Marburg-Biedenkopf – Der Bau einer Straße oder eines Gebäude bedeutet fast immer einen mehr oder weniger starken Eingriff in die Natur. Hierfür sieht das Naturschutzrecht einen Ausgleich vor, um dem Naturschutz Rechnung zu tragen. Zur Finanzierung dieses Ausgleichs dient das „naturschutzrechtliche Ersatzgeld“, die frühere „Ausgleichsabgabe“ - eine zweckgebundene Abgabe, das Geld muss also für den Naturschutz genutzt werden. Einen Querschnitt verschiedener Naturschutzprojekte aus Mitteln des naturschutzrechtlichen Ersatzgeldes hat der für Naturschutz zuständige Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow an vier Stationen rund um Bad Endbach, Angelburg und Gladenbach vorgestellt. Mit von der Partie: Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises und Partner, mit denen der Kreis vor Ort zusammenarbeitet.
„Mit den vier heute gezeigten Projekten möchten wir Beispiele unserer Arbeit für den Erhalt und auch die Wiederherstellung unserer heimischen Flora und Fauna aufzeigen“, sagt Zachow. Maßnahmen, die zudem beispielgebend für die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren und Ebenen seien und auch den Sinn des Ersatzgeldes verdeutlichten.
Eines dieser Naturschutzprojekte findet sich nördlich des Bad Endbacher Stadtteils Bottenhorn. Dort hat die untere Naturschutzbehörde des Landkreises bereits vor einigen Jahren eine direkt an der Perf gelegene ehemalige Fischteichanlage erworben und von der Firma Petri aus Angelburg-Gönnern zu einem naturnahen Amphibienbiotop umgestalten lassen. In den darauf folgenden Jahren kamen weitere anliegende Grundstücke hinzu. Auf dem ganzen Areal wurden mit den Mitteln des Ersatzgeldes unter anderem Gesteinsrampen, Buchten und kleine Tümpel angelegt und die Uferbefestigung entfernt. „Maßnahmen, die sowohl dem Arten,- wie auch dem Hochwasserschutz nützen“, erläutert Zachow.
Damit wurde dafür gesorgt, dass sich die Strömung dieses Teils der Perf verringert und auch die nun umliegenden Tümpel mit Wasser versorgt werden. Entstanden ist dabei eine Kinderstube für Jungfische und zahlreiche Amphibienarten. Von Anfang an begleitet wurden die Arbeiten durch Erich Sänger vom Naturschutzbund (NABU) Lixfeld.
In Angelburg-Lixfeld machen Blüten einen Teil des Friedhofs zum Lebensraum für viele Insekten. Die Gemeinde hat hier eine Fläche zur Verfügung gestellt, die gemeinsam von der Naturschutzbehörde des Landkreises und der Firma Wildsaaten/Wieden aus Wetzlar zu einer artenreichen Blühfläche entwickelt wurde, die mittlerweile vielen Schmetterlinge, Hummeln und insbesondere Wildbienen Nahrung bietet und als Rückzugsort dient.
Im Nachbarortsteil Frechenhausen, im Beuerbachtal, stellt Landwirt Müller einige Flächen langfristig für den Naturschutz zur Verfügung. In den von dessen Hochlandrindern beweideten Grünflächen wurden mehrere flache Tümpel angelegt. Mittlerweile haben hier viele Frosch-, Kröten,- und Vogelarten, unter anderem die streng geschützten Geburtshelferkröte und das Braunkehlchen, ein neues Zuhause gefunden.
In Gladenbach-Mornshausen hatte die Ortsgruppe für Vogelschutz Mornshausen e.V. bereits 2009 das Feuchtbiotop „In den Rauwiesen“ angelegt. Sechs Jahre später übernahm der Landkreis das als Lebensraum für Amphibien und Vögel angelegte Areal und ließ es in den Wintermonaten durch Arbeiten der Firma Weiand zu neuem Leben erwecken. Maßnahmen, die heute offenbar nicht von nur zahlreichen Amphibien-, sondern auch vielen Libellenarten geschätzt werden.
„Die lokalen Akteure, die Kommunen, Naturschutzgruppen und örtlichen Vereine sind für uns bedeutsame Partner, die wichtige und sichtbare Beiträge zum Naturschutz leisten – und das ehrenamtlich“, betonte der Erste Kreisbeigeordnete. Auch die Leistung der Landwirte, die zum Beispiel ihre Rinder zum Weiden auf die Flächen schicken, sei ein nicht zu unterschätzender Aspekt des Naturschutzes, hob Zachow hervor.