Inhalt anspringen

Pressemitteilung 153/2017

02.05.2017

Gemeinsame Pressemitteilung der Univrsitätsstadt Marburg und des Landkreises Marburg-Biedenkopf: Stadt und Kreis informieren: K.O.-Tropfen – die Gefahr der Unsichtbarkeit

Ab dem 9. Mai machen Plakate in den Bussen von Kreis und Stadt auf die Gefahren von K.-O.-Tropfen aufmerksam. Katharina Nickel (Frauennotruf Marburg), Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies, Landrätin Kirsten Fründt, Lea Grigat (Frauennotruf Marburg), Claudia Schäfer (Frauenbeauftragte des Landkreises) und Dr. Christine Amend-Wegmann (Gleichstellungsbeauftragte der Universitätsstadt Marburg) stellten die gemeinsame Aktion vor. Foto: Landkreis Marburg-Biedenkopf

Marburg/Marburg-Biedenkopf (). Vom 9. bis 15. Mai werden in Marburgs Bussen und bis zum 22. Mai in Bussen des Landkreises Marburg-Biedenkopf Plakate mit der Aufschrift „Nein zu K.O. Tropfen – Nein zu Gewalt gegen Frauen“ zu sehen sein. Sie sollen auf das Thema sexualisierte Gewalt unter der Verabreichung von K.O.-Tropfen aufmerksam machen.

Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und Landrätin Kirsten Fründt haben die Aktion gemeinsam mit dem Verein Frauennotruf Marburg, dem Gleichberechtigungsreferat der Stadt, dem Frauenbüro des Landkreises und den Stadtwerken Marburg vorgestellt.

Das Plakat stellt vier verschiedene Szenerien dar, in denen jeweils ein Trinkgefäß farblich hervorgehoben wird: eine Wasserflasche in einem Konferenzraum, ein Glas in einer Bar, ein Weizenbierglas auf einer Familienfeier und eine Wasserflasche in einem Regal einer Universitätsbibliothek. Für diese Busaktion haben sich das Gleichberechtigungsreferat der Stadt Marburg, das Frauenbüro des Landkreises Marburg-Biedenkopf und der Frauennotruf Marburg zusammengetan, um auf diese Weise eine breite Öffentlichkeit für die Thematik zu schaffen.

Vermutlich denken die meisten Menschen bei K.O.-Tropfen an Clubs, wilde Partys, große Menschenmengen mit vielen unbekannten Personen. Nicht zu Unrecht, denn Partys stellen ein Umfeld da, in denen K.O.-Tropfen vorkommen. „Es ist jedoch nicht das einzige Umfeld“, fügt die Projektleitung des Frauennotrufs Marburg Lea Grigat hinzu. „Die Erfahrung lehrt, dass sexualisierte Gewalt unter der Verabreichung von K.O.-Tropfen vor allem in bekannten Kreisen und leider auch außerhalb von Partys stattfindet.“ Das gelte z. B. für private Zusammenkünfte wie eine Familienfeier oder für berufliche Dienstausflüge. Die verabreichende Person könne in diesen Fällen kein Fremdtäter sein, führt Grigat aus.

Doch was verbirgt sich eigentlich hinter diesen K.O.-Tropfen? Gemeint sind größtenteils farb- und geruchlose Narkose- und Betäubungsmittel wie Ketamin oder Benzodiazepine. Eine weitere bedeutsame Rolle spielt die Partydroge GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure )/GBL (Gamma-Butyrolacton), die auch unter Liquid Ecstasy, Limo, G oder Liquid bekannt ist.

Sie alle haben eine beruhigende Wirkung und können zu Bewusstlosigkeit, „Willenlosigkeit“ und Handlungsunfähigkeit führen. Oft fehlen nach einer Bewusstlosigkeit die Erinnerungen an die vorangegangenen Stunden. Die Wirkung der jeweiligen Substanzen (vor allem aber GHB/GBL und Ketamin) ist sehr unberechenbar und daher nicht immer die gleiche. Sie hängt von der Dosierung der Substanz, dem Körpergewicht und der Menge ab, die eine Person zuvor gegessen hat. Gerade niedrig dosiert, haben GHB/GBL eine enthemmende Wirkung. Wenn Alkohol hinzukommt, wird dieser eher für das enthemmte Verhalten verantwortlich gemacht, als dass andere (verabreichte) Substanzen vermutet werden. Doch gerade im Zusammenhang mit Alkohol seien K.O.-Tropfen besonders riskant, da der Mischkonsum und aber auch schnelle Überdosierungen zu Atemstillstand führen können.

Die Erinnerungslücken und die Ungewissheit über das Geschehene erschweren die Situation sowohl für die Betroffenen als auch für das Umfeld der jeweiligen Person. Die kurze Nachweisbarkeit der Substanzen von nur sechs bis zwölf Stunden und das häufige Infragestellen der Integrität einer Betroffenen („Hast du nicht einfach ein bisschen viel getrunken?“) tragen oft dazu bei, dass Straftaten nicht angezeigt und Betroffene oftmals viel zu wenig unterstützt werden. „In solchen Situationen können sich Frauen vertrauensvoll an den Frauennotruf Marburg wenden. Die bisherige Erfahrung zeigt jedoch auch, dass es größere Sensibilität im medizinischen und polizeilichen Bereich braucht“, merkt Lea Grigat an.

Die Aktion in den Bussen ruft dazu auf, dass befreundete Menschen aufeinander und auf ihre Gläser achten, sich gegenseitig Glauben bei plötzlichem Unwohlsein schenken und K.O.-Tropfen als mögliche Ursache für Schwindel oder Bewusstlosigkeit in Betracht ziehen. Dabei gilt es schnell zu handeln und gegebenenfalls den Rettungsdienst zu rufen.

„Wir unterstützen diese Plakataktion, weil nur durch ausreichende Informationen zum Thema K.O.-Tropfen die Möglichkeit zum Handeln besteht und die Menschen sensibilisiert werden. Betroffene sollen unbedingt wissen, dass wir mit dem Frauennotruf Marburg kompetente Ansprechpartnerinnen vor Ort haben, an die sie sich vertrauensvoll wenden können“, so Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Landrätin Kirsten Fründt ergänzt: „Wir wollen dazu beitragen, Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen und einmal mehr ein klares Zeichen gegen Gewalt setzen“. Der Runde Tisch „Keine Gewalt gegen Frauen und Kinder“ im Landkreis Marburg-Biedenkopf setze sich auf vielfältige Weise gegen jegliche Form von Gewalt gegen Frauen und Kinder ein. „Gewalt hat sehr unterschiedliche Erscheinungsformen, etwa auch sexualisierte Gewalt nach dem Verabreichen von K.O-Tropfen“, betont die Landrätin.

Der Frauennotruf Marburg ist unter der Telefonnummer 06421 21438 erreichbar und bietet unter www.frauennotruf-marburg.de (Öffnet in einem neuen Tab) weitere Informationen.

Vielen Dank fürs Teilen

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise