Marburg-Biedenkopf – Der Landkreis Marburg-Biedenkopf hat am Dienstag beim Land Hessen die Gewährung staatlicher Finanzhilfen für die Unwettergeschädigten in Kirchhain und Umgebung beantragt. Die Stadt Kirchhain hatte zuvor den Kreis darum gebeten, einen entsprechenden Antrag beim Land zu stellen.
„Es ist davon auszugehen, dass eine Reihe von Betroffenen in Kirchhain und Umgebung keine Versicherung haben, die die erlittenen Schäden abdeckt“, sagte Landrätin Kirsten Fründt am Dienstag am Marburg. Die Betroffenen seien so in eine außergewöhnliche Notlage geraten, die vielfach nicht aus eigener Kraft zu schultern sein werde. „Die Gesamtschadenshöhe wird zurzeit auf mehrere Hunderttausend Euro geschätzt. Einen vollständigen oder abschließenden Überblick über die tatsächlichen Schäden können wir im Moment noch nicht geben“, so die Landrätin.
„Aus unserer Sicht sind die Schäden durchaus schwerwiegend und nachhaltig, sodass wir das Land Hessen darum bitten, eine Hilfsaktion mit staatlichen Mitteln zu prüfen“, erläuterte die Landrätin. Die Richtlinien des Landes sehen vor, dass entsprechende Anträge vom Kreisausschuss gestellt werden müssen. „Wir stehen natürlich auch jetzt an der Seite unserer Kommunen werden das Antragsverfahren weiter begleiten“, unterstrich die Landrätin.
Nach den Elementarschäden-Richtlinien des Landes ist die Voraussetzung für eine staatliche Finanzhilfeaktion, dass auf überörtlicher Ebene schwere Schäden bei einem größeren Personenkreis aufgetreten sind, die die Betroffenen weder aus eigener Kraft noch durch die sachlich gebotene Eigenvorsorge, also zum Beispiel durch eine Versicherung, schultern können. Eine Finanzhilfe des Landes soll Hilfe zur Selbsthilfe bei akuten Notlagen leisten. Sie ist keine Entschädigung. Ein Rechtsanspruch auf finanziellen Ausgleich des erlittenen Schadens besteht nicht.
Am vergangenen Dienstag, 7. August 2018, wurden der östliche Teil des Landkreises Marburg-Biedenkopf, und hier insbesondere die Stadt Kirchhain, von einem besonders schweren Unwetter mit mehrstündigem Starkregen, Hagel, Sturmböen und Gewittern erfasst. An der Messstation der Kläranlage Kirchhain wurden Regenmengen von gut 140 Litern pro Quadratmeter innerhalb von zwei Stunden gemessen.
Aufgrund der enormen Wassermengen waren die Kanalisation, aber auch Gewässer und Grabensysteme massiv überlastet. Das Wasser suchte sich großflächig und oberirdisch auch in bebauten Ortslagen seinen Weg. Es kam zu erheblichen Überschwemmungen. Es wurden Kellergeschosse, Wohnräume, aber auch gewerbliche und landwirtschaftliche Betriebe und Anlagen beschädigt. Hinzu kamen heftige Sturmböen und Hagelschauer, die insbesondere landwirtschaftliche Flächen, die noch mit Mais bestanden waren, schädigten. Darüber hinaus entstanden zum Teil erhebliche Schäden an kreiseigenen Schulliegenschaften in Kirchhain und Umgebung sowie an kommunalen Einrichtungen. Das Schadensgebiet erstreckt auf die Kernstadt Kirchhain sowie verschiedene Stadtteile. Darüber hinaus kam es auch zu Schäden in den Bereichen Amöneburg und Stadtallendorf.
Die örtlichen Feuerwehren mussten mit Unterstützung von Katastrophenschutzeinheiten aus dem Landkreis insgesamt rund 250 Einsätze bewältigen. Die Technische Einsatzleitung und der Krisenstab des Kreises waren unter Leitung des Kreisbrandinspektors im Einsatz. Rund 400 Rettungskräfte waren über viele Stunden im Einsatz.
„Wir gehen derzeit davon aus, dass deutlich mehr als 100 Haushalte, landwirtschaftliche und gewerbliche Betriebe mit zum Teil erheblichen Einzelschäden betroffen sind“, erklärte Landrätin Fründt.