Marburg. Ende November 2016 trafen sich ca. 50 kommunale Koordinatorinnen und Koordinatoren sowie Projektmitarbeitende aus dem ESF-Bundesprogramm "JUGEND STÄRKEN im Quartier". Ziel der Veranstaltung war es, gemeinsam der Frage nachzugehen, wie Mikroprojekte genutzt werden können, um einen Mehrwert für junge benachteiligte Menschen und das Quartier, in dem sie leben, zu schaffen. Durchgeführt wurde die Themenwerkstatt von der Regiestelle des Programms, dem Bundesamt für Zivilgesellschaftliche Aufgaben – BAFzA aus Köln.
Auf Einladung der Universitätsstadt Marburg und des Landkreises Marburg-Biedenkopf fand die Veranstaltung in den Räumlichkeiten der IKJG (Initiative für Kinder, Jugend und Gemeinwesenarbeit e. V.) im Marburger Stadtteil Stadtwald statt. Durch die Auswahl dieses Veranstaltungsortes hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ein Fördergebiet und einen Mikroprojektträger vor Ort kennen zu lernen. Von den bundesweit insgesamt 178 Modellstandorten (in Hessen allein sind es 15) zeichnet sich die örtliche Region dadurch aus, dass hier sowohl der Landkreis Marburg-Biedenkopf, als auch die Sonderstatus- und Universitätsstadt Marburg Träger eines jeweils eigenständigen Projektes sind.
Bürgermeister Dr. Franz Kahle und Uwe Pöppler, Fachbereichsleiter Familie, Jugend und Soziales des Landkreises Marburg-Biedenkopf zeigten sich in ihren Grußworten sehr erfreut darüber, dass Stadt und Landkreis gemeinsam Gastgeber dieses Forums sein dürfen.
Nach rund zwei Jahren Projektlaufzeit wurden bundesweit bereits 647 Mikroprojekte bewilligt. Davon waren 18 aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und der Universitätsstadt Marburg. Die Mikroprojekte waren z.B. handwerklich, kulturell, künstlerisch oder sportlich ausgerichtet. Ziel aller war es sowohl die Kompetenzen der Zielgruppe, als auch deren soziales Wohnumfeld in den Fördergebieten zu stärken.
„Mikroprojekte geben uns als Kommune die Möglichkeit, Jugendliche dort abzuholen, wo sie gerade stehen sowie ihre Interessen aufzugreifen. So wollen wir insbesondere die Jugendlichen erreichen, die sich anderen Angeboten meist aufgrund ihrer sozialen und persönlichen Lebensumstände entziehen“, sagte Marburgs Bürgermeister Dr. Franz Kahle.
Uwe Pöppler stellte heraus, dass die Herausforderungen bei der Projektumsetzung für Stadt und Landkreis sehr unterschiedlich seien: „Für einen Flächenlandkreis sind bestehende Netzwerke vor Ort besonders wichtig, um neue Kontakte aufzubauen und einen Zugang zu den Jugendlichen zu bekommen.“
Phillip Klein vom Institut für Stadtplanung und Sozialforschung Weeber+Partner erläuterte in seinem Vortrag Erfolgsfaktoren und Herausforderungen für Projekte an der Schnittstelle zwischen Sozialraumorientierung und Jugendsozialarbeit.
Mikroprojekte sind damit an der Schnittstelle zwischen Jugendsozialarbeit und Quartiersmanagement angegliedert. Mikroprojekte ergänzen die Programmbausteine Einzelfallhilfe (Case Management), die Beratung und Aufsuchende Arbeit. Sie sind, anders als die anderen Programmbausteine von JUGEND STÄRKEN im Quartier, als Gruppenangebote konzipiert und deshalb besonders dazu geeignet Kompetenzen wie Teamfähigkeit oder Gemeinschaftssinn zu fördern.
Von den Wirtschaftsjunioren Deutschland wurde das aus Bundesmitteln finanzierte Projekt „JUGEND STÄRKEN: 1000 Chancen“ vorgestellt, mit dem auch sie junge Menschen am Übergang von der Schule in den Beruf unterstützen. Diskutiert wurden Erfahrungen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit.
Zentrale Ergebnisse der anschließenden Diskussion waren, dass sich der Sozialraum auch auf neue soziale Medien (WhatsApp, Twitter, etc.) ausweitet und für die Planung und Steuerung von Mikroprojekten feste Vernetzungsstrukturen etabliert werden sollten. Eine langfristige Einbindung der Jugendlichen in die Projekte gelingt jedoch nur durch eine intensive, ganzheitliche sozialpädagogische Beziehungsarbeit.
Ergänzende Informationen:
Das Modellprogramm JUSTiQ wird seit Jahresbeginn 2015 von den Bundesministerien für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit umgesetzt. Dafür stehen rund 115 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds und 5 Millionen Euro aus Bundesmitteln zur Verfügung. Dieses ressortübergreifende Programm unterstützt junge Menschen mit Startschwierigkeiten beim Übergang von der Schule in den Beruf und kombiniert dies mit einer Fokussierung auf benachteiligte Stadtteile, Gemeinden oder Landkreise, die Gebiete des Programms „Soziale Stadt“ sind oder vergleichbare Fördergebiete aufweisen.