Marburg-Biedenkopf – Das Exponat des Monats Juni 2018 ist ein Fotoalbum mit Stoffbezug, das speziell für Fotos aus dem Ersten Weltkrieg hergestellt wurde. Das auffälligste Merkmal, das dieses Album von herkömmlichen Fotoalben unterscheidet, ist ein auf der Vorderseite eingeprägtes schwarzes Eisernes Kreuz mit der Jahreszahl 1914 und dem Buchstaben „W“ für Kaiser Wilhelm II. Die Sonderausstellung des Hinterlandmuseums zum Ersten Weltkrieg ist übrigens noch bis zum 10. Juni 2018 zu sehen. Gestiftet wurde das Fotoalbum von den Eheleuten Schaufuß aus Biedenkopf.
Privatpersonen legten während des Ersten Weltkrieges häufig Fotoalben an, die vor allem Soldatenbilder enthielten. Zur Kennzeichnung wurden die Alben oft auf dem Deckel mit dem Eisernen Kreuz oder mit den Bezeichnungen „Kriegs-Album“ oder „Kriegserinnerungen“ versehen.
Auf der inneren Seite des Buchdeckels verrät ein kleiner Aufkleber den Verkäufer des Albums: „Max Stephani/ Buch u. Musikalienhandl./ Buchbinder/ Biedenkopf, Hess.N.“.
Die aus Pappe gefertigten Seiten des Albums haben Einsteckschlitze in verschiedenen Größen, um Fotos unterschiedlicher Formate in Position zu halten. Diese Art der Aufbewahrung ermöglichte das leichte Herausnehmen der Bilder, etwa zum näheren Betrachten der Rückseite. Denn oft finden sich dort handschriftliche Informationen zu den Dargestellten sowie Ortsangaben.
Das Album enthält Fotografien und Fotopostkarten von verschiedenen Mitgliedern der Metzgerfamilie Unkel in Biedenkopf. Dargestellt sind vor allem Soldaten, sowohl Einzel- als auch Gruppenaufnahmen, vor der Kaserne, an der Front im Einsatz im Schützengraben oder beim Biwak.
Die Frontbilder entstanden vorwiegend bei dem Russlandfeldzug wie 1916 in Smorgon (bei Wilna). Daneben gibt es auch Fotos vom Heimaturlaub in Biedenkopf; sie wurden aufgenommen unter anderem im Hof oder vor dem inneren Tor des Schlosses. Im Album finden sich weiterhin einige ältere Aufnahmen von den Ostseebädern Sobot und Oliwa bei Danzig, wo 1911 einige Familienmitglieder wohl ihren Urlaub verbrachten.
Besonders bemerkenswert ist ein Bild, das die Familie Unkel im Saalbau Duchmann in Biedenkopf (heute Gelände des Freien Ev. Kindergartens) zeigt. Gemeinsam hat man sich vor einem Nagelkreuz in der Form des Eisernen Kreuzes versammelt. Die Stoffausschmückung des Raumes deutet darauf hin, dass hier zu einer „patriotischen“ Spendenaktion aufgerufen wurde.
Um Hinterbliebene und Verwundete zu unterstützen, wurden 1916 von Gemeinden oder karitativen Organisationen derartige Kreuze aufgestellt, in die Bürger im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen nach Entrichtung einer Mindestspende einen Nagel schlagen konnten. Für diese „patriotische Spende“ erhielten sie eine Spendenbescheinigung.
Auf dem Bild erkennt man in der Vergrößerung, dass bereits zahlreiche Nägel in das Kreuz eingeschlagen worden, aber auch noch freie Stellen vorhanden sind. Das Kreuz wurde später vollständig benagelt und anschließend entsprechend dem Vorbild mit Krone, „W“ und „1914“ versehen. Nach 1918 kam dieses Kreuz in das Hinterlandmuseum und wird in der aktuellen Sonderausstellung zum Ersten Weltkrieg gezeigt.
Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf:
Die wechselnden Exponate des Monats können im Rahmen der Dauerausstellung im Hinterlandmuseum im kreiseigenen Schloss Biedenkopf bis 15. November 2018 dienstags bis sonntags von 10:00 bis 18:00 Uhr besucht werden. Weitere Informationen sind beim Hinterlandmuseum unter der Telefonnummer 06461 924651, per E-Mail an Hinterlandmuseummarburg-biedenkopfde oder online unter https://tinyurl.com/landkreis-hinterlandmuseum erhältlich.
Eintrittspreise: Erwachsene: 2,50 Euro; Kinder bis 14 Jahre: 1,30 Euro; Gruppen pro Person jeweils: 2,00 Euro; Schulgruppen pro Person: 1,00 Euro; Inhaber der Ehrenamtscard: frei.