Marburg-Biedenkopf – Die aktive Gestaltung der Digitalisierung ist die zentrale Herausforderung der nächsten Jahre. Olaf Kirsch, der neue Chief Digital Officer (CDO) in der Kreisverwaltung, wird die Digitalisierungsstrategie des Kreises weiterentwickeln und umsetzen. Er steuert und plant die digitale Transformation im Landratsamt zentral.
„In der Digitalisierung liegt die Chance, die Lebens- und Standortqualität, den Service für die Bürgerinnen und Bürger und die Wirtschaftlichkeit kommunalen Handelns nachhaltig zu verbessern“, sagte Landrätin Kirsten Fründt bei der Vorstellung des CDO am Donnerstag in Marburg. Digitalisierung könne im ländlichen Raum helfen, Dörfer und Städte lebendig und attraktiv zu halten und zukunftsfähig zu entwickeln, indem zum Beispiel Homeoffice durch den Breitbandausbau leichter möglich wird. Die vorhandene Infrastruktur mit schnellem Internet auch für digitale Modellversuche im Bereich der Medizin oder beim Ökolandbau bei der Grundversorgung der Menschen im ländlichen Raum zu nutzen, seien weitere Schnittmengen zur Digitalisierung, so die Landrätin.
„Digitale Vorgänge prägen mehr und mehr unser tägliches Lebensumfeld. Auf diese Weise können neue Formen der Zusammenarbeit und nachhaltige Konzepte entstehen sowie Synergien genutzt werden, von denen viele profitieren können“, ergänzte der IT-Experte Kirsch.
„Digitalisierung ist längst Teil des Alltages: Apps auf dem Smartphone, soziale Medien, die Lieblingsserie online verfolgen und in der ARD-Mediathek den Tatort anschauen, weil am Sonntagabend etwas dazwischen gekommen ist. Die Menschen informieren sich auf den Online-Angeboten der regionalen Zeitungen oder der überregionalen Nachrichtenformate. Landwirte bestellen ihre Felder mit GPS-Unterstützung und der Online-Handel blüht“, erläuterte Kirsch. Und auch vor der Verwaltung mache der Prozess der Digitalisierung nicht halt: Schon heute könnten Kunden verschiedene Dienstleistungen, etwa im Bereich der Kfz-Zulassungsstelle, digital abwickeln. Das KreisJobCenter habe die digitale E-Akte eingeführt, die Online-Angebote des Kreises dienten als Informationsquelle und als Kommunikationsplattform, zählte der neue CDO auf.
„Digitalisierung findet statt – ob wir das wollen oder nicht. Und sie wird auch nicht wieder rückgängig zu machen sein“, sind sich Fründt und Kirsch sicher. „Politisch Verantwortliche sollten deshalb den Anspruch haben, Prozesse, die unsere Gesellschaft so grundlegend verändern wie die Digitalisierung, aktiv zu gestalten“, betonte die Landrätin. Man müsse sich als Kommunale deshalb intensiv, strukturiert und geplant mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzen
Die Digitalisierung eröffne viele Möglichkeiten, sich an Entscheidungen zu beteiligen, gemeinsame Ressourcen zu nutzen, Informationen transparent bereitzustellen oder Verwaltungsprozesse zu vereinfachen. „Länder wie Dänemark, die Vorreiter in Sachen Digitalisierung sind, zeigen wie groß das Potenzial dieser Entwicklung sein kann und wie alle davon profitieren können“, erläuterte Olaf Kirsch. Das erfordere aber auch, dass die Wünsche, Ideen sowie die Anforderungen der Beteiligten zusammengetragen werden und unter Berücksichtigung der technischen Möglichkeiten in ein umsetzbares Konzept fließen.
An dieser Stelle führt der CDO als Digitalisierungsbeauftragter die Akteure zusammen und bringt den Prozess der digitalen Transformation voran. Er ist Brückenbauer, Motor und Netzwerker der Digitalisierungsstrategie und kümmert sich um die Frage, wie eine erfolgreiche Digitalisierung aussehen und umgesetzt werden kann und welche Erwartungshaltung daran geknüpft ist. „Die Vernetzung und die Wünsche und Anforderungen der Akteure sind Gegenstand dieses Prozesses“, betonte der CDO.
„Zentrale Bedeutung kommt dabei den Bürgerinnen und Bürgern zu, da Digitalisierung kein Selbstzweck ist sondern die Lebensqualität aller verbessern soll“, weiß Olaf Kirsch. Für alle, die sich an diesem Prozess beteiligen möchten, solle es eine Möglichkeit geben sich einzubringen. Dafür sei es notwendig Plattformen zu schaffen oder weiter auszubauen, um die Akteure zusammenzubringen und den Dialog zu fördern, etwa in Form eines offenen Digital-Dialogs.
„Ängste und Vorurteile mancher Beteiligten, vor allem derer, die sich bisher selbst nicht im Zentrum der digitalen Transformation gesehen haben, gilt es ernst zu nehmen. Ich möchte sie durch Schulungen und Angebote dazu einladen, an diesem wichtigen Prozess der Zukunftsgestaltung aktiv teilzunehmen“, unterstreicht Olaf Kirsch.
Olaf Kirsch ist 47 Jahre alt, verheiratet und Vater von vier Kindern. Er ist seit rund 20 Jahren in der Informationstechnik tätig: als Berater, Planer und in der Umsetzung und Schulung von Projekten der Informationstechnik in Industrie und öffentlicher Verwaltung. Seit 2017 arbeitet er als IT-Sicherheitsbeauftragter beim Landkreis Marburg-Biedenkopf und hat dabei wichtige Projekte zur IT-Sicherheit auf den Weg gebracht und begleitet.
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