Krankenwagen und der Aufbau der Luftrettung. Aktuelle Initiativen widmen sich insbesondere dem Kampf gegen den Herztod, der Breitenausbildung in Wiederbelebung, der Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für den Notfall, dem Frühgeborenentransport und der Alarmierung von Ersthelfern per App.
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