Marburg-Biedenkopf – Anlässlich des Deutschen Weiterbildungstages informierte das ProAbschluss-Infomobil von Weiterbildung Hessen e. V. auf dem Markt im Marburger Südviertel über die Möglichkeiten einer beruflichen (Nach-) Qualifizierung oder Weiterbildung und entsprechende Fördermittel.
Das kostenlose Vor-Ort-Angebot richtete sich sowohl an Mitarbeitende, die beispielsweise berufsbegleitend einen Berufsabschluss nachholen wollen, wie auch an Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden weiterqualifizieren möchten.
„It’s the economy, stupid!“ In Anlehnung an diesen fast legendären Ausspruch des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton begrüßte der Erste Kreis Beigeordnete Marian Zachow, die Akteure des Weiterbildungstages, wie er selbst betont „im schlechten Englisch“ mit den Worten: „It‘s the (Weiter-)Bildung, stupid!“. Es sei ein Novum, dass man mit Werbung für (Weiter-)Bildung nach draußen gehe und auf einem Wochenmarkt geworben werde. Es sei aber wichtig, um die Menschen in der Region zu halten. Zachow forderte die Beteiligten auf, dort hinzugehen, wo die Menschen sind. „Wir haben die Verantwortung den Menschen Bildungschancen aufzuzeigen, damit diese ihr volles Potenzial ausschöpfen können“, betonte Zachow.
„Die Produktionsverhältnisse ändern sich stetig – Stichwort Digitalisierung – darum ist das Weiterbilden der Mitarbeiter wichtig, um ihre Lohn- und Arbeitsverhältnisse zu verbessern“, sagte Dr. Ulf Immelt, Gewerkschaftssekretär beim DGB. Zudem ermögliche Weiterbildung Chancen zum sozialen Aufstieg. Der DGB unterstütze den Weiterbildungstag auf dem Marktplatz, um die Breite des Bündnisses aufzuzeigen.
Auch Marion Guder, Beauftragte für Chancengleichheit von der Agentur für Arbeit Marburg, unterstützt den Weiterbildungstag, um Arbeitgeber für Weiterbildungsprogramme zu sensibilisieren. „Wir hoffen, dass verstärkt mehr Arbeitgeber die Möglichkeit nutzen, ihre Mitarbeiter in Teilzeit nachzuschulen, weiterzubilden und zu qualifizieren“, betonte Guder. „Die Förderkonditionen für Qualifizierung sind für Arbeitnehmer und Arbeitgeber sehr interessant – dies gilt für Beschäftigte, Arbeitslose und auch Personen, die nach Berufspause wieder in den Beruf einsteigen möchten“, unterstrich Guder. Die Agentur fördert im Jahresverlauf annähernd 500 Teilnehmende in Qualifizierungsmaßnahmen, darunter rund 20 Prozent, welche zu einem anerkannten Berufsabschluss führen.
Der Leiter des Fachdienstes Wirtschaftsförderung des Landkreises, Dr. Frank Hüttemann ist froh, dass die Altersgrenze zur Teilnahme an berufsbegleitenden Qualifizierungsprogrammen auf 21 Jahre gesenkt wurde. Damit ließen sich mehr Menschen fördern als zuvor. „Jeder sagt, dass Weiterbildung wichtig ist, es werde aber zu wenig dafür getan“, sagte Hüttemann. Seiner Ansicht nach qualifizieren die Arbeitergeber zunehmend auch die eigenen Mitarbeiter, weil auch sie den Fachkräftemangel spüren. „Das Thema komme an, es müsse aber weiter angeboten und beworben werden“, betonte Hüttemann.
„In allen Branchen spürt man mittlerweile den Fachkräftemangel“, sagte Oskar Edelmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Kassel-Marburg. „Über den Arbeitsmarkt können die Betriebe ihren Bedarf an Fachkräften nur noch zum Teil decken, darum suchen sie bereits im eigenen Betrieb nach Mitarbeitern, die sie weiterbilden können“, betonte Edelmann.
Karin Passmore von der Sprachen- und Managementschule begrüßt die Weiterbildungsprogramme, insbesondre die Qualifizierungschecks, die vielen Arbeitnehmern erst die Schulung ermöglichen. „In einer globalisierten Welt ist die Fähigkeit viele Sprachen zu beherrschen wichtiger denn je“, betonte Passmore.
„Die Öffnung in Richtung einer flexiblen Qualifizierung ist genau der richtige Lösungsansatz für den Fachkräftemangel, weil das den Erfordernissen der modernen Arbeitswelt entspreche“, sagte Martin Neumeier vom Bildungspoint Mittelhessen. „Beide Seiten, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, profitieren von diesen maßgeschneiderten Lösungen“.
Klaus Denfeld von der Kaufmännischen Schule Marburg hob die strukturellen Herausforderungen in der Weiterbildung hervor. In der Regel seien die Menschen, die bei ihm in die Schule gingen Anfang 20. Die, die eine Weiterbildung machen, seien hingegen häufig bereits 35 Jahre und älter. „Letztendlich profitieren beide Seiten voneinander. Die Jungen lernen von den Älteren und umgekehrt“, betonte Denfeld. Er unterstütze den Weiterbildungstag und wirbt für lebenslanges Lernen.
Alf Kindinger von Weiterbildung Hessen e.V. ist Projektleiter des Infomobils von ProAbschluss. „Das Infomobil ermöglicht eine mobile Bildungsberatung in Hessen und berät die Beschäftigten zum Beispiel direkt im Betrieb“, sagte Kindinger. „Mit dem Infomobil wurde eine Plattform geschaffen, um das wichtige Thema der beruflichen Weiterbildung über das Programm ProAbschluss in die Öffentlichkeit zu transportieren“.
Romana Hemmers, ProAbschluss Bildungscoach des Landkreises Marburg-Biedenkopf, liegt das Thema Weiterbildung sehr am Herzen. „Zum Deutschen Weiterbildungstag wollten wir zusammen mit allen Netzwerkakteuren auf dem Wochenmarkt auf die Bedeutung von Weiterbildung und das Angebot der Qualifizierungsoffensive ProAbschluss aufmerksam machen. Die Beratung vor Ort, das Gewinnspiel und die Infotaschen vom Deutschen Weiterbildungstag kamen sehr gut an“, berichtete der Bildungscoach.
Die Wirtschaftsförderung des Landkreises bietet kostenfreie Weiterbildungs- und Fördermittelberatung für Unternehmen und deren Beschäftigten an und unterstützt diese darin sich zur Fachkraft weiter zu qualifizieren. „Auch städtische und kommunale Mitarbeitende können jetzt das Förderinstrument Qualifizierungsscheck für Seminare nutzen und die Gebühren für die externe Prüfung gefördert bekommen.“
Hintergrund
Die Initiative ProAbschluss ist ein vom Hessischen Wirtschaftsministerium gefördertes Projekt, das im Landkreis Marburg-Biedenkopf bei der Wirtschaftsförderung des Landkreises angesiedelt und im Bereich Fachkräftesicherung aktiv ist. Unternehmen können ihre Mitarbeitenden zur Fachkraft weiterqualifizieren und Beschäftigte können berufsbegleitend unterstützt werden ihren Berufsabschluss nachzuholen. Die Initiative unterstützt mit Beratung, Organisation und finanzieller Förderung. Zum 17. September wurden die Bedingungen für die finanzielle Förderung über den Qualifizierungsscheck erweitert – auch junge Erwachsene sowie städtische und kommunale Angestellte können die Förderung nutzen und Seminare sowie die Gebühren der Abschlussprüfung gefördert bekommen