Marburg-Biedenkopf – Von Mittelhessen aus liefert das familiengeführte Unternehmen Seidel GmbH & Co. KG Designprodukte in die ganze Welt – und bekennt sich zur Region Marburg-Biedenkopf: An den beiden Standorten in Marburg und Fronhausen wird die gesamte Produktpalette entwickelt und produziert. Bei der Fachkräftegewinnung setzt Seidel auch auf die Qualifizierung der eigenen Belegschaft. Mit Unterstützung durch die hessische Förderinitiative ProAbschluss holen zwei Mitarbeiter nun ihren Berufsabschluss nach.
Holger zum Egen, Personalreferent bei Seidel, berichtet: „Wir qualifizieren weiter und haben schon oft Mitarbeitende weitergebildet, die keinen Berufsabschluss haben oder aus anderen Berufen kommen. Das ist ja zu unserem eigenen Nutzen. Wir können damit unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivieren und ans Unternehmen binden. Gleichzeitig können unsere Mitarbeitenden dadurch in höhere Positionen kommen.“
Erstmals kooperiert das Unternehmen hier mit der Qualifizierungsoffensive ProAbschluss. Initiiert hat die Zusammenarbeit Romana Hemmers, Bildungscoach bei der Wirtschaftsförderung des Landkreises Marburg-Biedenkopf.
„In der Vergangenheit gab es bei Nachqualifizierungen häufig das Problem, dass die Beschäftigten über Wochen weg waren. Das hat uns betrieblich immer ein bisschen wehgetan. Mit ProAbschluss ist das anders“, freut sich der Personaler. „Für uns ist es wichtig, dass die Bildungsangebote zeitlich flexibel sind und den Betriebsablauf nicht stören. Daher kommt es uns sehr entgegen, dass der Bildungsanbieter das Seminar außerhalb der Arbeitszeit anbietet und sich der Kreis um die Formalitäten, die Organisation, die Begleitung und die finanzielle Förderung kümmert. Das hat uns überzeugt!“
Seit einigen Monaten nun nehmen Viktor Stang und Michael Stegmann, langjährige Mitarbeiter im Drei-Schicht-System bei Seidel, an einer individuellen Nachqualifizierung teil und bereiten sich auf die Prüfung zum Maschinen- und Anlagenführer vor. Die beiden bringen bereits viel praktisches Wissen durch ihre Berufserfahrung mit. Was ihnen an theoretischen Inhalten fehlt, lernen sie jetzt in einem Seminar. In 2019 wollen sie die Prüfung ablegen.
Das Förderinstrument Qualifizierungsscheck übernimmt einen Teil der Kosten. Der andere Teil wird vom Betrieb getragen. „Die Mitarbeiter müssen keinen Eigenanteil zahlen. Sie machen das in ihrer Freizeit, dann sollen sie das nicht auch noch bezahlen“, betont Holger zum Egen.
Geeignete Fachkräfte zu finden, sei schwierig, erläutert der Personalreferent. Das Unternehmen biete seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern daher verschiedene Qualifizierungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, die sich auszahlen. Die Beschäftigten nehmen das Angebot dankbar an und sind engagiert dabei: „Als ich von dem Angebot erfahren habe, musste ich zugreifen. Mit dem Abschluss kann ich weiter kommen. Ich möchte das Beste aus meinem Leben machen. Jetzt bekomme ich eine einmalige Chance mich weiterzubilden und das nimmt man dann auch ernster als den Unterricht damals in der Schule. Das Lernen fällt mir dann auch leichter als früher und ich komme im Unterricht gut mit. Ich habe jetzt auch einen viel direkteren Bezug zu dem was ich lerne und für was ich es tue“, berichtet der 27-jährige Michael Stegmann, der in der Produktion bei Seidel arbeitet.
„Beim Seminar können wir jederzeit Fragen stellen und haben bereits einiges an Grundlagenwissen dazu gelernt“, erzählt sein Kollege Viktor Stang motiviert. „Wir haben im Kurs noch einen dritten Teilnehmer, der von einem Unternehmen in Wetzlar kommt und auch im Drei-Schicht-Betrieb arbeitet. Wir haben vorher, je nach Schicht, mögliche Wochentage ausgemacht. Den nächsten Termin machen wir immer am Ende des Unterrichts aus. Es kommt auch vor, dass wir samstags Seminar haben, weil da die meisten Zeit haben“, ergänzt Michael Stegmann. Holger von Egen zeigt sich ebenfalls zufrieden: „Im Unternehmen fallen die Unterrichtszeiten eigentlich gar nicht auf. Das läuft nebenher, und das kommt uns sehr entgegen.“
Welche Nachqualifizierung in Frage kommt, hängt vom Lerntyp und den Bildungsangeboten ab und wird gemeinsam mit dem Betrieb und den Beschäftigten abgestimmt. Bildungscoach Romana Hemmers erläutert: „Wir sind eine hessenweite Initiative und haben in Mittelhessen beispielsweise mit dem Bildungspoint zusammengearbeitet, um das beste Angebot zu finden. In diesem Fall habe ich dem Betrieb drei Nachqualifizierungen bei unterschiedlichen Bildungsträgern vorgeschlagen. Die flexible Unterrichtszeit, die Erreichbarkeit und die Kursart waren dann die ausschlaggebenden Punkte, die für das Seminar gesprochen und für Betrieb und Beschäftigte gepasst haben“, so Romana Hemmers, Ansprechpartnerin für Marburg und den Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Holger zum Egen setzt auch weiterhin auf Nachqualifizierungen: „Wir wollen zukünftig mehr auf solche Programme zurückgreifen und würden Nachqualifizierungen auf alle Fälle wieder mit ProAbschluss machen. Das Besondere ist die persönliche Betreuung. Wir haben bei anderen Maßnahmen den Aufwand erfahren und die ganze Organisation und Abstimmung waren schon eine Herausforderung. Das hat mir Frau Hemmers hier alles abgenommen – das war vorbildlich“.
Über die Begleitung durch den Bildungscoach freuen sich auch die beiden Teilnehmer: „Es hilft mir sehr, dass da jemand ist, den ich im Zweifelsfall ansprechen kann“, erklärt Michael Stegmann. „Ich habe Frau Hemmers auch schon angerufen, wenn es irgendwelche Unklarheiten gab. So ein direkter Support ist wirklich hilfreich.“
„Die meisten Betriebe haben nicht die zeitlichen Ressourcen für die Beantragung von Fördermitteln, die Suche nach passenden Qualifizierungsangeboten, Kooperationen mit Bildungsträgern oder Kammern und für die Begleitung der Mitarbeitenden bei Weiterbildungen; dabei brauchen sie dringend Fachkräfte im Betrieb“, erläutert der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow. Dabei unterstütze der Kreis mit der Initiative ProAbschluss kostenfrei nach Bedarf und für das Unternehmen falle keine Bürokratie an, so Zachow.
Die Qualifizierungsoffensive ProAbschluss ist eine Initiative des hessischen Wirtschaftsministeriums, die im Landkreis Marburg-Biedenkopf im Fachdienst Wirtschaftsförderung angesiedelt ist. Der Bildungscoach berät Unternehmen und Beschäftigte zum Thema Weiterbildung und Nachqualifizierung, ist Anlauf- und Beratungsstelle für das Förderinstrument Qualifizierungsscheck, vermittelt passende individuelle Nachqualifizierungen und begleitet das Unternehmen und die Beschäftigten bei Bedarf bis zur Externenprüfung. Der Hessische Qualifizierungsscheck übernimmt bei Erfüllung der Förderbedingungen 50 Prozent der Seminar- und Prüfungskosten für die Vorbereitung auf die Prüfung.
Weitere Informationen zur Qualifizierungsoffensive ProAbschluss online unter www.proabschluss.de (Öffnet in einem neuen Tab) oder www.wifoe.marburg-biedenkopf.de/qualifizierung (Öffnet in einem neuen Tab). Beratungen, auch direkt im Betrieb, können Interessierte mit dem Bildungscoach vereinbaren; Telefon: 06421 405-1229, E-Mail: HemmersRmarburg-biedenkopfde