Marburg-Biedenkopf – Das Exponat des Monats September 2018 im Hinterlandmuseum ist ein so genannter „Kaufmannsladen“ oder „Kaufladen“. Es handelt sich um eine kindgerechte umgestaltete Ladeneinrichtung zum Spielen. Ein Einwohner von Bad Endbach stiftete es an das Hinterlandmuseum im kreiseigenen Schloss Biedenkopf.
Der Laden stammt vom Anfang der 1970er Jahre und war ein Geschenk der Großmutter an den damals fünf- oder sechsjährigen Jungen. Gespielt hat er mit dem Laden gemeinsam mit seiner Schwester und seiner Mutter.
Seit dem 19. Jahrhundert sind zum Spiel nachgebaute Ladeneinrichtungen, die oft mit kompletter Warenausstattung vertrieben wurden, bekannt. Zunächst wurden sie allerdings, ähnlich einem Puppenhaus, mit Puppen bespielt. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es zum Kauf angebotene Ladeneinrichtungen zum Spiel in Kindergröße. Nachempfundene Verkaufsgespräche zwischen Verkäufern und Kunden, die wechselweise aus gleichaltrigen Kindern oder Erwachsenen bestanden, übten spielerisch soziale Umgangsformen sowie den Umgang mit Geld.
Anfang der 1970er gab es bereits nur noch wenige Geschäfte, in denen auf diese Weise Waren verkauft wurden, weil Supermärkte, in denen sich die Kunden selbst bedienten, begannen sich durchzusetzen. Trotzdem behielt man im Kinderzimmer diese Art des Verkaufens mit Ladentheke bei. Auch wenn die Kassen der Spielkaufmannsläden heutzutage mit Preisscannern und modernen Waagen ausgerüstet sind, wird das Spiel zu mehreren Personen bei der Einkaufssimulation nach wie vor bevorzugt.
Der Kaufmannsladen besteht aus einer weiß lackierten Rückwand, die beim Zusammenbau in die Haltevorrichtung eines hellblau lackierten Bodens gesteckt wird. In der Rückwand befinden sich freie Regalflächen und Schubfächer für Schubladen aus orangefarbenem Kunststoff. Den vorderen Abschluss bildet eine kleine Ladentheke mit Auslagemöglichkeit.
Der Laden wurde mit Verkaufsverpackungen in Miniaturformat bestückt. Es handelt sich überwiegend um Pappschachteln, aber auch um Gewürzfläschchen oder Cremedosen. Die Verkaufsverpackungen bilden einen typischen Querschnitt von bekannten Markenwaren des täglichen Bedarfs aus der Zeit um 1970. Auf diese Weise wurden bereits Kinder mit ihnen vertraut. Nach 50 Jahren ist ein Vergleich mit dem heutigen Angebot interessant: viele Artikel sind verschwunden, viele aber auch heute noch erhältlich. Ursprünglich waren die Verpackungen mit Puffreis gefüllt. Dieser wurden allerdings schon bald verzehrt.
In den Schubladen lagerten Waren wie etwa Reis, Zucker oder Mehl, die offen verkauft wurden. Auch aus einem Bonbonglas konnten sich die Kunden die gewünschte Menge selbst entnehmen.
Auffallend ist die Vollständigkeit des Kaufmannsladens mit Registrierkasse, Waage und Einkaufskörben. Daneben wurde der Laden später mit einer weiteren, im Maßstab sehr viel größeren Waage und Einkaufskörben ergänzt. Ebenso hat sich eine größere Menge Spielgeld in Münz- und Papierform erhalten.
Der Kaufmannsladen ergänzt die aktuelle Sonderausstellung „Kindheit im Hinterland“. Diese ist im Hinterlandmuseum noch bis einschließlich Mittwoch, 3. Oktober 2018 zu sehen.
Das Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf:
Die wechselnden Exponate des Monats können während der Dauerausstellung im Hinterlandmuseum im kreiseigenen Schloss Biedenkopf bis zum 15. November 2018 dienstags bis sonntags zwischen 10:00 und 18:00 Uhr besucht werden. Außerdem besteht während der Winterpause vom 16. November bis 31. März für Gruppen ab 10 Personen die Möglichkeit einer Besichtigung nach telefonischer Voranmeldung.
Weitere Informationen sind beim Hinterlandmuseum unter der Telefonnummer 06461 924651, per E-Mail an Hinterlandmuseummarburg-biedenkopfde oder online unter www.marburg-biedenkopf.de/hinterlandmuseum erhältlich.
Eintrittspreise: Erwachsene: 2,50 Euro; Kinder bis 14 Jahre: 1,30 Euro; Gruppen pro Person jeweils: 2,00 Euro; Schulgruppen pro Person: 1,00 Euro. Für Inhaber der Ehrenamtscard ist der Eintritt frei.