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Pressemitteilung 240/2018

29.06.2018

Landkreis stärkt Ökolandbau – Nach erfolgreicher Bewerbung wird Marburg-Biedenkopf zur Ökomodellregion

Marburg-Biedenkopf ist Ökomodellregion. Am Dienstag nahm Fachbereichsleiterin Heike Wagner (li.) die entsprechende Urkunde für den Landkreis von Landwirtschaftsministerin Priska Hinz entgegen. Mit einer stärkeren Vernetzung zwischen Produzenten, Verarbeitern, Vermarktern und Verbrauchern soll der Ökolandbau im Kreis weiter gestärkt werden. (Foto: Lahn-Dill-Kreis | Nicole Zey)

Marburg-Biedenkopf – Am Dienstag, 26. Juni 2018, hat Landwirtschaftsministerin Priska Hinz den Landkreis Marburg-Biedenkopf zur Ökomodellregion erklärt. Vernetzung zwischen Produzenten, Verarbeitern, Märkten und Verbraucherinnen und Verbrauchern soll Ökolandbau weiter stärken.

Im Februar hatte sich der Landkreis Marburg-Biedenkopf als Modellregion beworben, am vergangenen Dienstag überreichte Landwirtschaftsministerin Priska Hinz die entsprechende Urkunde an die Leiterin des Fachbereichs Ländlicher Raum und Verbraucherschutz bei der Kreisverwaltung Marburg-Biedenkopf, Heike Wagner.

„Wir haben bei uns im Landkreis nicht nur einen im hessischen Vergleich hohen Anteil an Biobetrieben und eine bereits erfahrene Biobauern-Szene sondern viele Grünlandbetriebe, sehr viele Mutterkuhhalter und Schäfer und auch eine hohe Vielfalt der Betriebsstrukturen, also die besten Grundlagen für die Arbeit als Ökomodellregion“, sagte Wagner.

Als Ökomodellregion wolle man an der Entwicklung neuer Produkte und Vertriebswege arbeiten und auch für eine stärkere Zusammenarbeit mit Betrieben der konventionellen Landwirtschaft werben. Für diese Arbeit erhalten die ausgewählten Regionen eine jährliche finanzielle Förderung bis zu 50.000 Euro für die Stelle einer Projektmanagerin oder eines Projektmanagers. Mit dieser Unterstützung wolle man „die zahlreichen Fäden der ökologischen und konventionellen Landwirtschaft zusammenzuführen und einen roten Faden für die Entwicklung eines gemeinsamen „Ökonetzes spinnen“, sagte Wagner.

Das „Ökonetz“ soll den Aufbau von regionalen Wertschöpfungsketten, also vom Produzenten über den Verarbeiter bis hin zum Verbraucher fördern und bereits bestehende Öko-Betriebe und Initiativen aber auch Neueinsteiger mit einer Hofpaten-Initiative unterstützen. Außerdem solle zu mehr Transparenz auf dem regionalen Öko-Markt beigetragen werden, indem die tatsächliche Produktion und Nachfrage ökologischer Produkte erfasst und ausgewertet werde. Damit füge sich die Arbeitsweise als Ökomodellregion „in eine Reihe bereits angelaufener Projekte und Maßnahmen zur Schaffung einer nachhaltigen Kreisentwicklung“, sagte Wagner.

Hierunter fielen unter anderem Bürgerdialoge und Arbeitsgruppen zur gemeinsamen Entwicklung von Strategien zum Schutz der Biologischen Vielfalt, beispielsweise zu den Themen Biodiversität und Landwirtschaft, Streuobst und zum ökologischen Landbau. Auch der Ausbau von Blühflächen als Maßnahme zum Artenschutz, die Unterstützung von Direktvermarktern im Landkreis mit dem Projekt „Prodkasten“ und der gemeinsamen Vermarktung über die „RegioApp“ sowie nicht zuletzt die Erstellung eines Nachhaltigkeitskonzepts für den Landkreis Marburg-Biedenkopf vor dem Hintergrund der Regionalentwicklung, Gemeinwohlorientierung und des Klimaschutzes gehörten hierzu.

Neben dem Landkreis Marburg-Biedenkopf wurden die Landkreise Odenwald und Darmstadt-Dieburg mit den Partnern Landkreis Groß-Gerau und der Stadt Darmstadt als Modellregion Südhessen, der Landkreis Waldeck-Frankenberg, der Landkreis Vogelsberg sowie die Landkreise Lahn-Dill und Gießen als Modellregion Lahn-Dill-Gießen zur Ökomodellregion ernannt. Damit sind nun 12 von 21 hessischen Landkreisen Ökomodellregion in Hessen. Das entspricht fast zwei Drittel der gesamten Fläche des Bundeslandes.

Hintergrund – Landwirtschaft im Landkreis Marburg-Biedenkopf

  • Der Landkreis Marburg-Biedenkopf gehört zu den Vorreiterregionen im ökologischen Landbau und zeichnet sich aus durch eine breite Palette an hochwertigen ökologischen Erzeugnissen, produziert auf vielen, im Schnitt eher mittelgroßen, Betrieben.
  • Von der Ölmühle über ein vielfältiges Gemüseangebot, Bio-Kräuteranbau, Fleischproduktion, Getreideanbau und Verarbeitung in mehreren Biobäckereien und der Veredlung als Käse und Joghurt bis hin zu Honig von verschiedenen Bio-Imkereien, Bio-Obst und auch Saftherstellung reicht das Angebot.
  • Der Landkreis Marburg-Biedenkopf hat rund 245.000 Einwohner und ist ein ländlich geprägter Flächenlandkreis mit einer Fläche von ca. 1.260 Quadratkilometern. Davon sind 43,5% Landwirtschaftsfläche und 41% Waldfläche.
  • Im Ost- und Nordkreis liegt der Schwerpunkt der Milchviehhaltung und der Biogasanlagen in Verbindung mit den elf Bioenergiedörfern unseres Landkreises.
  • In der Mitte und im Südkreis sind Ackerbau und Schweinehaltung überdurchschnittlich vertreten. Insgesamt werden in der Schweinehaltung rund 30.000 Schweine in 311 Betrieben gehalten (davon ca. 1.300 Schweine in 12 Öko-Betrieben).
  • Der Westkreis mit seinen typischen Grünlandstandorten wird durch extensive Mutterkuhhaltung (insgesamt über 400 Mutterkuhhalter im Landkreis) und Landschaftspflege genutzt.
  • Die Schafhaltungsbetriebe (140 Betriebe mit 14.300 Schafen, darunter 29 Ökobetriebe mit 4.700 Schafen) sind über den Landkreis verteilt. Die Beweidung erfolgt bei einigen Betrieben auch außerhalb des Landkreises.
  • Insgesamt halten 62 Betriebe Ziegen (davon 12 Ökobetriebe mit 170 Tieren). Die Verarbeitung zu Käse und dessen Direktvermarktung ist in einigen Betrieben vorhanden.
  • Insgesamt werden in Marburg-Biedenkopf 137.250 Legehennen in 254 Betrieben gehalten. Darunter befinden sich 22 Ökobetriebe mit 4.340 Legehennen. Es sind aktuell 18 Hühnermobile in Betrieb, die vor allem in der Kreismitte verortet sind.
  • Die Betriebsstrukturen haben sich im Laufe der letzten rund 40 Jahre stark verändert. Waren es 1975 noch 5.778 Betriebe sind es in 2016 noch 1.247 Betriebe, die Landwirtschaft betreiben. Der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe liegt heute bei rd. 80 %. Der Anteil der Haupterwerbsbetriebe liegt im Ost- und Südkreis höher als im West- und Nordkreis.

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