Marburg-Biedenkopf – Für weitere acht Jahre übernimmt die Arbeitsgemeinschaft Linienverkehr Oberhessen (ALV) 15 lokale Buslinien im Auftrag des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Das ergab eine europaweite Ausschreibung des Regionalen Nahverkehrsverbands Marburg-Biedenkopf (RNV).
Am Mittwoch (9. August 2017) unterzeichneten der Erste Kreisbeigeordnete und Vorstandsvorsitzende des RNV, Marian Zachow, dessen Stellvertreter im Verkehrsverband, Christian Somogyi sowie Udo Diehl als Geschäftsführer der ALV die entsprechenden Verträge. „Damit liegt der vom RNV organisierte Busbetrieb im Landkreis Marburg-Biedenkopf weiterhin vollständig in der Hand lokaler Unternehmen“, hob Zachow hervor.
Mit der Neuausschreibung verknüpft sei vor allem ein „spürbares Plus an Qualität für die Nutzerinnen und Nutzer“ sagte Zachow. Die zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember eingesetzte Fahrzeugflotte von insgesamt 34 Bussen bestehe aus klimatisierten und mit Kameras ausgestatteten Fahrzeugen. Die meisten davon Niederflurbusse, die mit einer Absenkvorrichtung einen leichteren Einstieg ermöglichen sowie genügend Raum und Rampen für Rollstuhlfahrer sowie Rollatoren und somit insgesamt mehr Komfort bieten.
Mit der Neuausschreibung verbunden war auch die Ausweitung der Fahrleistungen um etwa 300.000 auf insgesamt rund 1.500.000 sogenannte Nutzwagenkilometer. Einerseits, weil Bus-Linien, die zuvor vom RMV gesteuert wurden zukünftig als lokale Buslinie selbst vom RNV organisiert werden. Andererseits weil auch verschiedene Teile des Schülerverkehrs mit in die Linienverkehre integriert werden.
Anspruchsvolle Aufgaben, denen sich nach dem erfolgreichen Durchlaufen der europäischen Ausschreibung nun die ALV widmen wird. „Wir sind sehr froh, dass wir die Linienverkehre in der Region im Ausschreibungswettbewerb erneut für uns gewinnen konnten“, freute sich Diehl, der dem Konsortium heimischer Busunternehmen vorsteht.
Der Auftrag biete den Unternehmen und ihren Beschäftigten eine Stabilität, auf deren Grundlage die ALV weiter „Qualität auf die Straße bringen“ wolle sagte Diehl und verwies darauf, dass dadurch mehr als 50 Arbeitsplätze in der Region über die nächsten Jahre gesichert würden. „Auf tarifvertraglich vereinbartem Niveau“, ergänzte Zachow. Um Dumpinglöhne zu vermeiden, bestehe für den Ausschreibungsgewinner die Verpflichtung, Busfahrer mindestens nach dem für das private Omnibusgewerbe des Landesverbandes Hessischer Omnibusunternehmer geltenden Tarif zu entlohnen.
Hintergrund zu den betroffenen Buslinien
Die Ausschreibungen erfolgten in Bezug zu den sogenannten Linienbündeln Nord und Linienbündel Südost.
Das Linienbündel Nord besteht aus den lokalen Linien MR-60, MR-61, MR-62, MR-63, MR-64, MR-65 und MR-68. Hierbei werden die Stadt Wetter sowie die Gemeinden Münchhausen, Lahntal und Cölbe in die Linienverkehre einbezogen. Die Schwerpunkte liegen dabei im integrierten Schülerverkehr zu den großen Schulzentren in Marburg und Biedenkopf sowie die Bedienung von acht Grundschulen und der Wollenbergschule in Wetter.
Das Linienbündel Südost besteht aus den lokalen Linien MR-75, MR-80, MR-81, MR-82, MR-84, MR-85, MR-86 und MR-87. Hier liegt der Schwerpunkt im integrierten Schülerverkehr zu den großen Schulzentren in Marburg und Kirchhain sowie zur Gesamtschule Ebsdorfergrund. Außerdem gehören vier Grundschulen, die Stiftsschule Amöneburg und ein Teilbereich der Georg-Büchner-Schule Stadtallendorf zu diesem Linienbündel. Die bisher mit hohen Kosten eingekauften freigestellten Schülerverkehre zur Grundschule Großseelheim und zur Grundschule Wittelsberg wurden jetzt in die Linienverkehre integriert.
Ergänzt wird der Linienverkehr durch den Einsatz von Anruf-Sammel-Taxen (AST). So wolle man „nach den Vorgaben des Nahverkehrsplanes ein Höchstmaß an ÖPNV-Versorgung auch für die Bevölkerung in kleineren Ortsteilen sicherstellen“, sagte Zachow.