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Pressemitteilung 405/2017

28.11.2017

Gewaltprävention mit Migranten für Migranten – 19 Frauen ließen sich zu Mediatorinnen gegen Gewalt schulen

20 Absolventinnen aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf haben jetzt zum Abschluss ihrer Ausbildung ihre Zertifikate erhalten. (Foto: Landkreis Marburg-Biedenkopf)

Marburg-Biedenkopf – Das bundesweite Projekt „MiMi – Gewaltprävention mit Migranten für Migranten“ informiert mit eigens geschulten Mediatorinnen geflüchtete Frauen und Mädchen über Formen von Gewalt und wie man sich davor schützen kann. 20 Absolventinnen aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf haben jetzt zum Abschluss ihrer Ausbildung ihre Zertifikate erhalten. Ab sofort können Informationsveranstaltungen gebucht werden.

Ziel des Projekts ist es, Frauen und Mädchen kultur-, sprach- und geschlechtersensibel über Formen der Gewalt, die Rechte von Frauen in Deutschland und Schutzmöglichkeiten zu informieren und damit einen Beitrag zur Eindämmung der Gewalt gegen Frauen zu leisten. Dabei setzt man auf Frauen, die selbst die Erfahrung eines Migrationshintergrunds und entsprechende Sprachkenntnisse teilen. In Marburg-Biedenkopf haben sich 20 Frauen gemeldet.

„Ich freue mich, dass Sie sich dieser verantwortungsvollen Aufgabe annehmen und wünsche uns, dass Sie möglichst viele Frauen erreichen“, betonte der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow anlässlich der Übergabe der Zertifikate. Mit dem offiziellen Ende der Schulung stellt sich der Landkreis Marburg-Biedenkopf als einer von derzeit insgesamt neun Projektstandorten in eine Reihe unter anderem mit Berlin, Hamburg, München und Stuttgart.

In 50 Stunden wurden den Teilnehmerinnen theoretische Kenntnisse zum Thema sexuelle Gewalt vermittelt. Dabei wurden mögliche Risiken für Frauen und Kinder und Strategien der Täter ebenso besprochen, wie die Folgen von Gewaltausübung, die rechtlichen Regelungen in Deutschland und vor allem, welche Wege es aus der Gewalt gibt und an welcher Stelle weitere Unterstützung angeboten wird. In einem Praxisteil standen zudem die Planung, Durchführung und Evaluation eigener Informationsveranstaltungen im Vordergrund.

„Ich habe in dieser Gruppe viel Engagement, Vertrauen und Offenheit erlebt. Vieles von dem was dieses Projekt beabsichtigt, habt ihr schon jetzt umgesetzt. Für Euch aber auch für andere“, sagte Joanna Delong, die das Projekt im Landkreis koordiniert. In den jeweils ersten Informationsveranstaltungen, die den praktischen Abschluss der Schulung bildeten, seien bereits 122 Frauen mit den Inhalten des Projekts erreicht worden. Sichtlich stolz nahmen die 20 Frauen am Ende der Veranstaltung ihre Zertifikate entgegen.

Gewalt gegen Frauen sei ein grundsätzliches Thema, das Beachtung und Lösungen erfordere. Das MiMi-Projekt gehöre dazu. Als „ein spezielles Angebot hinsichtlich einer speziellen Zielgruppe “, sagte der Leiter des Büros für Integration, Claus Schäfer. Dem schloss sich Claudia Schäfer, die Frauenbeauftragte des Landkreises und Vorsitzende des Runden Tisches Gewalt gegen Frauen an. Gewalt gegen Frauen sei bei den Betroffenen „oft mit Gefühlen der Angst und der Scham besetzt“, so Schäfer. Dies schaffe beim Organisieren von Unterstützung Hürden, die im Falle von betroffenen geflüchteten Frauen und Mädchen nicht nur wegen mangelnder Sprachkenntnisse, sondern wegen Gewalterfahrungen während der Flucht ungleich höher seien.

Institutionen wie Flüchtlingsinitiativen, Bildungseinrichtungen, Kulturvereine sowie andere Träger oder Gruppen können die gebührenfreien Informationsveranstaltungen ab sofort in der jeweiligen Sprache für je 15 bis 25 Frauen beim Büro für Integration unter der Telefonnummer 06428 447-2213 oder an die E-Mailadresse HesslerCmarburg-biedenkopfde anmelden. Angeboten werden derzeit Albanisch, Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Kurdisch, Paschtu, Farsi, Dari, Russisch, Serbokroatisch und Türkisch.

Hintergrund:

Das bundesweite Projekt geht aus vom Ethno-Medizinischen Zentrum e.V. Hannover und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Im Landkreis Marburg-Biedenkopf organisiert wird das Projekt vom Büro für Integration des Landkreises in Zusammenarbeit mit Joanna Delong als Standortkoordinatorin. An der Ausbildung zur MiMi-Mediatorin beteiligt waren Doris Kroll (WenDo e.V.), Sabine Schlegel (JuKo e.V.), Heike Spohr (InterAktionen), die Rechtsanwaltskanzlei Nagel, Claudia Bergelt (Frauen helfen Frauen e.V.) Rechtsanwaltskanzlei Riehnhoff-Kühnl, das Stadtjugendamt der Universitätsstadt Marburg, Renate Oberlik und Gudrun Siebke-Richter (Deutscher Kinderschutzbund (e.V.).

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